2. März 1920 – Josef Bauer, alles Gute zum Geburtstag! Sankt Laurent und Blaufränkisch

Kulturpessimismus

 

Es gibt ein paar Personen des öffentlichen Lebens, die faszinieren den Rudl. Es gibt ein paar, die ihm egal sind und dann gibt es noch ein paar, die er für Wappler hält. Manchmal beschleicht den Rudl das Gefühl, die Gruppe der letzteren würde vor allem auf Kosten ersterer wachsen.

Aber dann besinnt sich der Rudl, meistens. Oder seine Femme besinnt ihn. Nicht jeder Grant ist ein ausreichendes Motiv für Kulturpessimismus. Wobei das ja auch wieder relativ zu betrachten ist. Im Augenblick, in dem Caviste Rudolf diese Zeilen in sein mobiles Schreibgerät nagelt, sitzt ihm in einer Garnitur der Linie U3 ein älterer Herr gegenüber. Der ist ausgestattet mit allen Erzeugnissen, die Wiener Edelfedern hervorbringen, täglich, kleinformatig und mit Inseraten fürstlich gefüttert. In Anbetracht, manchmal auch Angehör dessen nicht grantig, zornig, traurig und kulturpessimistisch zu werden, erfordert Kraft, möglicherweise mehr Kraft, als einem um acht Uhr in der Früh zur Verfügung steht.

 

So oder so

 

Ein paar der eingangs erwähnten Personen des öffentlichen Lebens, von denen der Rudolf viel hält, sind berühmt. Der Kurtl zum Beispiel. Andere sind nicht berühmt. Josef Bauer zum Beispiel.

 

Josef Bauer

 

Josef Bauer ist am 2. März 1920 auf die Welt gekommen. Später hat er die Weinbauschule Klosterneuburg besucht. Dort war Friedrich Zweigelt Direktor. Der hatte 1922 die beiden autochthonen österreichischen Rebsorten Blaufränkisch und Sankt Laurent gekreuzt.

Josef Bauer war nicht Direktor. Josef Bauer hat Kontakt zur katholischen Widerstandsgruppe rund um den Klosterneuburger Augustiner Chorherrn Roman Scholz gesucht und gefunden. Dieser Gruppe haben die großen Zeiten nicht so gut gefallen. Darum hat sie versucht, die Hitler-Eiche in Klosterneuburg durch Pestizide von innen her zum Absterben zu bringen.

Leider haben sie Josef Bauer und seine Kollegen erwischt. Einige Lehrer der Weinbauschule Klosterneuburg wollten Milde walten lassen. Aber die haben sich in der Klassenkonferenz am 28. August 1940 nicht durchgesetzt. Darum hat die Schule unter der Direktion von Friedrich Zweigelt ein Betretungsverbot für Josef Bauer verhängt. Josef Bauer sei als „Führer der klerikalen Bewegung in Klosterneuburg bekannt“ gewesen und habe „mitunter Schwierigkeiten während des weltanschaulichen Erziehungsunterrichts gemacht, (…) weshalb er eine schlechte Note in weltanschaulicher Erziehung erhalten habe, trotz gutem Prüfungsergebnisses (sic!)“ (Konferenzprotokoll vom 28. August 1940). Weltanschauliche Erziehung dürfte damals wichtiger gewesen sein als die Grammatik der deutschen Sprache.

Als der Vater Josef Bauers die Schule um die Ausstellung eines Sittenzeugnisses für seinen Sohn ersucht hat, um die Gestapo milde zu stimmen, wurde ihm das von der Schule verweigert. Josef Bauer hat dann fast drei Jahre Gestapo-Haft in Gefängnissen von Wien bis damals „München Gladbach“ erlitten. Dann wurde er eingezogen.

 

Namen

 

Und dann ist da noch die Sache mit der Bezeichnung für die Rebsorte. Friedrich Zweigelt hat sie Rotburger genannt. So hat sie dann auch geheißen. Das kann man in alten Weinbüchern nachlesen. 1975, Friedrich Zweigelt hat nicht mehr gelebt, haben es einflussreiche Kreise aus der Weinwirtschaft dann für eine gute Idee gehalten, den Rotburger im Rahmen der „Qualitätsweinrebensortenverordnung“ auf Zweigelt umzubenennen.

 

Die sichs gerichtet haben und die kollektive Demenz

 

Flexible Menschen hat es viele gegeben. Zuerst eifrig bis übereifrig, dann konformistisch, später flexibel, dement und selbstredend unpolitisch. Im Fall der Fälle verhandlungsunfähig. In jedem Ambiente gefällig. Wie viele Weine der Rebsorte Zweigelt.

Dass es diesen Ungeist heute nicht mehr gibt, würde der Rudl gerne glauben, er kann es aber nicht. Möglicherweise glauben es die Bildungsexperten und Verfasser von Lehrplänen (vielleicht mit ganz wenigen Ausnahmen). Den Bildungsexpertinnen, Bildungsexperten und der Schulaufsicht scheint der oben erwähnte Ungeist aber keine schlaflosen Nächte zu bereiten. Hauptsache, es wird vereinheitlicht (und) präsentiert. Auch eine Form von weltanschaulicher Erziehung.

Da empfindet es der Rudl als Balsam auf seiner Seele, wenn einer nicht zu jeder Schnapsidee im Namen von Forstschritt und Wachstum nickt oder stumpfsinnig mit den Achseln zuckt, zur Errichtung eines riesigen Gewächshauses etwa oder zum Verkauf so einer Idee als Beitrag zur Förderung regionaler Landwirtschaft.

Rotes Irgendwas, das wie Paradeiser ausschaut, nach nichts schmeckt und einen Haufen Energie gefressen hat, braucht Herr Rudolf nicht, egal ob das rote Irgendwas die Energie in Andalusien oder im Seewinkel gefressen hat.

Ein Josef hat nicht genickt. Er sollte Unterrichtsminister werden! Von ihm kredenzt der Rudl diese Woche drei Weine glasweise.

 

Geburtstagsgrüße

 

Gleichzeitig würdigt Rudolf Polifka den Geburtstag und die Leistungen von Josef Bauer. Der Rudl hat vor diesen viel mehr Respekt als vor der Züchtung einer Rebsorte, die er sowieso nicht zu seinem Glück gebraucht hat.

Darum macht der Rudl diese Woche Weine auf, die es auch ohne Züchtungen von Friedrich Zweigelt gegeben hätte.

 

Nur

 

eine Ausnahme macht der Rudl, quasi als Selbsttherapie gegen seinen Vollständigkeitstick. Die ist vom Weinbauern mit dem weltbesten Musikgeschmack, einem Josef selbstverständlich, und darum hier genau richtig.

 

  • Sankt Laurent Klassik 2015, Josef Umathum, Neusiedlersee (3/5)
  • Blaufränkisch Klassik 2015, Josef Umathum, Neusiedlersee (3/5)
  • Blaufränkisch 2015, Christine Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee (3/5)
  • Sankt Laurent vom Stein 2010, Josef Umathum, Neusiedlersee (8,50/13)
  • Blaufränkisch Hochegg Special Edition 2013, Karl Schnabel, Sausal (6,50/10)
  • Blaufränkisch Szapary 2012, Uwe Schiefer, Eisenberg (6,50/10)
  • Sankt Laurent 1990, Winzergenossenschaft Ehrenhausen (Schauen wir einmal, wahrscheinlich eher nur ein Studienobjekt.)
  • Blaufränkisch Spätlese 1973, Klosterkeller Siegendorf, Neusiedlersee Hügelland (6/9)… Wein aus der Zeit, als der Rotburger noch Rotburger geheißen hat.
  • Rotburger 2015, Josef Lentsch. Dankbarkeit (2,50/4)

(in Klammern zuerst der Preis für das Sechzehntel, dann der für das Achtel)

 

Wie immer nicht ausschließlich diese Weine kredenzt Caviste Rudolf glasweise

 

am Mittwoch, den 28. Februar und am Freitag, den 2. März

von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Vorschau auf 7. und 9. März

 

zum internationalen Frauentag: gegenderte Weine Maria und Sepp Muster und doppelt gegenderte Weine von Christine und Gilles Berlioz

 

Suppe mit Sinn

 

Monsieur Polifka freut sich, 47,50 Euro der Wiener Tafel weiterleiten zu können. Er bedankt sich dafür doppelt, weil er sich bewusst ist, dass ein Großteil dieses Betrages aus Ihren Spenden und nur der kleinere aus konsumierten Suppen resultiert.

 

Herr Rudolf grüßt die Unflexiblen wie Josef Bauer und verleiht diesem den Ehrendirektortitel der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils!

 

Grüner Veltliner Spiegel von Sepp Mantler. Ein Ausnahmewein von einem Ausnahmewinzer: 1963, 1986, 2003, 2004, 2008, 2013 und 2016

Seinerzeit und heute

Es gibt eine paar Weine, die es dem Rudl angetan haben, seinerzeit als er vor knapp dreißig Jahren angefangen hat, sich für Wein zu begeistern. Die allermeisten davon gehen dem Rudl heute nicht ab.

Es gibt ein paar Weine, die es dem Rudl heute antun, die er damals ziemlich sicher nicht mit einem Übermaß an Enthusiasmus getrunken hätte.

Und dann gibt es ungefähr eine Handvoll Weine, für die Monsieur Rudolf vor einem Vierteljahrhundert schon weit gefahren ist und es heute immer noch tut, sei es mit dem Kinderwagen, sei es mit dem Radl oder sei es mit dem Automobil. Der Grüne Veltliner Spiegel von Sepp Mantler ist so ein Wein.

Löss

Der ist während der letzten Eiszeit vor etwa zwölftausend Jahren vom Gletscher abgeschliffen und im Anschluss daran vom Wind verblasen worden. Jetzt kann man so ein Terroir nicht direkt als jung bezeichnen. Zwölftausend Jahre sind nicht nix. Aber verglichen mit anderen relevanten Weingartenböden ist Löss geradezu ein Benjamin. Die Wachau, keine zehn Kilometer von Gedersdorf entfernt, ist zehntausendmal so alt, plusminus ein paar hundert Millionen Jahre.

Quantitativ ist Löss der österreichische Weingartenboden. Das Weinviertel ist Löss, nicht zur Gänze, aber schon ziemlich viel davon. Und das Weinviertel ist das mit Abstand größte Weinbaugebiet in Österreich. Dazu der ganzen Löss aus dem Kremstal, dem Kamptal und der Wachau. Und dann noch viel Löss im Burgenland und in Wien. Da läppert sich einiges zusammen.

Remarkabel ist auch, dass diese vom Wind dahergezahten Sandschichten äußerst kompakt sind, gerade so wie die, allerdings von der Rhône angeschwemmten, pickelharten Sandsteinhänge von Jacques Maillet in der Chautagne in Savoyen. So eine Härte möchte man dem Sand vielleicht gar nicht zutrauen. Aber die Wachauer Urgesteins-Terrassen aus Gneis und Granit müssen durch Mauern gestützt werden, die Lössterrassen im Kremstal nicht.

Bestehen tut Löss aus etwa fünfzig Percent der Reste des gymnasialen geologischen Schulwissens vom Rudl: viel Quarz, ein bissl Feldspat und Glimmer. Kalk ist auch dabei. Der gelbe Farbton ist auf die Eisenoxyde zurückzuführen. Alles in allem sind im Löss Mineralstoffe zum Saufüttern.

 

Spiegel

 

Spiegel ist eine Hanglage aus Löss. Die Anwehungen vom Gletscherschliff haben sich in der Riede Spiegel auf zehn Meter aufgehäuft, auch kein Lercherl und sicher auch nichts, was der Wind an einem verlängerten Wochenende erledigt hat.

 

Vor allem aber Sepp Mantler

 

Irgendetwas scheint es mit dem Winzervornamen Josef sowieso auf sich haben. Die Häufung von genialen Weinbaumeistern mit diesem Vornamen geht auf alle Fälle weit über jede statistische Nachvollziehbarkeit hinaus. Darüber hinaus fällt dem Rudl auf, dass in diesen Fällen oder vielleicht sowieso Kompetenz im Weingarten und im Keller mit besonderer Herzlichkeit und Authentizität einhergehen.

Derweil hat des Rudls Wissens auf alle Fälle noch niemand nachvollziehbar erklären können, wie Sepp Mantler aus Weintrauben, die auf Löss gewachsen sind, derartig subtile, differenzierte und ziemlich sicher auch heute noch langlebige Weine keltert. Man könnte das auch als Indiz für die Grenzen des Positivismus betrachten, wobei der Rudl da vorsichtig ist. Aber es gibt halt nicht viele Weine, die vierzehn oder sogar fünfzehn Percent Alkohol aufweisen und trotzdem grazil sind.

Dann ist da noch der Riesling Wieland. Wäre es der Rieslingrebe möglich, sich zu deplacieren, es würde sie vermutlich nicht zum Löss ziehen. Der Wieland von Sepp Mantler steht auf Löss, wobei sich unter dem Löss eines kleinen Teils der Riede Konglomerat befindet. Wenn es nach dem Rudl geht, einer der besten Rieslinge, wenn nicht der beste Riesling in Österreich.

 

2016

 

Zu warm und zu trocken im Winter. Früher Austrieb und dann der Spätfrost Ende April. Verhältnismäßig viel Niederschlag bis zur letzten Augustwoche. Erst dann kommt das Wetter zur Raison.

 

2013

 

Lieblingsjahrgang vom Rudl. Mit dem Kinderwagen transportiert.

 

2008

 

Über diesen Jahrgang hat Monsieur Rudolf letzte Woche das eine oder andere geschrieben. Am Mantlerhof hat Oidium den Ertrag noch ein bissl gravierender reduziert als anderswo, weil biologische Bewirtschaftung den Einsatz des Chemiekastens zur Bekämpfung von Pilzen und Viechern nicht vorsieht.

Herausgekommen ist Eleganz.

 

2006 und 2007

 

Vom Zweitausendsiebener und vom Zweitausendsechser hat der Rudl seinerzeit viel gekauft. Das hat Frau Mantler einmal beim Zahlen zur Frage, ob der Rudl denn ein Wiederverkäufer sei, veranlasst. Damals ist Herr Rudolf kein Wiederverkäufer gewesen. Und damals hat Herr Rudolf auch nicht geahnt, jemals einer sein zu werden. Die vielen Spiegel aus Zweitausendsieben und Zweitausendsechs hat der Rudl aber alle schon getrunken. A blede Gschicht, würde der Kurtl vielleicht sagen.

 

2004
Alles in allem kühl und feucht, was in Anbetracht des Trockenstresses im Dreierjahr für die Reben recht erholsam gewesen sein muss.

Im August ist es freundlicher geworden, im September ist es das geblieben und der Aromenausprägung nicht abträglich gewesen.

Zweitausendvierer, die man heute noch trinken mag, sind viel mehr als nur trinkbar.

 

2003

 

Erste Hitzewelle in der Woche nach Ostern. So ist es dann weiter gegangen. In Österreich für den Rudl nicht ganz nachvollziehbar hoch bewerteter Jahrgang. Wenn da jemand Elegance in den Wein gebracht hat, dann müssen es die ganzen Josefs und ihre Hawara gewesen sein.

 

1986

 

Winterfröste. Herr Rudolf meint, sich an minus siebenunzwanzig Grad in der Früh am Schulweg Ende Jänner erinnern zu können, im Bezirk Salzburg Umgebung.

Während der Blüte war es dann nass und kalt. Trotzdem ist einer der besten Jahrgänge daraus geworden. Für den Grünen Veltliner Spiegel vom Mantlerhof sollte es die letzte Ernte vor der Rodung und einer der berühmtesten Weine des Hauses werden. Seltene Liaison von Fülle und Frische.

 

1963

 

Viel Schnee im Winter, viel Hitze im Sommer, viel Niederschlag im September, viel Trockenheit im Oktober.

  • Grüner Veltliner Spiegel 2016, Mantlerhof, Kremstal (4/6)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2013, Mantlerhof, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2008, Mantlerhof, Kremstal (5/8)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2004, Mantlerhof, Kremstal (6,50/10)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2003, Mantlerhof, Kremstal (7/11)
  • Grüner Veltliner Spiegel 1986, Mantlerhof, Kremstal (10/16)
  • Grüner Veltliner Spiegel 1963, Mantlerhof, Kremstal (15/24)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Monsieur Rudolf ist sich bewusst, dass dieses Thema aus dem Rahmen fällt. Abgesehen vom Sechzehner handelt es sich um Einzelflaschen, beim Sechundachtziger um eine Halbliterflasche. Der Rudl kann nicht garantieren, dass am Freitag von allen Weinen noch etwas da ist. Unter 06 99 19 23 30 08 steht er gerne für Auskünfte bezüglich Niveau im einen oder anderen Flascherl zur Verfügung.

Selbstverständlich kredenzt der Rudl nicht ausschließlich Grünen Veltliner Spiegel vom Mantlerhof, so etwa immer noch die drei Vin Jaunes aus Arbois, den Côtes du Jura und Château-Chalon,

am Mittwoch, den 21. Februar und am Freitag, den 23. Februar

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weihandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort sind die Steppenrindwürstel und die Mangalitzawürstel von Karlo aus Pamhagen wieder verfügbar.

Vorschau auf 21. und 23. Februar

Alles Gute zum Geburtstag, Josef Bauer, seines Zeichens Nicht-Lieblingsschüler von Friedrich Zweigelt!

Herr Rudolf grüßt ganz besonders Herrn Mantler und alle Josefinen und Josefs!

When the year is in 8. Ein Vergleich aktueller Weine mit ihren Vorgängern aus dem Zweitausendachter Jahr

Prosit Neujahr!

Ess- und trinktechnisch betrachtet hat das neue Jahr für den Rudl gerade begonnen, genaugenommen am 1. Februar. Denn da hat der Wirt und Winzer des Vertrauens vom Rudl wieder aufgesperrt. Dafür ist der Rudl dankbar.

Zeit

Darum hält es Caviste Rudolf für einen passenden Zeitpunkt, ein paar aktuelle Weine aus seinem Sortiment glasweise gegen ihre jeweils älteren Brüder aus 2008 antreten zu lassen. Die scheinen freilich nur auf den ersten Blick einen runden Geburtstag zu feiern. Vor zehn Jahren um diese Zeit ist von den seriösen Zweitausendachtern noch keine Red‘ gewesen. Aber optisch passt halt 2008 ganz gut zu 2018.

2008 in Österreich

Über den Jahrgang haben sie gejammert wie über den Zweitausendzehner. Für Caviste Rudolf ist 2008 ein herausragender Jahrgang. Frische, Charakter und Eleganz in perfekter Kombination.

Für die Weinbaumeister war es vermutlich nicht ganz einfach, weil Wasser in allen Aggregatszuständen die Gesundheit der Weinbeeren bedroht hat. Nur hat der Rudl ein bissl den Verdacht, dass in Österreich die Qualität eines Jahrgangs in erster Linie von einer möglichst hohen Zuckergradation abhängig gemacht wird. Für den Rudl seinen Geschmack geht es darum gerade nicht, weil der ja gerne wartet, bis die Weine ein bissl reifer sind. Damit sie dann auch gut schmecken, müssen sie schon ein bissl vif sein. Den Weinen des Jahrgangs 2008, deren Beeren und Trauben gesund gelesen worden sind, kann man diese Vifheit sicher nicht absprechen.

2008 in Savoyen

hat die allerlängste Zeit keinen Anlass zur Sorge bereitet, bis es dann Ende August und Anfang September ungewöhnlich nass geworden ist. Für so manche Jacquère ist sich das dann mit der Reife nicht mehr ausgegangen. Altesse, Chignin-Bergeron und vor allem die Roten haben sich wieder erfangen.

2008 in Irouléguy

2008 war auch der Süd-Westen entsetzlich nass. Man muss bis ins Einundneunziger Jahr zurückgehen, damit man ein Jahr findet, in dem sich noch weniger Weintrauben der unheiligen Schimmeldreifaltigkeit, Oïdium, Meltau und Graufäule entziehen können haben. Ungewöhnlich heiße Phasen im Frühling, Hagel und Frost komplettieren die Vorgabe von einem Jahrgang. Der Rudl kann sich trotzdem an keinen schlechten Zweitausendachter aus dem Süd-Westen erinnern.

Sauvignon Blanc, Josef Umathum

Sauvignons von Quarz- und Schieferböden sind gar nicht so zahlreich in Österreich. Die guten von ihnen noch weniger.

Grüner Veltliner Rochus, Roland Minkowitsch

Kollateralnutzen einer Zeit, in der Zivilcourage noch kein Grund zum Scheitern in der Politik gewesen ist

Grüner Veltliner Steinleithn, Geyerhof

Lieblingsgrünerveltliner vom Rudl

Neuburger, Josef Lentsch. Dankbarkeit

Seinerzeit der Sieger einer Neuburgerverkostung beim Rudl, bevor der Caviste gewesen ist. Reinsortig gibt es Neuburger beim Wirt und Winzer mit dem besten (Musik-)Geschmack sehr selten.

Grüner Veltliner Hundsberg, Leo Uibel

Grüner Veltliner vom Kalk aus dem Urmeer

Hégoxuri, Domaine Arretxea

Lieblingswein vom Rudl

Marestel, Domaine Dupasquier

Es sind ja wirklich nicht viele halbtrockene Weine, die dem Rudl abgehen würden. Der schon.

Breg Bianco 2008, Josko Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia

Da ist der Achter der aktuelle Jahrgang. Auf den Siebzehner wird man noch ein paar Jahre warten müssen, länger als auf einen Vin Jaune 2017.

  • Sauvignon Blanc 2017, Josef Umathum, Neusiedlersee (3/5)
  • Sauvignon Blanc 2008, Josef Umathum, Neusiedlersee (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Rochus 2016, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel (3/5)
  • Grüner Veltliner Rochus 2008, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2015, Geyerhof, Kremstal (4/6)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2008, Geyerhof, Kremstal (6/9)
  • Neuburger 2015, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee (3/5)
  • Neuburger 2008, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Hundsberg 2015, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel (5/8)
  • Grüner Veltliner Hundsberg 2008, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel (6,50/10)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Hégoxuri 2008, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
  • Marestel 2012, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)
  • Marestel 2008, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (5/8)
  • Breg Bianco 2008, Josko Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia (10/16)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Selbstverständlich kredenzt der Rudl nicht ausschließlich diese Weine, so etwa auch noch die drei Vin Jaunes aus Arbois, den Côtes du Jura und Château-Chalon

am Mittwoch, den 14. Februar und am Freitag, den 16. Februar

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weihandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind

  • Königlicher Wein MMXV, Josef Umathum, Österreich
  • Sauvignon Blanc 2017, Josef Umathum, Neusiedersee
  • Sankt Laurent Klassik 2015, Josef Umathum, Neusiedlersee
  • Blaufränkisch Klassik 2015, Josef Umathum, Neusiedlersee
  • Sandperle 2017, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee
  • Neuburger 2015, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee
  • Blaufränkisch 2015, Christine Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee

im Flaschensortiment vom Rudl verfügbar. Der Rudl freut sich darob extraoridnairement.

Vorschau auf 21. und 23. Februar

Grüner Veltiner Spiegel Vertikale von Sepp Mantler

Herr Rudolf grüßt Zeit und Raum!