Autrement! Sauvignon vom Opok. Horizontal und vertikal. Indoorkonsumation ausschließlich mit bestätigter Reservierung

Der Öffnungstag am letzten Dienstag hat gut funktioniert. Darum wird Caviste Rudolf Polifka weiterhin Wein mit dem Radl zustellen, aber am Dienstag und am Donnerstag auch von 16 bis 21 Uhr aufsperren und ausschenken. In der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ist eine Ausschank aber nur mit bestätigter Reservierung möglich. Der Rudl muss das sehr ernst nehmen und er tut es auch.

Rebsorte. Über weite Strecken eine Wiederholung

Irgendwann müssen einander irgendwo an der Loire Traminer und Chenin Blanc kennengelernt haben. Und was ist dabei herausgekommen? Der Sauvignon ist dabei herausgekommen. Kleine Beeren, dicke Schalen und späte Reife.

In Bordeaux ist es noch gar nicht so lange her, dass sich Sauvignon gegenüber

Ugni Blanc als meistangebaute Weißweinrebe etablieren können hat. In der Steiermark ist das deutlich früher klar gewesen. Vielleicht ist das ein Grund, warum der Rudl steirische Sauvignons viel lieber trinkt als solche aus Pessac-Leognan oder Graves. Vielleicht liegt das aber auch am Holz.

Sauvignons von der Loire hat der Rudl schon ein paar ziemlich gute getrunken. Edmond Vatan und Didier Dagueneau, beziehungsweise dessen Sohn Louis-Benjamin sind und bleiben für ihn die Referenz.

Der Sancerre Clos la Néore von Edmond Vatan zählt ganz sicher zu den besten zehn Weinen, die der Rudl jemals getrunken hat, nicht jeder Jahrgang, aber 2005, 2008 oder 2010 waren Weine, die der Rudl nicht so schnell vergisst. 2015 war weniger kolossal.

Alphonse Mellot, Vacheron, Alexandre Bain, Sebastien Riffault und die beiden Cotats sind des Rudls Erachtens die besten Sauvignon Winzer an der Loire nach den beiden erstgenannten.

Stellen Sie sich wieder den ehemaligen Ö3-Musicbox-Moderator Günter Brödl oder den ehemaligen Moderator des Ö3 Weckers Dieter Dorner vor. Und stellen Sie sich einen Ö3-Moderator … nein! Tun Sie das lieber nicht.

Das ist Sauvignon Blanc: vor allem beides: dezent und laut.

Rebsortensteckbrief

Rebsortenchrakteristisch werden Stachelbeere, Brennessel, Cassis und Paprika gerne mit Sauvignon Blanc in Verbindung gebracht. Auch eine gewisse Rauchigkeit gilt heute als ziemlich angesagt. Die kann von einem Feuersteinboden kommen, bei Weinbaumeistern, die gerne und viel schwefeln, aber auch von einer Überdosis Sulfite und vermutlich auch andere Ursachen haben.

Sauvignon wächst kräftig, neigt zu Verrieselung, weshalb man, selbst wenn man wollte, kaum mehr als sechzig bis siebzig Hektoliter pro Hektar herausbringt. Vom Sauvignon Graf von Sepp Muster gibt es zwanzig bis fünfundzwanzig Hektoliter pro Hektar.

Sauvignon vom Opok, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Opok ist ein lokaler Ausdruck für Kalkmergel. Der Sauvignon vom Opok wächst am unteren Drittel der steilen Weinhänge von Maria und Sepp Muster.

Ein Wein von Sepp Muster ist nicht filtriert und erst recht nicht mit irgendwelchem Schnickschnack angereichert. Auch in seinem Gärverhalten ist er autonom. Minimale Schwefelzugabe und zwei Jahre im großen Holzfass.

2006

Ein heißer Jahrgang, schon während der Blüte. Das kann das Ankeimen der Pollen verhindern. Verrieselung. Direkt erwünscht ist die nicht. Als Kollateralnutzen kann aber erhöhte Lockerheit in der Traube die Folge sein.

Heiß ist es dann weiter gegangen. Bis in den Herbst hinein.

2007

Der Zweitausendsiebener gilt in Österreich als hervorragender Jahrgang, in der Steiermark als Jahrhundertjahrgang, weniger Gradation und mehr Säure als der Vorgängerjahrgang, passable Menge.

Mild und wenig Schnee im Winter, kurz ein bissl eine Reminiszenz an die Winterheit „als solches“ im März, von der sich die Weingärten aber mäßig beeindrucken lassen haben. Früher Austrieb, fast schon Rekordwärme im April, Mai und Juni prolongieren das fast schon kitschig wachstumsfördernde Wetter. Am Beginn der zweiten Julihälfte Rekordhitze. Dass es Anfang August 2013 noch heißer wird, hat der Sommer Zweitausendsieben nicht wissen können. Im August hat sich das Wetter dann wieder erfangen. September dann etwas kühler. Die mancherorts erhoffte verfrühte Lese, allerdings ohne die mancherorts erhoffte überhöhte Gradation. Der Grund, warum der Jahrgang gerade in der Steiermark besonders gut ausgefallen ist, könnte der Regen im September sein. Der hat in der Steiermark nämlich nicht stattgefunden.

So oder so, der Oktober war dann ziemlich ideal, untertags trocken und warm, morgendlich und nächtlich trocken und frisch. Nicht die allerungünstigsten Konditionen für eine konvenierende Aromatik, wenn es nach dem Rudl seinem Geschmack geht. Der vergleichsweise geringere Ertrag ist auf den überproportional hohen Anteil an Prädikatsweinen zurückzuführen.

Sauvignon vom Opok 2013

Dem Rudl sein Lieblingsjahr war geprägt von Kontrasten. Jänner und Februar waren niederschlagsreich und kalt. Hundertneunzentimeter Schnee fallen in Bad Radkersburg nicht jeden Februar.

In Klöch hat es zu Ostern noch geschneit. Irgendwann hat aber das sturste Wetter ein Einsehen. 2013 war das Mitte April. Nur hat sich sehr bald gezeigt, dass die Niederschläge nur eine Pause gemacht hatten.

Ein Mai, an dem sich keiner ein Beispiel nehmen muss. Dafür dann eine Affenhitze Mitte Juni, und das obwohl in diesem Jahr überhaupt keine Fußballwelt- oder -europameisterschaft stattgefunden hat. Eine der vielen Arbeitshypothesen vom Rudl besagt ja, dass die Junis in geraden Jahren so affenartig heiß sind, damit man beim Fußballschauen zuhause mehr Bier trinkt. Aber vielleicht ist diese These in Zeiten des Publicviewing zu modifiziern, Dann eigentlich nur mehr Hitzewellen. Höhepunkt am 8. August. Dann zumindest eine Spur raisonabler.

 

2016

Sensationell gute Weine. Für den Rudl wahrscheinlich der Jahrgang des Jahrzehnts. Leider gibt es wenige.

Viel zu trockener und vor allem zu warmer Winter, massiver Frost Ende April. Manche haben besonderes Pech gehabt und sind dann im August noch vom Hagel derwischt worden.

 

2017

 

Extrem kalter Jänner, extrem warmer März und wieder Frost Ende April und Anfang Mai. Die Weinbauern waren gut vorbereitet. Der Frost ist auch nicht ganz so rabiat gewesen wie 2016. Darum haben sich die Schäden in Grenzen gehalten.

Dann ist es extremement trocken geworden. Wenn wir Jacques Maillet nicht folgen und es endlich Autrement! machen, wird die Trockenheit die Regel und nicht die Ausnahme werden und Corona ein Lercherl im Vergleich zur Klimakrise gewesen sein.

Letztlich hat es mehr Wein gegeben. Die Qualität ist durch kühle Nächte im September und im Oktober noch erstaunlich gut geworden.

  • Sauvignon vom Opok 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4/6)
  • Sauvignon Blanc vom Opok 2016, Alice und Roland Tauss, Leutschach, Steierland (4/6)
  • Sauvignon Vom Opok 2016, Werlitsch, Glanz, Steirerland (4/6)
  • Sauvignon vom Opok 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4,50/7)
  • Sauvignon Blanc 2007, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4,50/7)
  • Sauvignon Blanc 2006, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4,50/7)

(in Klammer zuerst der Preis für das Sechzehntel, dann der für das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

diese Woche am Dienstag, den 26. Mai und am Donnerstag, den 28. Mai

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf 2. und 4. Juni

Baskenland oder Riesling

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass es jetzt definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbst verschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist und man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Rudolf Polifka grüßt rhetorisch fragend: Leiharbeitssklaven? Immer weniger Aufwand für immer noch mehr Gewinn? Optimierungsfaschismus? – Autrement!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung mit dem Fahrrad innerhalb von Wien