Burgunder aus der Burgund und dem Jura treffen fastburgundische Burgenländer

Ahnungslos

Man kann über Dinge reden und schreiben, von denen man eine Ahnung hat. Das ist meistens schön, manchmal aber fad. Und man kann über Dinge reden und schrieben, von denen man keine Ahnung hat. Das ist meistens blöd, manchmal aber reizvoll. „Irgendwann einmal Burgund“, hat sich der Rudl schon öfter gedacht. Und irgendwann ist zumindest einmal jetzt. Bei „Burgund“ denkt Monsieur Rudolf zuerst an das Nibelungenlied und an die Vandalen. Vielleicht ist das ein Grund, warum er mit dieser französischen Weinbauregion nicht und nicht „auf Du und Du“ kommen will.

Landschaftsreliefs

Spektakulär sind die Berge und Hänge im Saône-Graben ungefähr so wie der Laaer Berg, zumindest über der Erde. Die Talsohle zweihundertzwanzig Meter über dem Meer, die Plateaux noch einmal gut hundert über dem Bach, zumindest was die Côte d’Or betrifft. Ein bissl weiter drunten im Beaujolais schaut die Geschichte anders aus, in fast jeder Hinsicht.

In Burgund grenzen die Bruchlinien nicht nur Jurakalk und Mergel am oberen Hang von Sand, Ton und Wasser unten zum Tal hin ab, sondern auch Spekulationsobjekte von Massenweinen.

Seinerzeit

Ähnlich dem Elsass und der Rhône ist Burgund ein Grabenbruch. Alle drei sind sie Überbleibsel des Risses, der im Tertiär von der Nordsee bis zum Mittelmeer geführt hat. Aber das ist ja jetzt auch schon wieder gut vierzig Millionen Jahre und also eine halbe Ewigkeit her. Davor war außer einer Jurakalkdecke nicht viel da gewesen, vom Goodison Park in Liverpool bis in den Vorderen Orient. Das wiederum hat damit zu tun gehabt, dass der Jura klimatechnisch eine ganz gemütliche Angelegenheit gewesen sein muss, heute vielleicht vergleichbar mit der Karibik. Freilich war das noch vor der Erfindung des Reggae. Darum haben von diesen Annehmlichkeiten eigentlich nur die Seelilien und die Ammoniten etwas gehabt. Aber dass es eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen der Karibik und renommierten Weinbauorten gibt, das haben der Kurtl und Sexualberater Karl Horak schon 1985 publiziert. Auch schon ein Zeitl her, wenn auch nicht so lange wie das Tertiär.

Irgendwann scheint der Geologie das „Chillen“ langweilig geworden zu sein und es muss Bewegung in die Sache gekommen sein. Im Großen wie im Kleinen. Im Großen haben wir jetzt die Pyrenäen und die Alpen, im Kleinen einen bemerkenswerte, kalkreiche Aufwölbung nördlich von Beaune an der Côte de Nuits. An der scheint Pinot Noir einen Narren gefressen zu haben. Orte wie Fixin, Gevrey-Chambertin oder Vougeot können ein Lied davon singen. Die mergelreichere Absenkung südlich davon an der Côte de Beaune dürfte Chardonnay und Aligoté konvenieren, ob in Meursault, Puligny-Montrachet oder Chassagne. Den Mergel haben wir den Austern zu verdanken. Die haben im Kalkschlamm gehaust und die kann man heute in den Weingärten von Volnay oder Pommard noch bewundern. Irgendwo um Pommard, Volnay und Meursault geht dann der pinotträchtige Boden in den eher dem Chardonnay zugetanen über, appellationstechnisch in Meursault. Dominique Lucas kann das wurscht sein, weil er aus sämtlichen Appellationen ausgestiegen ist. Seine zwei Hektar Rebfläche befinden sich in Pommard. Darüber hinaus bewirtschaftet er sechs Hektar in Hochsavoyen am Südufer des Genfer Sees. Biodynamisch, das heißt Behandlung der Stöcke mit medizinischen Alpenkräutern, Schafe im Weingarten nach der Lese, teilweise an die hundert Jahre alte Reben, Bearbeitung mit Pferd, im Keller Holzfässer, Betoneier und Amphoren. In Pommard wachsen Pinot Noir, Chardonnay und Aligoté. Die bilden das Rückgrat des dieswöchigen Studienprogramms an der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, ergänzt durch weingewordene Referenzdaten, an deren Seite Pommard keine gemähte Wiese vorfinden wird.

  • Hautes-Côtes de Beaune Rouge Héritage de mes Ancêtres 2014, Les Vignes de Paradis, Côte d’Or, Vin de France
  • Hautes-Côtes de Beaune Blanc Héritage de mes Ancêtres 2014, Les Vignes de Paradis, Côte d‘Or, Vin de France
  • Bourgogne Aligoté Face au Levant 2014, Les Vignes de Paradis, Côte d’Or, Vin de France
  • Les Corvées sous Curon 2012, Domaine de la Tournelle, AOC Arbois, Jura
  • Sankt Laurent vom Stein 2010, Josef Umathum, Burgenland
  • Grauer Burgunder 2015, Josef Umathum, Burgenland
  • Weißburgunder 2013, Dankbarkeit Josef Lentsch, Burgenland

natürlich nicht ausschließlich diese sieben Burgunder

am Donnerstag, den 2. Juni und am Freitag, den 3. Juni

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt Seelilien, Ammoniten und alle Nichtversteinerten!