Von Weinen, die es nicht gibt, von Weinen, die es nicht mehr gibt, und von Weinen. Eine Sauvignon-Vertikale von Branko Čotar als keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn

Es gibt Weine.

Und es gibt Weine, die es nicht mehr gibt. Was es nicht gibt, sind Weine, die es nicht gibt, wobei da auch Arbeitshypothesen, die in eine andere Richtung gehen, in Umlauf sind, etwa dahingehend, dass es keinen guten Blauen Portugieser, keinen guten Chasselas oder keinen guten Wachauer vom rechten Donauufer gibt. Herr Rudolf steht solchen Ansichten mit der Gelassenheit eines stoischen Bootsverleihers gegenüber, aber er verspürt dabei die Herausforderung zur Falsifizierung.

Weine, die es nicht mehr gibt

Bei den Weinen, die es nicht mehr gibt, schaut es anders aus. Bei manchen davon tut es dem Rudl leid, dass es sie nicht mehr gibt, beim Riesling Hackelsberg von Josef Umathum zum Beispiel, beim Urknall Sekt von Rudolf Beilschmidt aus Rust und ganz besonders bei den Weinen von Jacques Maillet. Das Gegenstück zu diesen sind zum einen Weine, deren Nichtmehrproduziertwerden Monsieur Rudolf zumindest verkraftet, wenn nicht begrüßt. Zum anderen sind es Weine, die es gibt, deren Produktion Caviste Rudolf aber nicht unbedingt von sich aus offensiv einfordern würde. Numerisch dürften letztere in der Überzahl sein, aber auch das hat nicht nur Nachteile.

Virtual Reality

Manchmal fragt sich der Rudl, ob es nicht gscheiter wäre, Weine nicht auszuschenken, Weine, die es gibt, nicht auszuschenken. So etwas könnte er sich durchaus als seinen Beitrag zur virtuellen Realität vlg. Digitalisierung vorstellen. Und irgendein geschäftstüchtiger Schlaumeier aus dem Silicon Valley programmiert dann eine App dazu, wo man über das Mobiltelefon schlecken und dabei den Geschmack von einem solchen nicht ausgeschenkten Wein wahrnehmen kann. Für etwas Avanciertere tröpfelt der Wein aus dem Dreidädrucker. Und im Handumdrehen könnte das fünfhundert Nachrennern gefallen, ohne dass irgendwo ein Weinglas fotografiert und hochgeladen werden müsste. Und das ewige Dilemma der Semiotik, die Diskrepanz zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem wäre fast überwunden. Wahrscheinlich sollte man über so etwas keine Witze machen, denn ziemlich sicher sitzt längst einer im Silicon Valley und ist knapp vor der Entäußerung.

So oder so, vor drastischen Schritten hat Herr Rudolf Scheu, wenn nicht sogar ein bissl Angst. Und vor dem Entwederoder auch. Darum hat er sich zu einem Kompromiss entschlossen.

Weine, die es nicht mehr gibt

Herr Rudolf wird diese Woche Weine, die es nicht mehr gibt, schon ausschenken.

Sauvignon von Vasja und Branko Čotar

Über Branko Čotar muss der Rudl nicht mehr viel schreiben. Über die eisenhältigen Karstböden rund um Gorjansko auch nicht. Und dass Monsieur Branko beim Weinausbauen nicht hudelt, das erkennt man an den Jahreszahlen auf den Flaschen, die gerade im Verkauf sind.

Über den Sauvignon von Čotar ist vorrangig zu erwähnen, dass es den nicht mehr gibt, nicht weil er gerade ausverkauft wäre. Branko Čotar scheint ihn nicht mehr zu machen. Im Internetz, wie es der Herr Kurt nennt, steht der Sauvignon zwar noch drinnen, aber vor Ort war er die letzten Jahre nicht zu haben. Augenzeugen haben dem Rudl berichtet, dass Branko Čotar den Sauvignon mirnixdirnix ausgerissen habe. Er beschränke sich zumindest in oranger Hinsicht seit 2011 auf autochthone Rebsorten. Das findet Caviste Rudolf grundsätzlich in Ordnung, in dem Fall genaugenommen aber nicht. Zu gut schmeckt ihm der Sauvignon von Čotar. Aber bitte, wenn Herr Branko anders will, nutzt des goa nix. Und es ist ja nicht so, dass das, was er anstatt des Sauvignons machen würde, ungenießbar wäre. Ganz im Gegenteil.

Diese Woche kredenzt der Rudl seine erste und letzte Sauvignon Vertikale von Čotar. Vom Sechser und vom Elfer ist über die Vertikale hinaus jeweils noch eine Flasche zum Kauf verfügbar. Und das war es dann, zumindest mit dem Sauvignon von Čotar beim Rudl.

  • Sauvignon 2002, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6,50/10)
  • Sauvignon 2003, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6,50/10)
  • Sauvignon 2004, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6,50/10)
  • Sauvignon 2005, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6/9)
  • Sauvignon 2006, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6/9)
  • Sauvignon 2011, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6/9)

sowie zum nichtmazerierten Vergleich von einem ähnlich kompromisslosen Weinmeister, aber auf Schiefer, Quarz und Feuerstein

  • Sauvignon Blanc 2011, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4/6)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

selbstverständlich nicht ausschließlich diese sieben Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, den 26. und am Freitag, den 28. September

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf 3. und 5. Oktober

Riesling de vite Jähe Lissen, beziehungsweise Lange Lissen

vom Weingut Roland Minkowitsch 1979 bis 2016, mit Lücken

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Weit entfernt von Wischfläche und von Silicon Valley grüßt Sie Herr Rudolf!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Eine Rebsorte wie ein Lied. Zehn Graue Burgunder von Fiksinci über Markt Hartmannsdorf bis Orschwihr (Textumfang: 5 von 5 Sternen, Zornigkeitsgrad: 6 von 5)

Es ist nicht alles relativ. Bei den Liedern nicht!

Es gibt Lieder. Nicht alle sind schön. Es gibt Liebeslieder. Da sind weniger als nicht alle davon schön. Und es gibt schöne Liebeslieder. Da ist, zumindest den Ermittlungen des Rudls zufolge, überhaupt nur eine schönes weder traurig noch zornig.

Oid & grau

singt der Herr Kurt. Hundert Percent kitsch- und schmalzfrei. Wunderschön.

Ruländer vlg. Grauer Burgunder

Der ist relativ alt. Nicht so alt wie Pinot Noir und noch viel weniger alt als Savagnin, aber verglichen mit fast allen anderen Rebsorten ist er alt. Grau ist er genau genommen nicht einmal relativ. Vom Rudl aus rostbraun, rötlich, kupfer-oder grapefruitfruchtfleischfarben, grau sicher nicht. Anders als bei den tausend Weiß-, Rot- und Noirrebsortennamen gibt es beim Grauen Burgunder ein nachvollziehbares Motiv für das namensgebende Farbeigenschaftswort:

Mönche aus Citeaux sollen den Pinot Gris in unsere Breiten gebracht haben. Die haben eine graue Panier getragen, womit verständlich wird, dass diese Rebsorte auch als „Grauer Mönch“ bezeichnet wird. Aber der Pinot Gris selber ist nicht grau, als Beere nicht und als Wein schon gleich gar nicht.

Pinot Gris Bollenberg 2015, Domaine Valentin Zusslin, Orschwihr, Alsace

Vielleicht liegt es am Bollenberg. Der steht ein bissl als Gegenhang zur klassischen elsässischen Vogesenflanke da, mit einer sehr particulären Fauna und Flora. Das hat Monsieur Rudolf gelesen. Den Spaziergang über den Bollenberg hat er postponieren müssen. Hitzebedingt. Da haben Femme und Fils dem Rudl die Gefolgschaft verweigert.

Aber rund um Rouffach gibt es ein paar sogenannte trockene Hügel. In botanischer und zoologischer Hinsicht handelt es sich dabei um Inseln der Biodiversität. Das kann man nachweisen, weil man die Anzahl der unterschiedlichen Viecherln und Kräutln ja zählen kann. Und wenn es irgendwo mehr verschiedene gibt als wo anders, dann ist dort das Ausmaß an Biodiversität halt höher. Am Bollenberg ist das so.

Der Rudl hält es für möglich, dass der Bollenberg auch in oenologischer Hinsicht eine Insel ist. Die Weine von dort, zumindest die von der Domaine Zusslin schmecken ihm extraordinär, und das obwohl die Weinbauregion Elsass bis jetzt keine Anstalten gemacht hat, sich dem Geschmack vom Rudl besonders offensiv anzudienen. Dem Rudl selber ist das ja ein Paradoxon. Zu sehr vielen Weinen aus dem Elsass hat der Rudl bis jetzt keinen Zugang gefunden. Das ist bis jetzt fast alles nicht sein Stil gewesen. Trotzdem erscheinen ihm die Weine von Zusslin als ausgesprochen typisch elsässisch, nur dass sie dem Rudl halt schmecken. Paradox.

Eisen?

Steinmeister Rudolf jun. tendiert schnell einmal dazu, derlei den Steinen in die Schuhe zu schieben, im Falle des Bollenbergs ist zu präzisieren: dem hohen Eisenanteil in den Steinen. Und effektiv, dem Rudl fällt auf die Schnelle kein Weinberg mit hohem Eisengehalt ein, der ihn nicht faszinieren würde: Irouléguy, Eisenberg, der Karst von Meister Branko, Bollenberg und natürlich Le Feu von Dominique Belluard.

Andererseits

vertritt ein begnadeter Weinauktionskommentator, mit dem der Rudl vor ein paar Tagen dischkerieren dürfen hat, die Arbeitshypothese, dass die besonderen Geschmäcker sich via Beerenschalen an den Wein heranmachen. Das würde dann für die Kräutl und Viecherl sprechen. Auszuschließen ist auch nicht, dass beides der Fall ist, und auch nicht, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen diesen und dem Eisen im Boden besteht, fast gerade so ähnlich wie bei der Frage vom Kurtl, ob Gold und Silber oder doch eher der guade Schmäh sich förderlich auf die allfällige Gewogenheit einer Dame auswirken.

Aber jetzt wirklich zurück auf den Bollenberg. Grundsätzlich Ton und Kalk mit hohem Eisengehalt, Hematit, bekannt und beliebt auch unter Fe2O3.

Die Ockerfarbtöne zaubern Sekundärmineralstoffe in die Parzellen am Bollenberg. Zeitlich befindet man sich da im Oligozän, vor gut dreiundzwanzig Millionen Jahren, seinerzeit als sich die Alpen aufgefaltet haben.

Vor den analogen Dinosauriern hat sich damals niemand mehr gefürchtet, vor den digitalen noch niemand.

Der Weihrauch und die Digitalisierung

Der Rudl wundert sich gelegentlich über das Fürchtverhalten von Menschen, genauer: Warum fürchtet sich eine oder einer vor etwas und warum hat die- oder derselbe vor etwas anderem keine Angst. Vor den steuerscheuen, datenhausierenden Monstern scheint sich beispielsweise fast niemand zu fürchten. Wenn transnationale Falotten unserem Sozialstaat, unseren Bürgerinnen- und Bürgerrechten oder dem demokratischen Rechtsstaat den Boden entziehen, scheint biedermeierliches Achselzucken die gesellschaftsfähigste Reaktion darauf zu sein. Dem Rudl raubt das die Contenance. Da beten Wichtigtuer aller weltanschaulichen Richtungen mantraartig Litaneien von den Chancen und vom Segen der Digitalisierung. Dass die Digitalisierung beispielsweise im Bildungswesen bis jetzt so gut wie jeden Beweis schuldig geblieben ist, noch nie die Hosen herunter gelassen oder „geliefert“ hat, wie das heute heißt, das macht anscheinend nichts. Da nimmt man lieber hin, dass transnationale Steuerhinterziehung zum sakrosankten Geschäftsmodell erklärt, Kinder der virtuellen Verwahrlosung geopfert und nachweislich friedenssichernde Prozeduren der demokratischen Entscheidungsfindung durch infantile Hetz- und Akklamationsrituale ersetzt werden.

Die genießbaren Früchte der Digitalisierung verstecken sich seit fast zwei Jahrzehnten, so lange etwa gibt es Laptop-Klassen in dieser Stadt, erfolgreicher als der Heilige Gral vor dem Rudl. Mit Schülerinnen und Schülern, die spielsüchtig geworden sind, solchen, die nicht mehr ein und aus gewusst haben, weil sie von virtuellen, anonymen Feiglingen fertig gemacht worden sind und wieder anderen, die mit achtzehn (18!) Jahren ein digitalisiertes Klassenzimmer verlassen, ohne die Hälfte von 75 ausrechnen oder einen Kurier-Artikel verstehend lesen zu können, hat der Rudl schon gesprochen. Analog!

Die meisten der ganz grandiosen Verbesserungen haben bis jetzt ihr Versteck hinter dem Potentialis nicht verlassen, scheinen aber umso hysterischer von den Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten beweihräuchert zu werden. Alles alternativlos, weil sich das ja nicht aufhalten lässt. Und alles sakrosankt, mit einem Unfehlbarkeitsanspruch, der nicht einmal im Ersten Vatikanischen Konzil vor hundertfünfzig Jahren mehrheitsfähig gewesen wäre. Etwas frei nach Józef Niewiadomski: Extra digitalitatem nulla salus est, zu hundert Prozent säkularisiert. Und man kann jetzt sogar den Staubsauger oder den Eierkocher zuhause von der Arbeit aus mit dem Handy einschalten. Hashtag, wir bitten dich, erhöre uns! Ein Hoch auf den Ausbruch aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Bei einer für Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer verpflichtenden Fortbildungsveranstaltung hat ein Vortragender auf einen Einwand vom Rudl repliziert, die vom Rudl eingeforderten aufklärerischen Ideale seien auch nicht zeitlos, der Rudl ein Dinosaurier halt. Das ist jetzt auch schon wieder zwölf Jahre her.

Kommt trotzdem ein Zweifel, schweigt man, neigt das Haupt gen Wischfläche und trinkt Kakao oder einen Aperol-Spritzer, aus Angst, als „Modernisierungsverlierer“ dazustehen. Da fürchtet man sich lieber vor Flüchtlingen oder vor der Regierung, je nachdem welcher Weltanschauung man sich zugehörig fühlt.

Weg von den Sauriern und zurück auf den Bollenberg

Lerchen, Rohrspatzen, Wiedehopf, Mauereidechsen, Orchideen, Nelken, wilde Tulpen, Lilien und der Dolden-Milchstern, „dame d‘onze heures“ genannt, und …

Wein, …

Wein, den man nicht gleich trinken muss, weil er andernfalls schlecht würde. Man kann es aber.

Pinot Gris „Vorbourg“ Grand Cru 2013, Pierre Frick, Pfaffenheim, Alsace

Biopionier. Viel mehr muss man zu Pierre Frick nicht schreiben.

Malvoisie 2017, Domaine Xavier Jacqueline, Aix les Bains, AOP Vin de Savoie

In Savoyen gibt es Malvoisie. Das hat Fils Rudolf schon gewusst, als er noch kein Caviste gewesen ist. Dass „Malvoisie“ dort aber kein Synonym für den Frühroten Veltliner, sondern eines für Pinot Gris ist, das hat Monsieur Rudolf erst vor ein paar Monaten von Brice Omont, dem Weinmeister der Domaine des Ardoisières erfahren.

Xavier Jacquelin ist einer der wenigen Winzer in Savoyen, die Malvoisie reinsortig und nicht vordergründig ausbauen. Das war einer der Hauptgründe dafür, dass der Rudl heuer mit seiner Kraxn im Hof der Jacquelins gestanden ist, noch bevor er zum ersten Mal seinen Fuß auf französisches Terroir gesetzt hat.

Pinot Gris 2015, Cru de l’Hôpital, Vully, Murtensee, Schweiz

Biodynamische Erwerbung beim Wachauer Weinfrühling 2017. Da war Cru de l’Hôpital zu Gast am Nikolaihof.

Grauburgunder „Schiefergestein“ 2015, Weingut Schauer, Kitzeck, Südsteiermark

Urgestein ist in geologischer Hinsicht bis jetzt hier unterrepräsentiert. Das geht nicht. Junger wilder Grauburgunder.

Grauburgunder „Sand und Kalk Reserve“ 2016, Herrenhof Lamprecht, Markt Hartmannsdorf, Oststeiermark

Caviste Rudolf ist kein Freund von Wettbewerben. Damit meint er jetzt nicht Fußballmeisterschaften, Radrundfahrten und nicht einmal die Latein-Olympiade.

Aber auf die Ermittlung, wie immer die erfolgt, von „Floridsdorfs next top Armin Assinger“ und „Oberbayerns next Weißbierkönigludwig“ kann Herr Rudolf verzichten.

Seinem unzeitgemäßen Bildungs- und Gesellschaftsideal gemäß müssen Rivalitäten zivilisiert, nicht angeheizt werden. Ähnliches gilt seines Erachtens für Kapitalmärkte und Digitalisierung.

Auf alle Fälle hat Gault Millau den Ausnahmewinzer des Jahres 2018 gewählt. Manchmal trifft es auch den richtigen: Gottfried Lamprecht

Grauburgunder aus einer Kessellage am Buchertberg, rasche Erwärmung am Tag, ebensolche Abkühlung in der Nacht, leichter, kalkhaltiger Sandsteinverwitterungsboden, Opok, großes Holz. Viel weiter kann man dieser Rebsorte nicht entgegenkommen.

Ruländer 2015, Weingut Dieter Dorner, Mureck

Diesen Wein, vor allem jedoch dieses Weingut hat Herr Rudolf im April dieses Jahres relativ ausführlich beschrieben. Er erlaubt sich, einen Teil seiner Ausführungen von damals einfach hier herein zu kopieren.

Dieter Dorner. Der Biowinzer

Das Wohnhaus der Familie Dorner ist eines der geschmackvollsten in Mureck. Die Weingartenhütte hat die Adresse Novi Vrh 4. Dazwischen rinnt der größte Fluss des Lungaus, als Staatsgrenze. Von 1918 bis 1989 konnten dort Menschen wie die Familie Dorner das erfahren, was heute wieder immer mehr verhaltensoriginelle Staatsmänner als probaten Ersatz für Mut und Visionen in der Politik propagieren, Grenzerfahrungen. Grenzerfahrungen, die die Konflikte nicht weniger und Gehässigkeiten und Angst auf beiden Seiten noch nie kleiner gemacht haben.

Nachdem dann in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges auch noch die Murecker Brücke zerstört worden war, durfte die Mutter von Dieter Dorner mit dem Radl einen Umweg von vierzig Kilometern über Bad Radkersburg strampeln.

1953 regelte dann das Gleichenberger Abkommen wenigstens, dass Betriebsmittel und Ernte mit Grenzübertrittsscheinen zollfrei über die Grenze gebracht werden durften.

Dieter Dorner hat schon sehr früh im Weingarten mitgearbeitet. Und er hat sich schon früh mit spirituellen Grundlagen des Lebens beschäftigt. Dabei hat auch das Verhältnis des Menschen zur Natur eine Rolle gespielt. Die zunehmende Intensivierung und Industrialisierung in der Landwirtschaft hat er vor anderen als Holzweg erkannt und ab 1976 biologisch gearbeitet. Von anfänglichen Misserfolgen hat er sich nicht den Mut nehmen lassen. Zu groß war seine Gewissheit, dass es auch anders gehen muss. Damit ist Dieter Dorner ein Pionier des steirischen Bioweinbaus, am Bild vor seinem Weingartenhaus:

Heute führt Jakob Dorner das Weingut, unterstützt von seinem Bruder Elias und der Mutter Helene, einer praktischen Ärztin, Parallelen zu einem anderen Pionier des biologischen Weinbaus. Kurzatmigen Trends verweigert man sich, dem familiären und kulturellen Erbe bleibt man treu. Das Resultat sind klassisch schöne Bioweine.

Sivi Pinot 2015, Gĵerkeś, Fikšinci bei Prekmurje, Slowenien

Dezent maischevergoren, viel fehlt nicht und man könnte einen Traubenkern von Klöch aus hinüber spucken nach Fikšinci.

Pinot Gris Reserve 2015, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See

Pinot Gris aus der Lage Hallebühl bei Frauenkirchen, viele Kieselsteine, auch hoher Eisengehalt.

Und dann wäre da pinotgrismäßig natürlich der Wirt und Winzer mit dem weltbesten Musikgeschmack. Der ist mit dem Pinot Gris per Du. Mit dem Wetter bedauerlicherweise nicht immer. Darum kann Ihnen der Rudl momentan keinen trockenen Pinot Gris von Josef Lentsch anbieten, aber

Pinot Gris Spätlese 2009, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedler See

  • Pinot Gris Spätlese 2009, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedler See (3/5)
  • Pinot Gris Reserve 2015, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4/6)
  • Sivi Pinot 2015, Gĵerkeś, Fikšinci bei Prekmurje, Slowenien (3/5)
  • Ruländer 2015, Weingut Dieter Dorner, Mureck (3/5)
  • Grauburgunder „Sand und Kalk Reserve“ 2016, Herrenhof Lamprecht, Markt Hartmannsdorf, Oststeiermark (5/8)
  • Grauburgunder „Schiefergestein“ 2015, Weingut Schauer, Kitzeck, Südsteiermark (3/5)
  • Pinot Gris 2015, Cru de l’Hôpital, Vully, Murtensee, Schweiz (5/8)
  • Malvoisie 2017, Domaine Xavier Jacqueline, Aix les Bains, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Pinot Gris „Vorbourg“ Grand Cru 2013, Pierre Frick, Pfaffenheim, Alsace (4/6)
  • Pinot Gris Bollenberg 2015, Domaine Valentin Zusslin, Orschwihr, Alsace (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, den 19. September von 16 bis 22 Uhr

und am Freitag, den 21. September von 16 ausnahmsweise nur bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Neuigkeiten aus dem Rudl seiner Küche

Dem Rudl sind wieder abgepackte Speisen ein-, respektive aufgefallen:

Bucheckern und Walnüsse – ab sofort in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils – solange der Vorrat reicht, beziehungsweise nicht vertrocknet

Vorschau auf 26. und 28. September

Does Rudl go digital? Sauvignon Vertikale Čotar

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Herr Rudolf grüßt analog!

 

 

Sensationelle, neue Weine! Exclusiv für Dich! So trinkt Rudl Frankreich!!!!!!! Mittwoch, 12.9. ausnahmsweise erst ab 19 geöffnet

Zuerst Folgendes

Auf die Eröffnungskonferenz letzten Mittwoch in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils folgt diesen Mittwoch jene der anderen Bildungseinrichtung, in der Monsieur Rudolf wirkt.

Drum kann der Rudl am Mittwoch, den 12. September erst um 19 Uhr aufsperren. Freude hat er damit keine. Anders möglich ist es aber auch nicht.

Dann Grundlegendes. Wenn Sie Oenologisches lesen möchten, bitte unten bei „Maxime Dancoine. Domaine de l’Aitonnement“ weiterlesen.

Der Rudl-Fils geht davon aus, dass Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, beim Lesen der Betreffzeile gleich gewusst haben werden, wo er gesessen ist, als er diese in die Tastatur seines mobilen Datenkübels geklopft hat. Das ist die Zeit. Die gilt für alle und alles, nur nicht für die Schlagzeilen der ewigen Edelfedern. Wahrscheinlich sind die darum im zeitlosen Präsens, im Infinitiv oder überhaupt gleich prädikatsfrei gehalten.

Probleme und Mysterien I

Dem Dogmatikprofessor Gottfried Bachl verdankt der Rudl den Hinweis, dass mit kaum einem Begriff mehr Schindluder getrieben wird als mit dem Wort „Mysterium“.

Bachl bezieht sich dabei auf eine Unart mancher Theologinnen und Theologen, wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind, anstatt nachzudenken oder wenigsten nachzulesen das Nichtverstandene vorschnell als Mysterium zu klassifizieren. Der Rudl fragt sich freilich, ob derlei nicht auch in anderen Disziplinen praktiziert wird, nur dass es dort halt nicht „Mysterium“, sondern „alternativlos“ oder so heißt. Aber bitte.

Ein wirkliches Mysterium bleibt dem Rudl auf alle Fälle. Es vermag sich ihm nicht und nicht zu erschließen, warum viele Menschen für oder gegen bestimmte Dinge auf die Barrikaden, sind es auch nur virtuelle, steigen. Gegen die Zeitumstellung zum Beispiel, gegen Kopftücher oder gegen das Essen in der U-Bahn, wobei es für den Rudl bei letzterem um Grammatik geht.

Das Essen als Nominalisierung eines Vorgangs wird den Rudl nie und nirgends stören. Das Essen als Hauptwort im Sinne mancher Substanzen, die Menschen freiwillig zu sich nehmen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Nur ist da dem Rudl der Ort der Zufuhr wurscht. Mag das in der U-Bahn, in einer Plastikgaststätte oder in einem städtischen Kindergarten sein, einen Dreck isst man nicht.

Citoyen Rudolf würde je gerne ein Volksbegehren einleiten. Titel: „Nicht dass gegessen wird, ist das Problem, sondern was gegessen wird.“ … oder irgendwie so. Aber für den Titel eines Volksbegehrens wird das zu lang sein. Und in der Sache hielte sich die Resonanz ziemlich sicher auch in Grenzen.

Das ist freilich bei etlichem, was dem Rudl auf den Zeiger geht, der Fall. Allein in der U-Bahn gäbe es da schon die imbecilen Aktivitäten an mobilen Endgeräten, Getränke aus Dosen, Stehenbleiben beim Türl, das Prinzip Zugluft statt Waschen und vor allem die oben erwähnten Medienprodukte, denen der Kampf anzusagen ist.

Darüber hinaus steht seit dem Auftreten eines Unruhestifters vor zweitausend Jahren bekanntlich fest, dass nicht das, was in einen Menschen hinein gelangt, ihn unrein macht, sondern das, was aus ihm heraus kommt, wobei da ziemlich sicher ein Zusammenhang besteht und Herr Rudolf erst recht wieder bei den Soundexklusivedelfedern ist.

Mysterium II

Noch viel mehr wundert sich Monsieur Rudolf, warum eine politische Bewegung, die sich früher einmal der Bildung und Aufklärung von Minderprivilegierten verschrieben gehabt hat, heute diesen Pofel bereitwillig mit Presseförderung und Inseratengeld durchfüttert.

Die Edelfedern bedanken sich dafür postwendend, indem sie Stimmung für den politischen Gegner machen. Viel mehr Mysterium ist nicht möglich.

Neue Altesses

 

Viel hat Ihnen Caviste Rudolf über die von ihm erforschten Weine jetzt zugegebenermaßen nicht erzählt und es juckert ihn, seine wöchentlichen Beetrachtungen hiermit zu beenden, aber das Altern wirkt sich auf irgendeine Weise mildernd auf die Konsequenz vom Rudl aus. Darum zu …

Maxime Dancoine

Der ist in Roubaix geboren worden, fünfunddreißig Jahre alt und trotzdem im savoyardischen Weinbau kein Unbekannter. Er hat in den letzten fünf Jahren als Angestellter der Landwirtschaftskammer deutlich betagtere Weinbaumeisterinnen und Weinbaumeister beraten. Der Rudl fragt sich, ob es in Österreich möglich wäre, dass ein fünfunddreißigjähriger Biodynamiker aus einem ganz anderen Winkel des Landes irgendwo von einer strengen Kammer (© Querschläger) als Berater angestellt wird.

Irgendwann hat sich dem ziemlich Unerschrockenen die Möglichkeit eröffnet, das Mikroterroir von Bernard und Marie-Do Bachellier in Aiton zu übernehmen. Die hatten ihrerseits diesen Weingarten gerade erst reaktiviert.

Aiton

Fährt man die Isère flussaufwärts und biegt vor Albertville rechts in das Tal des Arc ab, dann kommt man an einem Wegweiser nach Aiton vorbei. Folgt man dem, geht es zuerst einmal nach oben. In Aiton selber fährt man dann noch einmal hinauf. Dort riecht es mehr nach Stall als nach Weinkeller. Das ist nicht immer so gewesen. Vor dem Besuch der Reblaus in Savoyen ist Aiton sowohl prestige- als auch flächenmäßig, was Wein betrifft, ziemlich gut dagestanden. Irgendwann ist von den Weingärten dann nur mehr das übrig gewesen, was die Bewohner für die Erzeugung des Eigenbedarfs gebraucht haben. Den Großteil der Rebfläche haben Kühe übernommen, einen ganz kleinen Teil, 68 Ar Maxime.

Sein Unterfangen bezeichnet Maxime als Hackn von Dingos. Sein Ziel ist es nicht, einen großen savoyardischen Wein zu machen, sondern einen großen Wein.

Im Unterschied zum Weingarten seines Kollegen Brice Omont von der Domaine des Ardoisières ein Tal weiter, ist der Weinberg in Aiton nicht terrassiert. Karger geschieferter Kalk- und Mergelboden. Extrem steile Südlagen. Keine Chance dort, mit einem Traktor hineinzufahren. Alles auf den Schultern in den Weingarten tragen zu müssen bewahrt einen auch vor unüberlegten Aktivitäten im Weingarten.

In dieser Form einzigartiges Terroir in Savoyen.

Geheferlt wird selbstverständlich nicht, geschwefelt erst bei der Füllung und dort ganz dezent. Die Vergärung im Holz zielt nicht auf Holztöne, sondern darauf, den Wein an Sauerstoff zu gewöhnen, ihn quasi gegen Oxydation zu impfen.

Der Rudl hat im Urlaub eine Flasche Altesse von Maxime Dancoine aufgemacht und über fast eine Woche jeden Tag ein Glasl davon mit einem anderen Wein, auch keinen Wapplerweinen, verglichen. Jeden Tag ist die Altesse von Monsieur Dancoine der bessere gewesen.

Matthieu Goury

ist auch fünfunddreißig. Seine Rebläche ist etwas größer und auch zerstreuter. Ein Teil auf eisenhältigen Gletschermoränen am rechten Ufer der Isère um Saint Pierre d’Albigny, ein anderer auf braunem Kalk am linken Ufer. Dort wächst sein Apremont, dem der Rudl eine Woche in den Ferien fast jeden Abend beim Rennen den Servus herunter gerissen hat.

Herbicide sind ihm sowieso noch nie in den Weingarten gekommen. Der Ausbau erfolgt sehr traditionell und endet, wenn in Savoyen ein Großteil der Ernte des Folgejahrgangs bereits verkauft ist. Seinem Credo nach muss ein Wein Abbild seines Platzes zu einer bestimmten Zeit sein.

Xavier Jacqueline

Dem seine Tochter heißt Mathilde. Seit sie entschieden hat, im elterlichen Weingut einzusteigen, geht dort einiges weiter. Die Weingärten befinden sich zwischen Aix les Bains und Brison Saint Innocent. Sie haben geologisch und wettermäßig mit denen von Jacques Maillet mehr zu tun als mit denen von Matthieu Goury und Maxime Dancoine im Tal der Isère.

Vater Xavier hat die Weingärten seit 2008 ohne Herbicide bearbeitet. Da ist der Schritt zum biologischen und biodynamischen Weinbau kein großer.

Gegenspieler haben Xavier lediglich zwei. Den richtigen Meltau, den die vom See aufsteigende Feuchtigkeit begünstigt. Und ein paar konventionell arbeitende Weinbauernnachbarn, die Angst haben, dass die Jacquelins mit ihren biologischen Umtrieben Ungeziefer anziehen.

Jean-Claude Masson

Gerne erzählt Ihnen der Rudl-Bau einmal etwas über ihn. Aber da müssen Sie sich zwei Wochen frei nehmen, weil das eine länger Geschichte ist.

  • Roussette de Savoie (Rebsorte Altesse) 2016, Xavier Jacquline, Aix les Bains, AOP Roussette de Savoie (2,50/4)
  • Roussette de Savoie 2016, Domaine de Chevillard (Matthieu Goury), Saint Pierre d’Albigny, AOP Roussette de Savoie (4,50/7)
  • Roussette de Savoie 2016, Jean-Claude Masson et Fils, Apremont, AOP Roussette de Savoie (5/8)
  • Altesse „Solar“ 2016, Domaine de l’Aitonnement (Maxime Dancoine), Aiton, IGP Vin des Allobroges (6/9)
  • Roussette de Savoie 2013, Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Roussette de Savoie 2015, Jacques Maillet, Motz, AOP Roussette de Savoie (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, den 12. September von 19 (!) bis 22 Uhr

und am Freitag, den 14. September von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf das Pensum der nächsten Woche

Trousseau „Les Bérangères“ vom Papst aus Arbois, Jacques Puffeney. Eine Vertikale

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Herr Rudolf grüßt Aufklärung und klassische Bildung, er pfeift auf allen postmodernen Hokuspokus!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

So oder so, der Rudl sieht Rot. Weine zum Schulanfang … und zum Reindorfgassenfest

(K)ein Semesteranfang

Der Rudl hat seinerzeit studiert, vor allem Schauspieler und Menschen, auf der Leinwand, der Straße, im Rallye und beim Zehnerwechseln.

Der Fils vom Rudl hat auch studiert. Das hat ihm ein seinerzeit schon als „Oida“ bezeichneter Bundeskanzler ermöglicht. Heute hat man jung zu sein, um jeden Preis, und man hat Slimfitknackwurschtpanier zu tragen, auch um jeden Preis.

Auf alle Fälle hat zu den akademischen Zeiten des Rudlfils ein Semester theoretisch am ersten Oktober begonnen. Ein paar sehr eifrige Lehrende, nicht immer die unfähigsten, haben tatsächlich in der ersten Oktoberwoche ihre Lehrveranstaltungen eröffnet, die Kapazunder tendenziell eher nicht. Deren Vorlesungen haben dann ein, zwei Wochen später angehoben.

Enseigneur Rudolph beschleicht der Eindruck, dass der akademische Betrieb seit seiner Zeit aber doch tendenziell eher verschult. Möglicherweise ist da dem selbständigen Anfangenlassen von Lehrveranstaltung seitens Professorinnen und Professoren eh schon drastisch Einhalt geboten worden. Der Rudl ist auf alle Fälle froh, nicht heute, sondern vor dreißig Jahren akademiemäßig mit seinen Forschungen begonnen zu haben.

Schon und doch noch nicht. Eine gar nicht eschatologische Differenz

Jetzt möchte sich der Rudl keinesfalls mit manchen Kapazundern, deren Lehrveranstaltungen er damals besucht hat, auf eine Stufe stellen. Darum eröffnet er das Semester in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils auch im September, wie die Lehrer, und nicht im Oktober, wie die Professoren.

Das Reindorfgassenfest

Am Freitag, den 7. September und am Samstag, den 8. September findet das Reindorfgassenfest statt. Darauf können Sie sich freuen. Der Rudl ist bei dieser Gelegenheit infrastrukturell, energiemäßig und koordinativ lediglich in der Lage, flaschenweise mit Gläsern Getränke zu kredenzen. Folgende Weine werden zum Reindorfgassenfest in Trinktemperatur gebracht worden sein.

  • Zierfandler 2017, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion
  • Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie
  • Perles d’Aimavigne, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie
  • Teran 2011, Vasija und Branko Čotar, Komen, Kras, Slowenien
  • Irouléguy Rouge 2013, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest

Jeden anderen Wein aus dem Sortiment kühlt Caviste Rudolf bei zeitgerechter Bestellung (unter dieser Adresse oder unter der Telefonnummer 0699/1923 3008 – never fear the mailbox) selbstredend gerne ein.

Und ein kaltes Bräustübl Bier gibt es auch flaschenweise.

Vorher, am Mittwoch, den 5. September

findet in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils quasi die Eröffnungskonferenz statt. Dazu werden, anders als beim Reindorfgassenfest, die oben angeführten Wein auch glasweise kredenzt. Dazu noch einer, über den der Rudl etwas weiter unten berichten wird.

Rot

Am Beginn des Schuljahres sieht der Rudl tendenziell Rot. Das will er nicht negativ verstanden wissen, zumal er das ja nicht fußballmäßig meint.

Es ist ein in mehrfacher Hinsicht ambivalentes Rotsehen. Einerseits hat man sich nach neun Wochen an eine bedingte Terminfreiheit gewöhnt, nicht nur man, sondern sogar der Rudl. Andererseits will man der Welt ja auch den einen oder anderen Haxen ausreißen. Da ist das Vorhandensein eines Auditoriums kein Nachteil.

Noch einererseits bringt ein neues Schuljahr erfahrungsgemäß Innovationen. Die sind nicht selten ein Grund, Rot zu sehen. Andererseits stirbt die Hoffnung zuletzt. Es ist ja zumindest aus wahrscheinlichkeitsrechnungsmäßiger Sicht nicht ausgeschlossen, dass irgendwann irgendeinem Bildungsexperten eine raisonable Idee einfällt. Schauen wir.

Vor Jahrzehnten etwa haben Bildungs- und Erziehungswissenschaftler herausgefunden, dass man Kindern mit Wohlwollen begegnen sollte, dass Angst keine gute Lehrerin ist und dass borniertes Beharren auf Äußerlichkeiten noch keine Bildung darstellt. Das überzeugt den Rudl heute noch.

Ein paar Schlaumeier, denen Ideologien näher stehen als Ideen, haben diesen Ansatz weiter gesponnen. Äußerungen von Schülerinnen und Schülern sollte hinkünftig von Lehrerinnen und Lehrern, die bereit waren, sich als „Lehrkraft“ heruntermachen zu lassen, tendenziell eher nur mehr gelobt und als genial befunden werden. Der rote Kuli des Lehrers sollte einem grünen Platz machen. Der Rudl hat das vor fünfundzwanzig Jahren schon nicht ganz verstanden. Seines Erachtens geht es ja darum, Lernende im Falle eines Fehlers nicht bloßzustellen, sie nicht zu demütigen und nicht zu entmutigen, sondern Anreize zu schaffen, aus Fehlern zu lernen. Darum erscheint dem Rudl nicht die Farbe des Kugelschreibers als das Problem, sondern das, was die Lehrerin oder der Lehrer mit dem Kugelschreiber hinschreibt. Aber bitte.

Oenologisch rot

Schulmeister Rudl hat seine roten Kugelschreiber auf alle Fälle nicht entsorgt und sich vorgenommen, auch oenologisch viel mehr rot zu sehen.

Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt glauben, dass Sie in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils fürderhin mehr Rotwein vorgesetzt bekommen werden, dann sind Sie, mit Verlaub, auf einem falschen Dampfer.

Eisen

Dass Eisen im Boden eine passable Voraussetzung für guten Wein ist, das hat der Rudl spätestens im Weingarten im Feia („Le Feu“) bei Dominique Belluard, in Irouléguy und im Karst bemerkt. Dort ist der Boden rot. Im Elsass, mit dessen Weinen sich Caviste Rudolf immer schwer getan hat, hat er dann genau genommen voriges Jahr, aber wirklich erst heuer die Lage Bollenberg entdeckt. Die bildet nicht nur einen Gegenhang zur klassischen Vogesenflanke, auf der ein Gros der Weingärten des Elsass wächst, sondern weist auch einen hohen Eisenanteil auf. Auch das eine Besonderheit in dieser Weinregion, in der sonst tendenziell eher Kalk, Schiefer und ein bissl vulkanisches Zeug dominieren.

Seit 1997 bewirtschaftet die Domaine Zusslin ihre Weingärten in und um Orschwihr biodynamisch. Vor allem die Weine vom Bollenberg haben den Rudl wieder einmal darin bestätigt, gerade auch dort zu forschen und zu suchen, wo er noch keinen Zugang zu den Weinen gefunden hat.

Zwei Weine von der Domaine Valentin Zusslin sind ab sofort Teile des Sortiments der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, der

  • Pinot Gris Bollenberg 2015 und der
  • Gewurztraminer 2013 „La Chapelle“ vom Bollenberg.

Letzteren kredenzt der Rudl am Mittwoch, den 5. September auch glasweise.

Dazu

Bei Eisen ist zuerst einmal an den Eisenberg im Südburgenland zu denken und dort vor allem an einen der bescheidensten und begnadetsten Weinbaumeister, Monsieur Alfred Weber. Der hat immer schon natürlich präzise und saubere Weine gekeltert. Da hat so manch heute angesagter Naturweinstar noch mit künstlichen Tanninen und Konzentrierer gewerkt.

Alfred Weber ist derlei nie ins Haus gekommen.

Jetzt ist dem Rudl die Idee mit dem Rotthema leider zu spät eingefallen, als dass er noch rechtzeitig Nachschub beschaffen hätte können. Er wird das nachholen.

Derweil offeriert er

am Mittwoch, den 5. September

von 16 bis 22 Uhr glasweise einmal folgende Weine:

  • Perles d’Aimavigne, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Zierfandler 2017, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion (2,50/4)
  • Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Gewurztraminer „La Chapelle“ 2013, Valentin Zusslin, Orschwihr, Alsace (5/8)
  • Teran 2011, Vasija und Branko Čotar, Komen, Kras, Slowenien (4,50/7)
  • Irouléguy Rouge 2013, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (4/6)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Beim Reindorfgassenfest

am Freitag, den 7. September und

am Samstag, den 8. September

gibt es alle oben angeführten Weine mit Ausnahme des Elsässers

flaschenweise

jeweils von 16 bis um 23 Uhr de Musik vuabei is, wie der Kurtl sagt,

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Sortiment

Mangalitza- und Steppenrindwürstel gibt es wieder und das Ein-€i-Ei auch.

Monsieur Rudolf grüßt die Gasse und ihr Fest!

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro