Überprüfung einer Arbeitshypothese des Papstes von Arbois am Weg von Podersdorf nach Ruffey-sur-Seille im Jura

Das erste Wochenende im Februar ist für den Rudl ein Feiertag, ein dreifacher Feiertag noch dazu. In der Dankbarkeit beenden sie die mehr als verdiente Winterpause, beginnen wieder zu kochen, zu wirten und die B-Seiten der Speisekarten mit schönen Zitaten des Trainers zu versehen. Im Jura wird im Rahmen der Percée du Vin Jaune der neue Jahrgang des Vin Jaune vorgestellt. Heuer ist das der Zweitausenddreizehner und es ist in Ruffey-sur-Seille. Und die Energieferien, im Lauf der Zeit fast zu so etwas wie den Lieblingsschulferien vom Rudl geworden, heben auch an.

Energieferien

Wie Schulmeister Rudolf das eine oder andere Mal ausgeführt hat, gehören die Energieferien zum autofreien Tag. Beide sind sie Antworten auf die Ölkrise 1973/74 gewesen. Und wie die Energieferien ursprünglich als Energiesparferien konzipiert gewesen sind, ist die Energiekrise ursprünglich eine Energiepreiskrise gewesen. Wer will, mag das als Indiz dafür werten, dass Verkürzerei nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist.

So oder so

Heute gibt es keine Energiepreiskrise mehr. Wenn, dann besteht die Krise darin, dass Benzin und Diesel in Anbetracht der humanitären und ökologischen Schäden, die sie verursachen, viel zu billig sind. Geisterfahrer gehen von einem verbrieften Menschenrecht auf Treibstoff zu Spottpreisen und freie Fahrt für freie WLAN-Nutzer aus. Gäbe es heute eine Ölpreiskrise im klassischen Sinn, dann gäbe es vielleicht weniger Klimakrise. Und gäbe es weniger Klimakrise, dann gäbe es im Jänner vielleicht die Möglichkeit, einen Schneemann zu bauen. Aber so lange dem Brachialindividualismus, dem Allerallerheiligsten des realen Neoliberalismus, jedes und zwar wirklich jedes Opfer dargebracht wird, wird sich daran nix ändern. Die Forderung nach staatlich verordnetem Verzicht zugunsten irgendeines Gemeinsamen gilt als Charakteristikum naiver Ministrantinnen und Ratschenbuben. Kann ja eh jeder freiwillig verzichten und dann den Moralische-Überlegenheitsbonus kassieren, denn wenn jeder an sich selber denkt, ist an alle gedacht. Heiliger Hajek, wir bitten dich, erhöre uns!

Vielleicht ist alles aber auch ganz anders: Die Geistesriesen sind valentinesker Logik verpflichtet und trachten, die Kohlendioxid-Reduktion über ein Ersetzen der individualisierten Heizungen durch noch mehr Erderhitzung zu erreichen. Und den Schneemann kann man in einer klimatisierten Halle bauen, in Dubai gerade so als wie im Lungau und im August gerade so als wie im Jänner.

Heuer keine Percée du Vin Jaune in Wien XV

Caviste Rudolf hat der Percée du Vin Jaune in den letzten Jahren dadurch Rechnung getragen, dass er Vin Jaunes kredenzt hat, stets mit dem Anspruch, Vin Jaune aus allen vier Appellationen, Arbois, Château-Chalon, L’Étoile und Côtes de Jura, aufzubieten. Abgesehen vom Februar 2017 ist ihm das nie gelungen. Und weil beim Rudl unzeitgemäßerweise sogar das Scheitern an den eigenen Ansprüchen ein Limit hat, kapituliert er dieses Jahr hochoffiziell, kündigt mindestens ebenso hochoffiziell an, nächstes Jahr aber wirklich dann auch einen Vin Jaune aus der schwierigsten Appellation L’Étoile aufzuwarten, und versucht, oenologisch eine Brücke von Podersdorf nach Ruffey-sur-Seille zu schlagen, wenn auch eine fast ohne gelben Wein.

  • Neuburger 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (2,50/4)

So viel Neuburger Rebstöcke hat der Wirt und Winzer mit dem weltbesten Musikgeschmack nicht. Oft ist das Batzl in der Dankbarkeit Weiß gelandet, was auch gut ist. In den letzten Jahren gibt es immer wieder einen reinsortigen Neuburger, den der Rudl äußerst schätzt.

  • Pinot Gris 2017, Josef Lentsch, Dankbarkeit (4/6)

An und für sich gar nicht dem Rudl sein Weinstil, und trotzdem derart begnadet gekeltert, dass es möglicherweise der beste Pinot Gris, den der Rudl kennt, ist.

  • Pinot Noir Rosé 2016, Josef Lentsch, Dankbarkeit (4,50/7)

Pinot Noir Rosé im Barrique ausgebaut. Anders als der eine oder andere männliche Zeitgenosse ist der Rudl ja nicht der Meinung, dass Rosé grundsätzlich kein oder allenfalls im Sommer ein Wein ist. Der Irouléguy Rosé von Michel Riouspeyrous etwa ist ein ganz extraordinairer Wein und ausgesprochen lagerfähig, momentan halt nur nicht verfügbar. Der Pinot Noir Rosé von Josef Lentsch ist ziemlich einzigartig und schon verfügbar.

Trousseau und Saint Laurent

Poête du vin jaune“, „virtuous des vins d’Arbois“, „figure emblématique“ oder „pâpe d’Arbois“, das und noch mehr können Sie über Jacques Puffeney lesen. Ob Jacques Puffeney selber viel liest, weiß der Rudl nicht. Reden tut er auf alle Fälle nicht viel. Das Wenige, was er zum Rudl sagt, enthält stets eine lobende Bemerkung über die österreichische Rebsorte „Saint Laurent“. Aus diesem Grund nimmt Caviste Rudolf immer wieder einmal ein Flascherl Sankt Laurent mit. Zuletzt einen „Vom Stein“ 2010 von Josef Umathum. Der hat dem Meister gut geschmeckt. Vielleicht hat er sich deshalb vergangenes Jahr sogar zu einem Nachsatz hinreißen lassen. Als „Geschwätzigkeit“ wird man das noch nicht bezeichnen können. Aber Monsieur Puffeney hat gemeint, dass er gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Saint Laurent und Trousseau wahrnehme. Heuer bekommt Jacques Puffeney vom Rudl einen Sankt Laurent Donnerskirchen 2016 von Hannes Schuster und der Rudl sowie allenfalls auch Sie bekommen die Möglichkeit, die Puffeney’sche Arbeitshypothese zu überprüfen, sofern Sie diese Woche das „Insitut Rudolf Polifka et Fils“ aufsuchen oder zuhause Sankt Laurent mit Trousseau vergleichen.

  • Sankt Laurent Klassik 2017, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)
  • Sankt Laurent 2017, Weingut Rosi Schuster, Sankt Margarethen, Neusiedler See Hügelland (3/5)
  • Sankt Laurent 1990, Winzergenossenschaft Ehrenhausen 

    Trousseau „Les Gauthières“ 2017, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côte de Jura (6,50/10)

als à propos zum Jura zumindest am Dienstag noch in einer ganz kleinen Menge verfügbar:

  • Vin Jaune 2009, Domaine Pignier (11/16)
  • Macvin du Jura, Domaine de la Tournelle, Arbois (6/9)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 28. Jänner und am Donnerstag, den 30. Jänner

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

In den Wiener Energieferien vom 2. bis 8. Februar bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

nächster Öffnungstag:

Dienstag, der 11. Februar: voraussichtlich 10 Jahre Sauvignon Blanc Umathum: 2008 bis 2018

Herr Rudolf grüßt die Ministrantinnen und Ratschenbuben sowie das Miteinander!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Der Geburtstag, der Oide und die Frage nach dem alten Wein. Jahrgang 2013

Wenn Sie den Rudl fragen, dann gibt es einen Lichtblick in der politischen Landschaft dieses Staates. Da kann dem Rudl seine zweitliebste Wochenzeitung noch so über Krawattenlosigkeit keifen, ein Lichtblick bleibt ein Lichtblick in einer Ödnis an neoliberalistischer Nichtssagerei und Berechnendheit. Der Lichtblick bezeichnet sich als „Kind der Kreiskyzeit“, der Rudl sich auch. Major Kottan wird eher nicht als solches durchgehen. Die Tatsache, dass er vor vierundvierzig Jahren das TV-Röhren-Licht der Welt erblickt hat, vermutlich schon. Beiden, dem Oidn und dem Doiferl, wünscht der Rudl diese Woche alles Gute zum Geburtstag!

Zeit

 

Der Rudl würde gerne Wein am Ende der Pflanze Zeit lokalisiseren. Und wenn er dort nicht ist, ist er im Geschmack vom Rudl gar kein Wein.

 

Was ist ein Altwein? Sommer 1993. Poysdorf

 

Im Sommer 1993 hat der Rudl begonnen, sich im Zusammenhang mit Wein für Zeit zu interessieren. Er hat sich sehr bald nicht nur interessiert, sondern ist diesem Interesse gleich einmal ziemlich systematisch nachgegangen, wie das halt so seine Art ist. Für ihn selber hat es damals quasi drei Zeitzonen gegeben:

Weine der Jahrgänge 1992 bis 1987 hat der Rudl seinerzeit als junge Weine betrachtet.

Weine aus 1986, 1985 und 1984 waren mittelalte Weine, von denen er meinte, absehen zu können, dass sie bald einmal Altweine sein würden.

Und Weine aus 1983 und den Jahrgängen davor sind bei Rudolf Fils als Altweine durchgegangen, wobei sich der Rudl besonders gerne an manche Weine aus ungeraden Siebziger Jahrgängen erinnert, einen Muskateller 1977 vom Schlossweingut Gamlitz etwa, einen Grünen Veltliner Rochus 1977 von Roland Minkowitsch oder einen Grünen Veltliner 1979 von Walter Buchegger.

Weine aus den Sechziger und Fünfziger Jahren, die Monsieur Rudolf damals noch bekommen hat, sind abgesehen zwei oder drei Ausnahmen, etwa einem Riesling 1958 vom Weingut Schloss Gobelsburg, das damals noch im Besitz des Stiftes Zwettl gewesen ist, oder einem Spätrot Rotgipfler Ausbruch 1963 vom Freigut Thallern, schon eher über ihrer besten Zeit gewesen.

 

2020 ist nicht 1993, aber …

 

Herr Rudolf kann sich nicht und nicht von seiner Altweinkategorisierung trennen. Obwohl ein Neunziger heute zehnmal so alt ist wie er 1993 war, vermag ihn der Rudl schwer als Altwein anzusehen. Das ist natürlich nicht besonders rational. Aber vielleicht ist Wein das sowieso nicht. Und der Rudl womöglich auch weniger, als er das gerne hätte.

 

Trotzdem …

 

hat Caviste Rudolf ganz nüchtern gerechnet und ist dabei drauf gekommen, dass ein Wein aus dem Jahr 2013 heute gerade so alt ist wie 1993 ein Sechsundachtziger gewesen ist. Und ein bissl kann sich der Rudl noch erinnern, dass es damals gar nicht so einfach gewesen ist, Weine aus dem Jahr 1986 zu bekommen.

 

Und obwohl …

der Rudl entgegen dem, was vor allem seit der Amtszeit des schönsten, besten, erfolgreichsten, beliebtesten, bestcoiffierten und von den Edelfedern auf den Societyseiten am meisten hofierten Ministers aller Zeiten mittlerweile in eh fast allen Bereichen der Gesellschaft angekommen zu sein scheint, hofft Caviste Rudolf, kein Angeber zu sein, schlicht und einfach, weil er als Kind gelernt hat, dass das ein Zeichen schlechter Manieren ist.

Trotzdem ist er manchmal ein bissl stolz auf sein Weinkaufgeschäft. Dieser Tage zum Beispiel wieder, als er im Zuge der Idee, den Jahrgang 2013 als nächstes Arbeitsthema auszurufen, bemerkt hat, dass er mehr Zweitausenddreizehner im aktuellen Sortiment hat, als er sinnvollerweise an zwei Tagen öffnen kann. Für ein so kleines Geschäft erscheint das dem Rudl nicht übel.

 

2013 in Savoyen

 

Einem kalten und niederschlagsreichen Winter folgt ein Frühling, der andere Sorgen gehabt hat, als sich deutlich von der ihm vorausgehenden Jahreszeit abzugrenzen. Der Sommer dürfte von einem kompensatorischen Anspruch ausgegangen sein, was da oder dort in einem veritablen Hagelgewitter resultiert hat. Ein quantitativ um fünfzehn Percent geminderter Ertrag mag aus der Perspektive der Jahre 2016 und 2017 als „½ so wüd“ erscheinen. 2013 war es eher wüd. Wenig, aber extraordinairement gut.

  • Monfarina 2013, Domaine Giachino (3/5) – Auf den ist Herr Rudolf besonders neugierig, weil dieser Wein sicher nicht zum Aufheben gemacht worden ist.
  • Marestel 2013, Domaine Dupasquier (4/6) – einer der Lieblingsweine vom Rudl, sehr wohl zum Aufheben gemacht

 

2013 an der Loire

 

Die gesamte Weinbauregion Loire hat im Sommer 2013 intensive Bekanntschaft mit Hagelgewittern gemacht, teilweise mit hühnereigroßen Hagelkörnern, die manchmal das Rebholz in einem Ausmaß maltraitiert haben, dass auch noch der Ertrag des Folgejahrgangs 2014 geschädigt worden ist. Dass die ersten Laubaustriebe in manchen Gegenden erst am 9. April wahrgenommen werden konnten, sollte sich noch als Glück erweisen. Zwanzig Tage später ist nämlich der Frost zurück gekommen. Für das Holz hat das trotzdem zu Excoriose geführt. Blüte am 2. Juli ist auch nicht etwas, das jedes Jahr vorkommt. Juli und August haben dann ähnlich wie in Savoyen versucht zu kompensieren. Die Menge hat sich am niedrigen Alkoholgehalt orientiert.

  • Muscadet Cru Gorges 2013, Domaine Michel Brégeon (5/8)

 

2013 im Süd Westen

 

auch weniger als im Jahr davor, aber aufgrund von viel Pyrenäen-Föhn im September weniger kompliziert

  • Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy (5/8)

 

Elsass

  • Gewurztraminer Bollenberg „La Chapelle“ 2013, Domaine Velentin Zusslin, Orschwihr, AOC Alsace (6/9)

2013 in Österreich

Auch in Österreich war der Winter 2013 niederschlagsreich und der Frühling kühler als sonst. Caviste Rudolf kann sich erinnern, dass er Anfang April bei Sepp Muster Wein gekauft und dabei mit seiner Tschäsn im Schnee ins Rutschen geraten ist. Die Hitze Anfang August hat dann Rekorde gebrochen. Viele Weinreben haben sich damals zwei Wochen hitzefrei genommen. Der Herbst war vergleichsweise unauffällig. Im Vergleich zu 2011 und 2012 fällt der Jahrgang 2013 durch mehr Frische auf.

  • Schilcher 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (4/6)
  • Grüner Veltliner End des Berges 2013, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (4/6)
  • Schrammelberg 2013, Herrenhof Lamprecht, Oststeiermark (6/9)
  • Pinot Noir 2013, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (4,50/7)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 21. Jänner und am Donnerstag, den 23. Jänner

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 28. und 30. Jänner

dieses Jahr keine Percée du Vin Jaune in Reindorf

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Das Beste aus beiden Welten. Koalitionscuvées aus Altesse und Jacquère

Man kann nicht behaupten, dass der Staat, in dem der Rudl aufgewachsen ist, besonders frankophil wäre. Und noch viel weniger kann man das vom Bundesland Salzburg, in dem der Rudl aufgewachsen ist, behaupten.

Beiden liegt Bibione nähe als La Rochelle, Marco Materazzi näher als Zinedine Zidane und Lambrusco näher als Muscadet.

Der Rudl ist dagegen seinerzeit schon als Bub von Alain Giresse mehr beeindruckt gewesen als von Marco Tardelli. Aber das ist eh wurscht, „Mortadella, wie der Italiener sagt“, um eine Wendung von Dezernatsleiter Paul Schremser zu benützen. Der Rudl mag Frankreich. Und er hält es für ignorant, wenn jemand behauptet, in Frankreich sei man arrogant und spreche kein Englisch. Soweit einmal das Grundsätzliche.

Dann die Sprache

In der österreichischen Weinsprache liegt einiges im Argen. Das beginnt bei der inflationären Verwendung des Wortes „mineralisch“, geht über Weinbeschreibungen, deren Treffsicherheit mehr über die Menge an getrunkenem Wein seitens des Beschreibenden als über den Wein selber verrät, und endet noch nicht bei der Umbenennung der Rebsorte Rotburger auf „Zweigelt“ im Jahr 1975.

Cuvée

Dann gibt es noch den Begriff „Cuvée“. Der weist im Französischen darauf hin, dass der entsprechende Wein aus einem bestimmten Fass oder Behälter in die Flaschen gefüllt worden, in der Regel also reinsortig ist. Warum man in Österreich justament dieses Wort für die Bezeichnung des regelrechten Gegenteils, nämlich eines Verschnitts mehrerer Rebsorten zu einem Wein verwendet, ist dem Rudl ein Mysterium. Wahrscheinlich klingt „Verschnitt“ in den Ohren der Marketing- und Kommunikationskapazunder zu wenig mondän und lukrativ. In der Tat deutet die Vorsilbe ver- sehr oft auf eine Fehlleistung hin. Aber ließe die korrekte französische Bezeichnung für einen Verschnitt, nämlich „Assemblage“, wirklich die Kassen um so viel weniger laut klingeln als das Wort „Cuvée“? Wahrscheinlich wäre das wieder zu lange, womit wir wieder einmal bei den Edelfedern der drei Wiener Qualitätsblätter wären.

Harmonien und Disharmonien

Es gibt Rebsorten, die als kontaktfreudiger gelten und solche, denen man eher ein bissl ein Einzelgängertum nachsagt. Rotgipfler und Zierfandler scheinen einander ganz gewogen zu sein. Cabernet Sauvignon dürfte sich mit Merlot passabel vertragen. Persan hat in seiner ersten Amtszeit ohne Douce Noire überhaupt das Licht der Öffentlichkeit gescheut, ähnlich wie es jetzt im Fall von Tannat und Cabernet Franc der Fall zu sein scheint. Auch Petit Manseng kommt meistens nicht ohne seinen großen Bruder daher. Didier Dagueneau und Guy Pautrat haben Petit Manseng auf eigene Beine gestellt. Das schmeckt dem Rudl ziemlich gut. Nachahmer hat es trotzdem nicht viele gefunden.

Laut Pierre Overnoy würden sich Ploussard, auch Poulsard genannt, und Trousseau ganz gut vertragen, werden aber trotzdem nicht oft verschnitten, wohingegen er Pinot Noir als sich selbst genügend betrachtet. In der Champagne wird man das anders beurteilen.

Veltliner und Riesling scheinen auch nicht miteinander per du zu sein.

Altesse und Jacquère

Jacque Maillets Wissens war er der erste bekannte Weinbauer, der die beiden relevanten autochthonen Weißweinrebsorten Savoyens verschnitten hat. Der Rudl hat nicht recherchiert, aber überhaupt keinen Grund, das anzuzweifeln. Und bei Jacques war es mehr eine Not als ein Rezept, das ihn zu dieser Tugend motiviert hat.

2011 hatte er zu wenig Altesse geerntet, darum das bissl, das da gewesen ist, mit einem gleich großen Teil Jacquère verschnitten. Heute bezeichnet er das als eine seiner besten Ideen als Weinbauer. Dass er den Wein dann noch Le p’tit Canon, „der kleine Schluck“, genannt hat, war auch kein Nachteil.

Und die Nachahmer werden von Jahr zu Jahr mehr.

  • Rouzan Blanc 2018, Mathieu Apffel, Saint Badolph, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Terroir de Saint Alban 2018, Mathieu Apffel, Saint Badolph, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Big Bang 2016, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (4,50/7)
  • Le p’tit Canon 2015, Jacques Maillet, Motz, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Neuberger 2016, Weingut Dorner, (6/9)

Auch dieser Wein verdankt sich einer quantitativ geringen Ernte. Justament zum 40. Geburtstag des Bioweingutes Dorner in Mureck ist der Großteil der Ernte Ende April erfroren. Den Rest war dafür ziemlich extraordinaire und wurde zum Jubiläumswein „Neuberger“, weil er in Novi vrh, in Neuberg drüben, gewachsen ist, verschnitten.

  • Schiste 2017, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (7/11)

    Auch ein Verschnitt und ein Beweis, dass ich Jacquère nicht nur mit Altesse verträgt, sondern auch mit Roussanne, Pinot Gris und Mondeuse Blanche. Vom interessantesten Terroir der Weinbauregion Savoyen, wenn es nach Dominique Belluard geht.

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 14. Jänner und am Donnerstag, den 16. Jänner

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 21. und 23. Jänner

Der Geburtstag

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

α wie Altesse und ω wie geänderte Öffnungszeiten

Altersbegrenzungen

Der Rudl wird nicht jünger. Darum wird er in Zukunft sein Weinkaufgeschäft um 21 Uhr zusperren. Die Schultage Dienstag und Donnerstag bleiben wie gehabt.

Nicht ganz unbescheiden

Direkt weltbekannt in ganz Wien, wie der Herr Kurt vielleicht sagen würde, sind Weine aus den Rebsorten Altesse, Jacquère, Mondeuse oder Petit Manseng ebendort nicht gewesen, bevor Caviste Rudolf seine Weinhandlung in der Frau Gerti ihrem Stricksalon aufgesperrt hat. Der geschätzte Herr M. am Bacherplatz hat vor über zehn Jahren bereits den einen oder anderen extraordinairen Wein aus Savoyen offeriert, so richtig systematisch hat vor dem Rudl aber kein österreichischer Caviste diese Weinbauregion studiert und nach Österreich gebracht. Eine veritable Herausforderung für die Beliebtheitswerte von Riesling, Syrah oder Chenin Blanc sind die autochthonen Rebsorten der französischen Hochgebirge aber eh nicht. Das werden sie auch nie sein, weil das ihre äußerst eingeschränkte Anbaufläche zu verhindern wissen wird. Altesse und Petit Manseng zeichnen sich darüber hinaus nicht gerade durch Übereifer aus, wenn es um Produktivität geht, vielleicht ein Grund für ihre eingeschränkte Ausbreitung.

Caviste Rudolf Polifka ist der Meinung, dass diese Rebsorten nicht nur zum Erbringen hervorragender, sondern veritabel großer Weine in der Lage sind. Der Terminus „großer Wein“ kommt dem Rudl eh nicht so schnell und schon gar nicht zu oft über die Tastatur.

Der Rudl hat sich darüber letzten Sommer mit Bruno Bozzer unterhalten. Der ist nicht nur Chefsommelier bei Marc Veyrat gewesen. Dabei schien es für Bruno Bozzer nicht ganz unwesentlich gewesen zu sein, dass sich der Rudl bereits seit 1996 für manche Weine Savoyens begeistert.

Müsste Herr Rudolf sich für eine einzige dieser Lieblingsrebsorten entscheiden, täterte er sich halbwegs schwer. Und auch die Geologie betreffend geht es ihm wie beim Antworten auf die Frage, welches Lied vom Herrn Kurt ihm am besten gefällt: „Ka Idee“!

Vielleicht doch Altesse. Vielleicht.

Und vielleicht doch Urgestein. Da gibt es aber eh ausschließlich den Quartz von Brice Omont. Der ist momentan aus. Die anderen hervorragenden Hoheiten lässt der Rudl die erste Woche des neuen Kalenderjahres eintanzen.

Über die Rebsorte als solche …

hat der Rudl vielleicht nicht alles, aber ziemlich viel schon erzählt. Zum Beispiel dass es zwei Erklärungen für den Weg der Altesse nach Savoyen gibt. Herr Rudolf kennt jetzt eine dritte.

Zur Wiederholung

Ludwig von Savoyen hat im fünfzehnten Jahrhundert eine gewisse Charlotte de Lusignan, ihres Zeichens Chefin der Insel Zypern, abgeschleppt. Über die daraus resultierende Begeisterung der Betroffenen gibt es unterschiedliche Angaben. So oder so, soll sie der Deplacierung nur unter der Bedingung, sich ein paar Rebstöcke aus ihrer Heimat mitzunehmen, zugestimmt haben.

Pierre Galet sieht Altesse bei Furmint, dem Wein des österreichisch-ungarischen Hofes. Louis Levadoux wiederum in der Familie der Sérines, zu der auch Marsanne, Roussanne, Viognier und Syrah, damit auch Mondeuse gehören.

Vermutlich können nicht alle dieser drei Erklärungsversuche denselben Grad an wissenschaftlicher Seriosität aufweisen. Dem Rudl gefällt ein gut erzählter Schmäh im Zweifelsfall tendenziell besser als eine wissenschaftlich kaschierte Ideologie.

 

Titel

 

Als Hoheitstitel wird Altesse in jedem Fall das Possesivpronomen „Son“ voran-, manchmal auch eines der Attribute „Sérénissime“, „Illustrissime“ „Grand-ducale“ sowie „Royale“, „Imperiale“ oder die beiden letzten gleich zusammen nachgestellt.

Wein

Lieber ist dem Rudl da Altesse als Wein, mit etwas höherer Säure, den Aromen von Bergkräutern, Bergamotten, Honig, Haselnüssen und einer ziemlich beeindruckenden Lagerfähigkeit.

  • Roussette de Savoie 2015, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Roussette de Savoie 2014, Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (3/5)
  • Roussette de Savoie 2013, Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)
  • Roussette de Savoie 2011, Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)
  • Altesse „Autrement“ 2015, Jacques Maillet, Motz, AOC Vin de Savoie (6/9)

Jetzt ist die gute Altesse wie erwähnt sowieso schon kein Exempel für Übereifer. Wenn dann ein Weinbaumeister wie Jacques Maillet extra noch akribisch die locker- und kleinbeerige Stöcke weitervermehrt, können Sie sich, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, vorstellen, wie das bei der Lese ausschaut.

  • Altesse „Solar“ 2016, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6/9)

    bald einmal wieder mehr

  • Roussette de Savoie 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Roussette de Savoie (4/6)
  • Son Altesse 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison (Haute-Savoie), IGP Vin des Allobroges, (6/9)

    (in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 7. Jänner und am Donnerstag, den 9. Jänner

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Auf die Aristokratie im Glas statt in der Regierung!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Ein gutes neues Jahr! 2. Jänner geschlossen

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ist dem Wahren, Guten und Schönen verpflichtet und damit eine Bildungseinrichtung im klassischen, und nicht eine im neoliberalistischen Sinn. Als solche produziert sie nicht nur chronisch am Markt vorbei, sondern hat auch während der Schulferien geschlossen, so auch heute, am 2. Jänner.

Nächster Öffnungstag: Dienstag, 7. Jänner 2020: Altesse-Vertikale Dupasquier und andere

Der Rudl wünscht ein gutes neues Jahr!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57