Im Namen der Ausgewogenheit und der Gewogenheit: Sommerweine, Winterweine, 1 Herbstwein – alles zusammen sowieso Weine, die sich einer Zuordnung entziehen

Der akademisch geprüfte cycling Caviste Rudolf Polifka öffnet diese Woche noch zweimal die Pforten seines Weinkaufsladens, ziemlich sicher zum letzten Mal vor September.

Zu diesem Anlass wird er sich seines selbst verordneten Gebotes der Ausgewogenheit besinnen und entgegen seiner ursprünglichen Absicht nicht nur Sommerweine glasweise kredenzen.

Sommerweine

Mit diesen ist es so eine Geschichte, meistens keine gute. Dem Rudl seine Erstassoziation mit Sommerweinen ist Rosé, wobei Herr Rudolf gerne hinzufügt, dass es äußerst kompetente Rosés gibt, aber nicht viele. Dem Rudl seine Zweitassoziation mit Sommerwein ist künstlich fruchtiger Weißwein, der das Kohlenaroma am Grill verbrannten Fettes überbrüllen soll. Horribel!

Industriezuckerl im Glas werden Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, kommende Woche beim Rudl keine bekommen, den einen oder anderen Rosé, von dem Caviste Rudolf überzeugt ist, schon, dazu ein paar Weiße, die sich alkoholmäßig in Dezenz üben, aber der Ausgewogenheit halber auch 1 Herbstwein und sogar drei Weine für den Winter, der, wie man behauptet, bestimmt kommt, was der Rudl wiederum zunehmend anzweifelt.

Und da sind wir beim Punkt.

Viele der Maßnahmen, die in den letzten drei bis vier Monaten ergriffen worden sind, hat der Rudl gut nachvollziehen können. Das halsbrecherische Tempo, in dem jetzt, wie man sagt, gelockert wird, versteht er nicht. Wer das Tragen von Mundnasenschutz in einem sogenannten Supermarkt als unzumutbar erachtet, macht sich in den Augen vom Rudl lächerlich. So eine Mordsgaudi ist der Aufenthalt dort ja sowieso nicht. Und wenn man so einen Fetzen vor dem Mund hat, ist das vielleicht auch ein Motiv, den Abgang zu beschleunigen.

Und was daran so schlimm sein soll, sich einen Sommer lang nicht in einem Club mit Industrieflüssigkeit abfüllen zu lassen, hat sich dem Rudl auch noch nicht eröffnet.

Rudolf Polifka wird Sie weiterhin mit Visier bedienen, er wird weiterhin die Tür offen lassen, Sie um Abstand ersuchen und Handschuhe tragen, letzteres übrigens nicht, weil er sich davon eine direkte Wirkung verspricht, sondern, weil er sich so die Hände öfter waschen kann, ohne dadurch rissige Pratzen zu bekommen oder sich mit Handcrème, die dann partiell auf Ihrem Glasl landet, einschmieren zu müssen.

Und noch etwas

Viel, viel weniger als viele Lockerungsmaßnahmen versteht Rudolf Polifka viele Fördermaßnahmen. Die Exzesswintertouristiker geloben jetzt, die Leere der Menschen in Zukunft moderater auszubeuten. Ha! Und wenn jemand einen Dreck unter die Leute bringt, Bauern unter Druck setzt, miese Qualität unter menschenunwürdigen Bedingungen zu produzieren, den Markt nach der Devise Viel, aber billig! ruiniert, dann gehört der bestraft und zum Teufel gejagt, nicht mit Steuersenkungen, Gutscheinaktionen und Förderungen in seiner Blödheit und Unverfrorenheit unterstützt. Viele von denen, die sich da jetzt bedienen, schaffen eben nicht Beschäftigung, sondern machen die Beschäftigung und à la longue vor allem die Beschäftigten kaputt. Wenn es da noch eines Beweises bedurft hätte, wäre er durch den zynischen Umgang mit dem Coronavirus beim Komasaufen, in der Fleischindustrie oder beim Ramschzusteller erbracht. Ende der Durchsage!

Und noch noch etwas

Cycling Caviste Rudolf Polifka fährt in der Stadt jetzt mit dem Radl. Darum sitzt er nicht mehr in der U-Bahn. Und wiederum darum kann er dort keinen Newsletter mehr schreiben. Darum werden die Ausführungen vom Rudl in Zukunft kürzer sein und auch den einen oder anderen Hinweise auf bereits von ihm selber Kundgetanes enthalten.

Rosa Pearls, Leo Uibel, Retzer Land (2,50/4)

Frizzante von Rotburger, weder süßliche oder künstliche Akzidentien

Rosé 2017, Dupasquier, Aimavgine, Vin de France (2,50/4)

Pinot Noir und Gamay

Rosatant 2017, Joiseph, Jois am Neusiedlersee (3/5) (am Dienstag erst ab etwa 19 Uhr verfügbar!)

Blaufränkisch zum Rosé bestimmt, Lage Neuberg, sieben Monate in gebrauchten Eichenfässern so stehts auf der Homepage

pink solera (nv), Johannes Zillinger, Weinviertel Süd (3/5) (am Dienstag erst ab etwa 19 Uhr verfügbar!)

Sankt Laurent, Syrah, Rösler so ungewöhnlich wie es geht, in Amphoren und im Solera-Prinzip ausgebaut

Quintessence de Chasselas 2016, Dominique Lucas, Ballaison, Haute-Savoie (3/5)

Muskat 3 2018, Dankbarkeit, Neusiedler See (2,50/4)

Chignin-Bergeron Symphonie dAutomne 2016, Les Fils de Charles Trosset, Arbin, AOP Vin de Savoie (5/8)

Roussanne von den Abhängen des Bauges Gebirges, wo der Rudl heuer keinen Tomme kaufen kann

Pinot Gris 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (5/8)

Blaufränkisch 2006, Josef (und damals auch noch Heinrich) Salomon, Falkenstein, Weinviertel Ost (2,50/4)

Bei einem vierzehn Jahre alten Rotwein denken vermutlich nicht viele an Sommerwein, bei einem trockenen Blaufränkisch mit 10,5 Percent Alkohol vielleicht schon.

Črna 2010, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (5/8)

der dunkelste Schaumwein, den der Rudl kennt

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

… nicht nur diese Weine gibt es glasweise

diese Woche am Dienstag, den 30. Juni und am Donnerstag, den 2. Juli

von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung,

dass es jetzt definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist,

dass schon auch die Corona-Krise, aber noch viel, viel mehr die neoliberalistische Deregulierung des Schulsystems Schülerinnen und Schüler zurücklässt, beziehungsweise in die Sackgasse manövriert

und man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Autrement & ein Aus für dumme, die Menschenwürde untergrabende Handlungen! Rudolf Polifka

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kosten- und fast CO2-lose Zustellung innerhalb von und um Wien

 

Der Feinkostladen Europas. Das Baskenland und Pudding nach dreierlei Art

Domaine Arretxea

Die Geographie hat vier Himmelsrichtungen, die drum heißt sie Geographie genau genommen Erdrichtungen sind. Und das Haus von Thérèse und Michel Riouspeyrous, dem begnadeten Weinbauernehepaar aus Irouléguy, hat auch in alle vier Himmelsrichtungen zumindest ein Fenster. Und Monsieur Michel hat dem Rudl einmal nicht ohne Stolz erzählt, dass er auf jeder Seite seines Hauses aus einem Fenster und dabei auf zumindest einen biologisch bewirtschafteten Weingarten schauen kann. Auf zwei Seiten sieht er seine eigenen Rebstöcke, auf einer die von Nachbarn Peio Espil (Domaine Ilarria) und auf der vierten Seite stehen Reben von einem Kollegen, der seine biologischen Trauben an die Genossenschaft liefert.

Haitza. Der Rote von Arretxea

Tannat ist Gerbstoff. Er ist auch nach diesem benannt. Wer reinsortigen Tannat getrunken hat, zweifelt daran keinen Augenblick. Tannat aus Madiran oder Irouléguy hat man früher eine zwanzigjährige Unzugänglichkeit nachgesagt. So lange haben sich die Tannine bitten lassen, es billiger zu geben. Das war eine andere Zeit und das waren andere Weine. Heute versuchen Cabernet Franc oder oder und Cabernet Sauvignon dem Tannat das Wilde ein bissl herunter zu räumen. Auf die Idee, einen Irouléguy Primeur oder einen Tannat Junker zu keltern, wird so schnell trotzdem niemand kommen.

Santé!

Tannat soll die gesündeste Rotweinrebsorte der Welt sein. Dass es gesünder ist, Wein aufzuheben, als Wein zu trinken, das hat der Rudl in diesem Zusammenhang auch schon angemerkt. Ihm gefällt diese Überlegung auf alle Fälle. Und manchmal fragt er sich, was ihn massiver treffen würde: Wenn ihm jemand das Weintrinken untersagt, oder wenn ihm jemand das Weinsammeln untersagt? Medizinalräte nennen freilich andere Gründe für die positiven Auswirkungen von Tannat auf die Gesundheit. Kein anderer Wein entwickelt so einen Haufen an Procyanidin wie Tannat, viermal so viel wie jeder andere Rotwein, zumindest wenn er traditionell gekeltert wird und also drei bis vier Wochen auf der Maische steht – manchmal auch ungerebelt – und dann im alten Holz ausgebaut wird. Procyanidin beugt Herz- und Kreislauferkrankungen vor und fängt Radikale.

Heute versucht man die Typicität der Rebsorte zu erhalten, aber seine Trinkreife zu beschleunigen. Den besseren Weinbauern gelingt das. Deren Weine zeichnen sich durch reife Tannine und Brombeeraromen aus.

Irouléguy

Dass es sich beim Rudl seiner Lieblingsappellation Irouléguy um einen geologischen Fleckerlteppich (Yves Hérody) handelt, hat Caviste Rudolf nicht einmal erwähnt. Kalk, Eisen, Schiefer, Ophite sind die bedeutendsten Bestandteile der Böden dort unten.

Roter Sandstein

stammt aus dem unteren Trias, ist also knapp 230 Millionen Jahre alt. Die vom Sandstein dominierten Böden weisen einen hohen Eisengehalt auf, sind sauer, die Böden, und oft in Terrassen angelegt.

Kalk aus dem Jura

supportiert vor allem die Rebstöcke der Domaine Ilarria, ist gut fünfzig Millionen Jahre jünger, aber auch ganz schön alt.

Schiefer

ist älter als Sandstein und Kalk zusammen, trotzdem aber nur zufällig der Boden, auf dem die Domaine Arretxea begonnnen hat.

Vulkanischer Ophite

ist im Gegensatz zum Sandstein basisch und liegt als Streusplitt in der Einfahrt zur Domaine Arretxea. Vielmehr weiß der Rudl darüber nicht, denn er ist gstudierter Theologe, nicht Geologe. Gerne wäre er beides.

Jurançon

Fährt man von Irouléguy nach Ostnordosten, kommt man bald nach Pau und in die Appellation Jurançon. Genau genommen handelt es sich bei den Menschen dort nicht um Basken, sondern um Béarnesen. Aber We-an ist von Béarn weit genug entfernt, wenn Sie dem Rudl diesen Kalauer erlauben, dass der da ein oenologisches Auge zudrückt.

Poudingues

Charakteristisch für den Jurançon sind die Poudingues, Sedimentsgesteine, die der Gave de Pau aus den Pyrenäen heraus geschwemmt hat. Das Wort Poudingues haben sich die Franzosen im achtzehnten Jahrhundert von den Engländern ausgeliehen. Freilich bezeichnen diese damit ihre Kuchen. Bei uns ist ein Pudding wieder etwas anderes, aber in Sachen Härte sicher dem englischen Kuchen näher als dem béarnesischen Weingarten. Dafür ist in Sachen Größe wiederum der englische Kuchen den Steinen im Jurançon näher als dem Schokoladepudding, den etwa dem Meister Eder die Frau Eichinger macht.

An sich war Jurançon immer eine Süßweinappellation und es gibt dort Menschen, die halten trockenen Jurançon heute noch für ein Sakrileg.

Irouléguy Rosé 2011, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest, (3/5)

Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest, (5/8)

Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

Hégoxuri 2009, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

Haitza 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

Jurançon 2010, Domaine Uroulat, AOC Jurançon, Sud Ouest (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

… nicht nur diese Weine gibt es glasweise

diese Woche am Dienstag, den 23. Juni und am Donnerstag, den 25. Juni

von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Vorschau auf die Lehrveranstaltung von MITTWOCH, dem 1. und Donnerstag, dem 2. Juli

für den Verzehr geeignete Sommerweine

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung,

dass es jetzt definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist,

dass schon auch die Corona-Krise, aber noch viel, viel mehr der Neoliberalismus Schülerinnen und Schüler zurücklässt, beziehungsweise in die Sackgasse manövriert

und man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Autrement & ein Aus für dumme, das heißt die Menschenwürde untergrabende Handlungen!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kosten- und fast CO2-lose Zustellung innerhalb von und um Wien

Améthyste von der Domaine des Ardoisières, ein guter Rat von Adolf Holl und was der Rudl in Anbetracht der Notwendigkeit, eine analoge Studienreise durch den Postler zu ersetzten, lernt

Zuerst wieder Danke!, dass das mit dem Reservieren so gut hinhaut. Bitte halten Sie es weiterhin gewissenhaft! Und der Rudl stellt nach wie vor mit dem Radl nicht bis nach Rio, aber in Wien und Umgebung zustellgebühr- und CO2-frei Wein zu.

Privates

Der Rudl ist sich nach wie vor nicht sicher, ob und gegebenenfalls in welchem Ausmaß es in Ordnung ist, hier Privates auszubreiten. Solange das so ist, wird er es in dem Ausmaß, in dem er es als der Stadt und dem Erdkreis dienlich erachtet, tun.

Monsieur Rudolf wird heuer keine Studienreise nach Frankreich durchführen, weil er der Meinung ist, dass es in so einer Situation nicht g’scheit ist, alles was erlaubt ist, gleich auf’s Äußerste auszureizen. Angst müssen Sie aber sicher keine haben, wenn Sie heuer nach Frankreich fahren. Wovor Sie in Frankreich vielleicht Angst haben müssen ist, dass Sie dort bei einem Cavisten ein Flascherl, das Sie angegriffen haben, auch kaufen müssen. „Bouteille touchée – bouteille payée“ (Wer eine Flasche angreift, brennt.) heißt das zum Beispiel bei Bruno Bozzer in Annecy. Das nur als kleiner Hinweis darauf, wie genau man es in Frankreich mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus nimmt. Darum sind Sie in Frankreich vermutlich sicherer als in den meisten anderen Ländern.

Postillion statt Dienstreise

So oder so, heuer spielt es das für Citoyen Rudolf nicht, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und was man vor Ort im Restaurant, bei Cavisten und vor allem bei Weinbauern nicht studieren kann, lässt sich per Fernlernen teilweise ersetzen, zu hundert Percent ohne dabei steuerhinterziehende und hintennach großkotzig Spendenfonds einrichtende Datenbettlerbanden zu unterstützen. Was nötig ist, sind kompetente, analoge Cavisten und ein verlässlicher Briefträger. Mehr braucht der Rudl nicht.

Noch privater. Neobiedermeier II

Anhand des Postlers lässt sich zumindest dem Rudl seiner Meinung nach das Übel der Welt, aber auch der Ausweg aus der selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit sehr schön zeigen.

Der Rudl hat sich schon oft über originelle Arten der Weinzustellung, die letztendlich in einer Nicht-Zustellung resultiert haben, geärgert. Gerade wieder vergangene Woche. Ausnahmslos hat es sich dabei um private Zustelldienste gehandelt.

Darum versendet Herr Rudolf ausschließlich mit der Post.

Wenn Sie dem Rudl bis hierher folgen, dann können Sie aus dem eine gute, eine schlechte oder eine widerliche Konsequenz ziehen.

  • Sie können sich Aktien eines schwindligen Konzerns kaufen und von der menschenunwürdigen Ausbeutung profitieren.
  • Sie können sagen: „Da kann ich ja nix ändern. Das müsste die Politik oder der Markt ändern. Und irgendwann wird sowieso die Technologie soweit sein, dass keine Ausbeutung mehr nötig sein wird.“ Den Rudl erinnert dieser Zugang an das „Deus lo vult“ der Kreuzzüge im Mittelalter. Sauerreien geschehen zu lassen oder sich sogar daran zu beteiligen und zu behaupten, sie seien der Wille einer übergeordneten Macht, auf die man keinen Einfluss habe, (Jenseits-)Vertröstung inclusive. Kindisch.
  • Wenn der Rudl irgendetwas von Marktwirtschaft, parlamentarischer Demokratie, Aufklärung, dem kategorischen Imperativ oder Jesus verstanden hat, dann dass es auf jede Einzelne und jeden Einzelnen ankommt. Wenn der Sowieso ein Produkt verkauft und die Herstellung dieses Produktes einen Schaden anrichtet, dann darf ich dem Sowieso dieses Produkt auf gar keinen Fall abkaufen, und wenn er es mir umsonst nachschmeißt. Und wenn ein Betrieb für sein Produkt oder seine Dienstleistung fast nichts verlangt dafür Menschen, die für ihn arbeiten, ein Mindesmaß an menschenwürdigen Arbeitsbedingungen verweigert, dann ist es nicht smart, wenn ich mich für diesen Betrieb entscheide, sondern zum Speibm. Dann muss ich zumindest den Betrieb wählen, der eine menschenwürdige Behandlung noch am ehesten gewährleistet, auch wenn er für die Beförderung eines Packls vielleicht zwei oder drei Euro mehr verlangt.

Bitte ned!

Kommen Sie jetzt dem Rudl bitte nicht mit „Ich will doch nicht zurück in die Steinzeit! Die Technologie muss das Problem des CO2-Verbrauchs in der Mobilität und bei der Digitalisierung smart lösen.“ Die Technologie, das sind nicht idealistische Phantasten, die gleich legospielenden Kindern in ihren Werkstätten herumtüfteln und auf etwas draufkommen. Die Technologie lebt von Förderungen und findet dort Probleme, wo der Hut brennt, zum Beispiel für einen Tschäsnhersteller, der auf seinen Drecksschleudern trotz Schleuderpreisen, Verschrottungsprämien und weiß der Kuckuck was, sitzen bleibt. Eine andere Sprache verstehen weder der Markt noch die Technologie.

Und wenn jetzt Unternehmerverbände und Gewerkschaften in seltener Einstimmigkeit nach mehr Konsum japsen, dann müssen sie präzisiert werden. Mehr sinnvoller Konsum, unbedingt. Aber weniger von dem Konsum, der Menschenwürde, Natur und letztendlich dann im Namen der sogenannten Optimierung eh auch fast immer die Arbeitsplätze zerstört.

Die „Unterlassung einer dummen Handlung“ hat Adolf Holl als Ziel ausgegeben. Es gibt viele dumme Handlungen und Unternehmungen. Billigfluglinien zum Beispiel, oder Industriegastronomie. Unterlassen wir sie und lassen wir sie zusperren, anstatt sie mit Steuergeld zu retten.

In diesem Zusammenhang zitiert der Rudl einen Bewohner von Kleinhaugsdorf. Der Bewohner hat die Zeit der geschlossenen Grenze letzten Freitag im Europajournal auf Ö1 lapidar mit „Es war eine schöne Zeit“ quittiert.

Crossroads

Wir stehten an einer Kreuzung. An dieser Kreuzung brauchen wir nicht zu warten, bis irgendeine höhere Macht jetzt endlich etwas zum Besseren verändert und an dieser Kreuzung brauchen wir schon gar nicht gscheitln, dass wir genau wüssten, wie es ginge, sich aber leider eh wieder nix ändern wird.

Drei Wege

  • Nützen wir Unmenschlichkeit aus? Das Finanzssystem macht das ohne Schwert, ohne Bomben und vorderhand auch noch fast ohne Diktatur möglich.
  • Suchen und finden wir die Verantwortung in irgendeiner höheren Macht und bedauern kerzlschluckend, dass man da eh nichts ändern könne?
  • Oder kaufen und (unter)stützen wir die Schändung von Menschenwürde jetzt einfach endlich nicht mehr oder zumindest nur im absolut unumgänglichen Ausmaß?

An genau dieser Kreuzung steht der Ich jetzt. Und der Ich steht dort mit seinem Einkaufswagerl im Supermarkt oder im Internet. Und genau dort entscheidet der Ich jetzt, ob nach Corona etwas besser werden wird als vorher oder nicht. Und es entscheidet kein Gott und keine Regierung, auch keine Forschung und kein Markt. Das entscheidet der Ich und die Du und die Wir und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt und nicht irgendwo, sondern da.

Améthyste

Dass Michel Grisard, Brice Omont und ein paar wirklich dickschädlerte Phantasten in den Neunziger Jahren begonnen haben, das nicht nur aufgelassene und mit Wald überwachsene, sondern vor allem abseits aller Weinbauorte liegende Terroir von Cevins zu terrassieren, um es in der Folge mit Jacquère, Altesse, Mondeuse Blanche, Pinot Gris, aber auch Mondeuse Noire und Persan zu bestocken, hat Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, der Rudl schon erzählt. Dass die quarz- und schieferträchtigen Böden steil, karg und nicht besonders tief sind und ein paar andere Details auch. All das steht auch auf der Homepage dieses Weingutes. Dort können Sie sich sogar ein kleines Video darüber anschauen. Und dass dieser Hügel bei Cevins das spektakulärste Terroir der Weinbauregion Savoie, zu deren Appellation er aber nicht zählt, ist, meint Dominique Belluard.

Risiko

Dass diese Geschichte gut ausgehen wird, haben die Protagonisten gehofft. Gewusst haben sie es nicht, obwohl Michel Grisard zu dieser Zeit vielleicht abgesehen von den Dupasquiers der einzige savoyardische Weinbauer war, von dem man außerhalb des Departements Notiz genommen hat. Dafür haben sie (mit Ausnahme von Marc Veyrat) ihn innerhalb von Savoyen für einen Narren gehalten. Und das ist er ja auch.

All das erzählen sie in dem Video. Im Grund genommen ist es jetzt noch nicht sicher, dass es mit dem Weingut der Schieferplatten gut gehen wird, weil die Wetterextreme gerade dort hinten im Isère-Tal mit einer ganz schönen Kraft aneinander geraten können, wenn Sie sich an die drittletzte Etappe der Tour de France 2019 erinnern. Das resultiert nicht immer in hundertprozentigen Ernteerträgen, meistens sogar nicht. Aber mittlerweile ist der Wein dieses Weinguts recht bekannt und wahrscheinlich auch too brilliant to fail.

Den Roten hat der Rudl bis jetzt eher stiefväterlich behandelt. Er heißt Améthyste und besteht im Idealfall zu sechzig Percent aus Persan und zu vierzig aus Mondeuse Noire.

Persan

kennen manche von Ihnen von den Giachinos. Die Rebsorte war fast schon ausgestorben. Acht Hektar hat es 1988 noch gegeben. Anfällig ist Persan so ziemlich für alles, was einem Winzer das Leben schwer machen kann, für Spätfrost ganz besonders. Aber auch für jede Art von Schwammerln. Dass gerade biodynamisch arbeitende Weinbauern Persan gerettet und in der Rebfläche wieder ausgeweitet haben, könnten man als Hinweis darauf sehen, dass man Oidium, Meltau und deren Freunde mit der Natur effizienter bekämpfen kann als mit dem Chemiekasten.

Mondeuse

kennen Sie mittlerweile eh.

  • Améthyste 2010, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (10/15)
  • Améthyste 2013, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (9/14)
  • Améthyste 2016, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (9/14)
  • Persan 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Mondeuse „Confidentiel“ 2018, Les Fils de Charles Trosset, Arbin, AOP Vin de Savoie (5/8)

(in Klammer zuerst der Preis für das Sechzehntel, dann der für das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

diese Woche am Dienstag, den 9. Juni (am Donnerstag, den 11. Juni ist Fronleichnam und geschlossen)

von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf 16. und 18. Juni

Riesling

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass es jetzt definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbst verschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist und man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Autrement & ein Aus für dumme, das heißt die Menschenwürde untergrabende Handlungen!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien