Mit ganz wenig und mit ohne Schwefel. A Tribute to Krampus und Nikolaus

Eigentlich Kreide

 

Caviste Rudolf hat im September angekündigt, bis zur Wahl zum Bundespräsidenten der Republik Österreich ausschließlich Weine, die auf Kalk- oder gar Kreideböden gewachsen sind, auszuschenken. Das wäre sein Plädoyer für die Kreide an den Wurzeln der Rebstöcke und gegen die Kreide an den Stimmbändern im Wahlkampf gewesen. Dann haben sie die Wahl noch einmal um zwei Monate verschoben.

 

Wos zvü is, is zvü

 

Drei Monate Kalk und Kreide im Wein wären dann aber sogar dem Rudl zu viel gewesen. Er wollte CaCo³ auf die Woche vor der Wahl beschränken. Blöderweise ist das die Woche vor dem Tag zweier ziemlich gegensätzlicher Persönlichkeiten. Und die gehören gewürdigt. Daran lässt sich Herr Rudolf von keinem Kreidemeister dieser Welt hindern.

 

Kramperl und Niglo. Beide

 

Mag sein, dass das unzeitgemäß ist, aber der Rudl möchte beide nicht missen, schon rein aus Sentimentalitätsgründen.

 

Der Krampus und die Angst

 

Selbstverständlich ist sich Herr Rudolf der problematischen Wirkung des dunklen Gesellen mit den Hörndln, vor allem auf Kinder bewusst. Heute noch spürt er, wie er sich als Kind vor dem „Kramperl“ gefürchtet hat. Im Dialekt ist dem durch das Diminutivsuffix zumindest die allerschwefeligste Kralle ein bissl gestutzt worden. Angst gehabt hat Herr Rudolf damals trotzdem. Und Angst hält er sowieso für keinen kompetenten Ratgeber. Nie! Ist die Angst trotzdem da, und manchmal ist sie das, auch wenn man sich noch so auf die Füße stellt, sind kreative Gegenstrategien gefragt, in Eigeninitiative, noch besser aber gemeinsam mit dem Cousin, möglichst nicht indem man das Problem an Eltern, Lehrer oder irgendeinen selbsternannten „starken Mann“, der sich im Handumdrehen selber als Krampus erweist, delegiert.

Auf alle Felle ist der Krampus trotzdem kein passabler Umgang für kleine Menschen. Aber bei den größeren, die schon ein bissl in das Lausbuben, respektive Lausmenscheralter gekommen sind, also etwa so ab vierzig, bei denen kann der Krampus, und zwar einer mit einer richtig tiefen, grausligen Stimme, mit einer wie der von Joe Cocker zum Beispiel, schon die Phantasie beflügeln, jedenfalls besser als hunderttausend Horrorclowns, billige Gruselfilme oder von geistiger Leere getriebene Wutbürger mit Pitbull, Facebookaccount und Redbullüberdosis.

 

Nikolaus

 

Der ist sowieso ein Guter. Der Rudl jetzt aber niemanden, die oder der dem Nikolaus etwas am Zeug flicken möchte, ganz egal welcher weltanschaulichen oder religiösen Provenienz.

 

Der Ausgewogenheit verpflichtet

 

Wie jedes Jahr erweist Herr Rudolf dem Krampus und dem Nikolaus aus Äquidistanz die Reverenz. Wer seine Sympathien genießt, das sollte aus diesen Zeilen eindeutig hervorgehen. Aber oenologisch bekommen beide je drei Karten. Dem Polifka-Rudl sein Engel ist schließlich ja auch ein Engel, aber nicht einer, der nur weiß und brav ist, sondern einer mit einem „dreckign Gsicht“. Das hat er dem Trainer seinerzeit im Espresso Rosi verraten. Und der hat darüber ein wunderbares Lied geschrieben.

Deshalb stößt der Rudl diese Woche auf den Hörndlträger mit wenn auch nur sehr geringfügig geschwefelten Weinen an.

 

2013 Altesse, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

2015 Weißburgunder vom Opok, Herrenhof Lamprecht, Steiermark

 

2012 Irouléguy Rouge, Domaine Ilarria, Sud Ouest

 

Und auf den weißen Bartträger mit Weinen ohne Schwefelzugabe.

 

2011 Vitovska, Branko und Vasja Cotar, Komen, Slowenien

 

2012 Blaufränkisch Hochegg, Karl Schnabel, Sausal, Steiermark

 

2012 Irouléguy Rouge sans sulfites ajoutés, Domaine Ilarria, Sud Ouest

 

 

Diese sechs Weine, aber nicht ausschließlich diese sechs gibt es diese Woche auch glasweise

 

am Mittwoch, den 30. November und am Freitag, den 2. Dezember

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Hinweis in eigener Sache

 

Übernächste Woche, am Freitag, den 9. Dezember, das ist der Tag nach dem Feiertag, bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ausnahmsweise geschlossen, obwohl das ein Freitag ist. Das ist die einzige Gelegenheit für den Rudl, ein Bräustübl-Weihnachtsbockbier aus Salzburg-Mülln zu beschaffen. Und ohne das können Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, aufs Christkindl warten, bis Sie schwarz werden.

Am „Silbernen Sonntag“, den 11. Dezember, und am „Goldenen“ eine Woche drauf, wird Herr Rudolf dafür jeweils von 14 bis 18 Uhr aufsperren. Derweil sovü.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man endlich den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Menschen aus dem Vernichtungslager in Auschwitz, zum europäischen Identitätsfeiertag erklären soll. Erstens gebietet das der Anstand und zweitens wird die europäische Einigung allein mit finanziellen Förderungen, um die am allerfreudigsten die die Hand aufhalten, die sich schon im Umdrehen mit der Marie in der Hand wie die Rohrspatzen über „die da droben in Brüssel“ aufregen, eher schwierig zu retten sein.

 

Herr Rudolf grüßt alle Menschen, die guten Willens sind!

Graf und Gräfin. Muster und Château de Mérande. Ab jetzt immer noch Mittwoch und Freitag geöffnet

Der Polifka-Rudl und die Aristokratie

 

Es ist nicht gerade so, dass der Rudl eine Schwäche für Adelstitel hätte. Abgesehen von der Kaiserwiese im Prater kann ihm ziemlich alles Aristokratische gestohlen bleiben, im September und im Oktober sogar die Kaiserwiese.

 

Die da droben und wir da herunten

 

Politisch sozialisiert haben den Rudl seinerzeit Eltern, Kirche und vor allem Schallplatten mit Kabarettprogrammen von Lukas Resetarits. Kein Wunder, dass die politischen Sympathien des jungen Rudl auf der Seite der nicht so Privilegierten waren. Und dort bleiben sie. Aber ganz so einfach ist die Geschichte mit oben und unten wahrscheinlich auch wieder nicht. Jetzt spielen sich schon wieder oder noch immer ein paar superreiche Parvenues als Beschützer und Sprachrohre des angeblich kleinen Mannes auf. Für die Allgemeinheit Konstruktives geleistet haben sie aber schon so etwas von gar nichts. Das scheint vielen egal zu sein. Und aufzuhören scheint der Unfug auch nicht. Ganz im Gegenteil.

 

Wahrheiten?

 

Ist es da nicht an der Zeit, einmal die eine oder andere über die letzten dreißig Jahre fast liebgewordene „Wahrheiten“ in Frage zu stellen? Muss man etwa wirklich alle Ängste ernst nehmen? Psychologisch wahrscheinlich schon, aber politisch? Sind diejenigen, die den „einfach ehrlichen“ Feschaks nachrennen, wirklich alle sozial deklassierte Modernisierungsverlierer oder nicht doch zu einem gar nicht so unbeträchtlichen Teil auch gelangweilte Anstrengungsverweigerer aus allen sozialen Schichten, mit modernsten Kommunikationsmitteln und dem Ausnutzen sozialer Leistungen aufs Engste vertraut und vor lauter Langeweile jetzt einmal scharf darauf, wirklich etwas zu erleben?

 

Anstatt ihre Gehässigkeiten ernstzunehmen, könnte man diesen Herrschaften vielleicht einmal klipp und klar ins Gesicht brüllen, dass Langeweile kein ausreichendes Motiv für Wut ist, dass sich ein analoger Bürgerkrieg doch in drei oder vier Punkten von einem Computerspiel unterscheidet, und dass ein bissl Anstrengung gar nicht so schlecht ist, um das eine oder andere Ärgernis zu relativieren. Auch Unterrichtsmoden und Lehrpläne könnten vor diesem Hintergrund einmal überdacht werden.

 

Grafen

 

Dass die Redelsführer, Parteiobmänner und Geldgeber einfache Leute aus dem Volk sein sollen, ist sowieso an Absurdität nicht mehr zu überbieten und eine Beleidigung, die sich das Volk auf gar keinen Fall länger bieten lassen sollte. Das ist die Schickeria! Etwas anderes ist sie nie gewesen.

 

Ausnahmen

 

Aber nicht einmal bei den Grafen gibt es keine Ausnahme. Einer, den der Rudl sehr schätzt, feiert diese Woche seinen Vierziger. Und vielleicht verhält es sich mit den Grafen ja wie mit den Musikantendoktoren. Vielleicht sind da auch die selbstangemaßten die wahren und kompetenten. In diesem Sinne: „Ois Guade, Monsieur le Comte!“ Und einem besonders geschätzten Gast wünscht der Rudl gleich dasselbe!

 

Dann gibt es natürlich noch zwei sehr gute Gründe, sich für Gräfinnen und Grafen zu interessieren.

 

Ab jetzt geht es um Wein im engeren Sinn

 

Maria und Sepp Muster wohnen auf einem Bauernhof. Der hat wie die meisten Bauernhöfe einen Namen. Und der heißt Graf. Darum heißt die mittlere Linie der Weine von Maria und Sepp Muster Graf, Sauvignon Blanc Graf, Morillon Graf und Zweigelt Graf, Weine von der Mitte des Hanges, auf kargem Kalkmergel, den sie in der Gegend Opok nennen. Graf reift zwei bis vier Jahre in kleinen, gebrauchten Holzfässern.

 

Seit 2008 gibt es einen maischevergorenen Sauvignon Blanc. Die erste Palette hat ursprünglich auch Graf geheißen. Nur am Rücketikett war vermerkt, dass der seine Maische besser kennt als der andere Graf Sauvignon. Das hat die eine oder den anderen verwirrt. Drum heißt der maischevergorene Graf jetzt Gräfin.

 

Château de Mérande – Domaine Genoux

 

Ab sofort sind die beiden Weine von Maria und Sepp Muster aber nicht die einzigen Weine mit aristokratischen Namen im Sortiment von Caviste Rudolf.

 

La Comtesse Blanche

 

In Savoyen haben sie es mit den Grafen. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf Gaststätten- und Weinnamen. Wie kompetent und sozialverträglich die im Einzelnen ihren Amtsgeschäften nachgegangen sind, kann der Rudl schwer beurteilen. Dazu wäre es erforderlich, verschiedenste historische Quellen zu studieren. Monsieur Rudolf stützt sich fast ausschließlich auf die Arbeiten von André Combaz, weil dort allerlei Kompetentes über Wein und vor allem Geologie steht.

 

Le Comte Rouge

 

„Roten Graf“ haben sie Amédée VII. genannt. Der allerfeinste dürfte der nicht gewesen sein. Er hat seine Grafschaft bis Nizza erweitert. Wer weiß, wen der noch beglückt hätte, wäre er nicht mit 32 Jahren vom Pferd gefallen? Mit seinem Nachfolger Amédée VIII. hat dann wirklich eine hohe Zeit in Savoyen angehoben. Der hat Marie von Burgund geheiratet und war eher der Diplomatie, dem Wein und der Religion zugetan als dem Kampf. Auf die Gefahr hin, dass Monsieur Rudolf da jetzt wieder zu predigen beginnt, aber ihm scheint es da schon Zusammenhänge zu geben. Wie auch immer, nachdem Amédée auf seinem Sitz in Ripaille quasi die Wurzeln für den heutigen Cru Ripaille gelegt hatte, übergab er seinem Sohn die Amtsgeschäfte und sich dem Klosterleben. Aber auch dort sollen sich seine Frömmigkeit und Weisheit ziemlich schnell herumgesprochen haben, bis man an ihn herangetreten ist, mit der Frage, ob er nicht den Papst machen wolle. Zehn Jahre hat sein Pontifikat gedauert. Dann hat er den Haut drauf gehaut und etwas gemacht, was heute ganz und gar nicht mehr en vogue scheint, nämlich als Gescheiterer nachgegeben und seinem Konkurrenten Nicolaus V. Platz gemacht.

 

Le Comte Rouge vom Château de Mérande

 

… ist reinsortige Mondeuse aus dem Epizentrum dieser nicht gerade in einer Quantität zum Saufüttern angebauten Rebsorte.

 

Und weil die Gebrüder Genoux vom Château de Mérande ähnlich wie Maria und Sepp Muster in der Namensgebung ihrer Weine Gendergerechtigkeit walten lassen, gibt es vom Château de Mérande auch eine Comtesse Blanche, reinsortige Altesse.

 

  • Sauvignon Blanc Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steiermark (5/8)

 

  • Zweigelt Graf 2011, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steiermark (5/8)

 

  • La Comtesse Blanche 2014 (Altesse), Château de Merande, Arbin, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

 

  • Le Comte Rouge 2013 (Mondeuse), Château de Merande, Arbin, AOC Vin de Savoie (5/8)

 

Diese vier Weine mit aristokratischen Namen, aber durch und durch demokartischer Herkunft, vermutlich auch irgendeinen Sechsundsiebziger, aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese fünf Weine gibt es diese Woche glasweise

 

am Mittwoch, den 23. November und am Freitag, den 25. November

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

 

Herr Rudolf freut sich ganz besonders, Sauvignon Blanc vom Opok 2013 wieder und 2014 erstmals, sowie Schilcher 2013, Rosé vom Opok 2014 und Sauvignon blanc Graf 2011 – alle von Maria und Sepp Muster anbieten zu können.

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man endlich den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Menschen im Vernichtungslager Auschwitz, zu einem europäischen Identitätsfeiertag erklären soll!

Graf und Gräfin. Muster und Château de Mérande. Ab jetzt immer noch Mittwoch und Freitag geöffnet

Der
Polifka-Rudl und die Aristokratie

Es
ist nicht gerade so, dass der Rudl eine Schwäche für Adelstitel
hätte. Abgesehen von der Kaiserwiese im Prater kann ihm ziemlich
alles Aristokratische gestohlen bleiben, im September und im Oktober
sogar die Kaiserwiese.

Die
da droben und wir da herunten

Politisch
sozialisiert haben den Rudl seinerzeit Eltern, Kirche und vor allem
Schallplatten mit Kabarettprogrammen von Lukas Resetarits. Kein
Wunder, dass die politischen Sympathien des jungen Rudl auf der Seite
der nicht so Privilegierten waren. Und dort bleiben sie. Aber ganz so
einfach ist die Geschichte mit oben
und unten
wahrscheinlich auch wieder nicht. Jetzt spielen sich schon wieder
oder noch immer ein paar superreiche Parvenues als Beschützer und
Sprachrohre des angeblich kleinen Mannes auf. Für die Allgemeinheit
Konstruktives geleistet haben sie aber schon so etwas von gar nichts.
Das scheint vielen egal zu sein. Und aufzuhören scheint der Unfug
auch nicht. Ganz im Gegenteil.

Wahrheiten?

Ist
es da nicht an der Zeit, einmal die eine oder andere über die
letzten dreißig Jahre fast liebgewordene „Wahrheiten“ in Frage
zu stellen? Muss man etwa wirklich alle Ängste ernst nehmen?
Psychologisch wahrscheinlich schon, aber politisch? Sind die, die den
„einfach Ehrlichen“ nachrennen, wirklich alle sozial deklassierte
Modernisierungsverlierer oder nicht doch zu einem gar nicht so
unbeträchtlichen Teil auch gelangweilte Anstrengungsverweigerer aus
allen sozialen Schichten, mit modernsten Kommunikationsmitteln und
dem Ausnutzen sozialer Leistungen aufs Engste vertraut und vor lauter
Langeweile jetzt einmal scharf darauf, wirklich etwas zu erleben?

Anstatt
ihre Gehässigkeiten ernstzunehmen, könnte man diesen Herrschaften
vielleicht einmal klipp und klar ins Gesicht brüllen, dass
Langeweile kein ausreichendes Motiv für Wut ist, dass sich ein
analoger Bürgerkrieg doch in drei oder vier Punkten von einem
Computerspiel unterscheidet, und dass ein bissl Anstrengung gar nicht
so schlecht ist, um das eine oder andere Ärgernis zu relativieren.
Auch Unterrichtsmoden und Lehrpläne könnten vor diesem Hintergrund
einmal überdacht werden. 

Grafen

Dass
die Redelsführer, Parteiobmänner und Geldgeber einfache Leute aus
dem Volk sein sollen, ist sowieso an Absurdität nicht mehr zu
überbieten und eine Beleidigung, die sich das Volk auf gar keinen
Fall länger bieten lassen sollte. Das ist die Schickeria! Etwas
anderes ist sie nie gewesen.

Ausnahmen

Aber
nicht einmal bei den Grafen gibt es keine Ausnahme. Einer, den der
Rudl sehr schätzt, feiert diese Woche seinen Vierziger. Und
vielleicht verhält es sich mit den Grafen ja wie mit den
Musikantendoktoren. Vielleicht sind da auch die selbstangemaßten die
wahren und kompetenten. In diesem Sinne: „Ois Guade, Monsieur le
Comte!“ Und einem besonders geschätzten Gast wünscht der Rudl
gleich dasselbe!

Dann
gibt es natürlich noch zwei sehr gute Gründe, sich für Gräfinnen
und Grafen zu interessieren.

Ab
jetzt geht es um Wein im engeren Sinn

Maria
und Sepp Muster wohnen
auf einem Bauernhof. Der hat wie die meisten Bauernhöfe einen Namen.
Und der heißt Graf. Darum heißt die mittlere Linie der Weine von
Maria und Sepp Muster Graf, Sauvignon Blanc Graf, Morillon Graf und
Zweigelt Graf, Weine von der Mitte des Hanges, auf kargem Kalkmergel,
den sie in der Gegend Opok nennen. Graf reift zwei bis vier Jahre in
kleinen, gebrauchten Holzfässern.

Seit
2008 gibt es einen maischevergorenen Sauvignon Blanc. Die erste
Palette hat ursprünglich auch Graf geheißen. Nur am Rücketikett
war vermerkt, dass der seine Maische besser kennt als der andere Graf
Sauvignon. Das hat die eine oder den anderen verwirrt. Drum heißt
der maischevergorene Graf jetzt Gräfin.

Château
de Mérande - Domaine Genoux

Ab
sofort sind die beiden Weine von Maria und Sepp Muster aber nicht die
einzigen Weine mit aristokratischen Namen im Sortiment von Caviste
Rudolf.

La
Comtesse Blanche

In
Savoyen haben sie es mit den Grafen. Das bleibt nicht ohne Auswirkung
auf Gaststätten- und Weinnamen. Wie kompetent und sozialverträglich
die im Einzelnen ihren Amtsgeschäften nachgegangen sind, kann der
Rudl schwer beurteilen. Dazu wäre es erforderlich, verschiedenste
historische Quellen zu studieren. Monsieur Rudolf stützt sich fast
ausschließlich auf die Arbeiten von André Combaz, weil dort
allerlei Kompetentes über Wein und vor allem Geologie steht.

Le
Comte Rouge

Roten
Graf“ haben sie Amédée VII. genannt. Der allerfeinste dürfte der
nicht gewesen sein. Er hat seine Grafschaft bis Nizza erweitert. Wer
weiß, wen der noch beglückt hätte, wäre er nicht mit 32 Jahren
vom Pferd gefallen? Mit seinem Nachfolger Amédée VIII. hat dann
wirklich eine hohe Zeit in Savoyen angehoben. Der hat Marie von
Burgund geheiratet und war eher der Diplomatie, dem Wein und der
Religion zugetan als dem Kampf. Auf die Gefahr hin, dass Monsieur
Rudolf da jetzt wieder zu predigen beginnt, aber ihm scheint es da
schon Zusammenhänge zu geben. Wie auch immer, nachdem Amédée auf
seinem Sitz in Ripaille quasi die Wurzeln für den heutigen Cru
Ripaille gelegt hatte, übergab er seinem Sohn die Amtsgeschäfte und
sich dem Klosterleben. Aber auch dort sollen sich seine Frömmigkeit
und Weisheit ziemlich schnell herumgesprochen haben, bis man an ihn
herangetreten ist, mit der Frage, ob er nicht den Papst machen wolle.
Zehn Jahre hat sein Pontifikat gedauert. Dann hat er den Haut drauf
gehaut und etwas gemacht, was heute ganz und gar nicht mehr en vogue
scheint, nämlich als Gescheiterer nachgegeben und seinem
Konkurrenten Nicolaus V. Platz gemacht.

Le
Comte Rouge vom Château de Mérande

ist
reinsortige Mondeuse aus dem Epizentrum dieser nicht gerade in einer
Quantität zum Saufüttern angebauten Rebsorte.

Und
weil die Gebrüder Genoux vom Château de Mérande ähnlich wie Maria
und Sepp Muster in der Namensgebung ihrer Weine Gendergerechtigkeit
walten lassen, gibt es vom Château de Mérande auch eine Comtesse
Blanche,
reinsortige Altesse.

  • Sauvignon
    	Blanc Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steiermark
    	(5/8)

  • Zweigelt
    	Graf 2011, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steiermark (5/8)

  • La
    	Comtesse Blanche 2014 (Altesse), Château de Merande, Arbin, AOC Vin
    	de Savoie (4,50/7)

  • Le
    	Comte Rouge 2013 (Mondeuse), Château de Merande, Arbin, AOC Vin de
    	Savoie (5/8)

Diese
vier Weine mit aristokratischen Namen, aber durch und durch
demokartischer Herkunft, vermutlich auch irgendeinen
Sechsundsiebziger, aber selbstverständlich nicht ausschließlich
diese fünf Weine gibt es glasweise

am
Mittwoch, den 23. November und am Freitag, den 25. November
jeweils
von 16 bis 22 Uhr
in
der Weinhandlung
Rudolf Polifka et Fils,
Reindorfgasse 22

Nachrichten
aus dem Flaschensortiment

Herr
Rudolf freut sich ganz besonders, Sauvignon Blanc vom Opok 2013
wieder und 2014 erstmals, sowie Schilcher 2013, Rosé vom Opok 2014
und Sauvignon blanc Graf 2011 - alle von Maria und Sepp Muster
anbieten zu können.

Im
Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man endlich den 27.
Jänner, den Tag der Befreiung der Menschen im Vernichtungslager
Auschwitz, zu einem europäischen Identitätsfeiertag erklären soll!

Wonn z’wenig oder z‘spät wos weidageht. Muscadet

Letzte Woche hat Herr Rudolf an dieser Stelle schriftlich darüber nachgedacht, warum es an manchen Orten so wenige Biowinzer gibt. Seine implizit aufgestellte Arbeitshypothese ist darauf hinaus gelaufen, dass Weinbauern in renommierten Weinbaugebieten möglicherweise weniger und oder oder später Veranlassung verspüren, neue Wege zu gehen, weil sie ihren Wein so oder so verkaufen. Das könnte man einfach zur Kenntnis nehmen. Dem Rudl seine Art ist das Zurkenntnisnehmen noch nie gewesen. Darum möchte er diese Woche einen Schritt weiter gehen. Was passiert mit Appellationen, Weinbauorten, -gebieten oder Crus, wenn anhaltend niemand oder fast niemand schaut, dass etwas weiter geht?

Apremont

Der Cru Apremont in Savoyen ist so ein Beispiel. Die nahen Schigebiete haben mehr oder weniger alles genommen, die Winzer mehr oder weniger alles geerntet. Was überhaupt nicht mehr zu trinken war, ist in den Glühweinhäfen gekommen. Was dafür zu minder war, ins Fondue. Irgendwann war der Ruf dann so desolat, dass Apremont in der Region regelrecht zum Synonym für Ungenießbarkeit wurde. Der Weg zurück ist dann gar nicht so einfach. Monsieur Polifka wird ihm demnächst trotzdem ein Wochenthema widmen.

Muscadet

Ein anderes Beispiel ist der Muscadet. Wo es Austern gibt, es er meistens nicht weit. Genügt das? Ein Wein für Angeber war er vermutlich nie. Aber in einem derartigen Ausmaß den Anschluss an andere Appellationen zu verlieren, wäre vielleicht auch nicht notwendig gewesen.

Für gscheit hält es der Rudl jedenfalls, auf solche Gegenden genauer hinzuschauen. Denn ausgemacht ist es nicht, dass etwa die Champagne oder die Wachau auf immer und ewig einen guten Ruf besitzen. Und „Steirische Klassik“ hat, das kommt zumindest Monsieur Rudolf so vor, auch schon einmal besser geklungen als heute.

Statistische Wahrscheinlichkeiten

Der Vorteil des Muscadet gegenüber dem Apremont ist die Größe der Appellation. Bleibt es dort mehr oder weniger eine Angelegenheit von zwei Winzern, so ist bei einem fast dreizehntausend Hektar umfassenden Weinbaugebiet wie dem Muscadet schon die statistische Wahrscheinlichkeit, dass dort ein paar engagierte Winzer es angehen, den Möglichkeiten des Terroirs auf den Grund zu gehen, eine viel größere. Anfangs konnte man die Pioniere noch an einer abzählen. Jo Landron, die Domaine de l’Ecu,

Aurore & Véronique Günther Chéreau vom Château du Coing und einer, dessen Weingut es dem Rudl ganz besonders angetan hat.

André-Michel Brégeon

Auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen, kommt der Rudl nicht darum herum, die Geschichte wieder einmal zu erzählen. Samstag viertel vor zwölf, nach zwei Wochen Dienstreise durch Frankreich und in einem plattelvollen, längst nicht mehr voll belastbaren Ford Focus: Kein idealer Zeitpunkt für einen Besuch bei einem Weinbauern, kein ideales Transportmittel für Wein und schon gar keine Ausgeglichenheit in der Stimmung der Madame auf dem Beifahrersitz. Trotzdem.

Scheu klopft Herr Rudolf an mehrere holzverschlagartige Türen. Hinter einer ertönt ein „Oui, entrez!“ und sitzt ein sehr gebückter Herr, der händisch und einzeln Etiketten auf seine Schaumweinflaschen klebt. Es folgt die ziemlich sicher kurioseste Verkostung, die der Rudl erlebt hat. Schaumwein, Gros Plant Nantais, Muscadet Sèvre et Maine sur lie, Muscadet Cru Gorges 2004, 64 Monate auf der Feinhefe, Muscadet 2002, 84 Monate sur lie und Cabernet Franc 2005. Erkläungen über die besonderen Beschaffenheiten der Böden, auf denen der Cru Gorges wächst, Küche, Keller und das Leben an sich geben den Weinen einen kongenialen Rahmen. Die hätte sich Monsieur Rudolf in einer derartigen Präzision nach allem, was er bis zu diesem Tag über Muscadet gelesen hat, nicht erwartet. Jean-François Raveneau, Ikone aus Chablis, soll es ähnlich gegangen sein. Am Rande einer Verkostung soll er Brégeon gefragt haben, warum seine Weine zweihundert Euro kosten und dessen Weine zwanzig. „Weil Du in Chablis bist und ich im Muscadet“, war die selbstbewusste Antwort von Brégeon.

Nachfolger

Mit dem Jahrgang 2011 hat Monsieur Michel sein Weingut an den sympathischen Fred Lallier übergeben. Im Keller arbeite er strenger als biologisch, im Weingarten lasse er sich aber von keiner Zertifizierung daran hindern zu intervenieren, wenn er das für notwendig erachte, war die Devise von Michel Brégeon. Der junge Herr Fred geht einen Schritt weiter. Er befindet sich bereits in der Umstellungsphase auf Bioweinbau. Eine dramatische Umstellung wird das nicht, dank Altmeister Michel.

Vertikale und Horizontale von 2004 bis 2010

In Würdigung der Verdienst Michel Brégeons um den Muscadet im Speziellen und den Wein im Allgemeinen kredenzt der Rudl diese Woche bemerkenswerte Muscadets von den angesprochenen vier Betrieben, aus den Jahren 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009 und 2010.

  • Muscadet 2004 (89 Monate auf der Feinhefe), Michel Brégeon, AOC Muscadet, Loire

Frankreichmeister im Sur lie-Ausbau

  • Muscadet 2005 (64 Monate auf der Feinhefe), Michel Brégeon, AOC Muscadet, Loire
  • Château da la Gravelle Gorges 2006, (= Château du Coing), AOC Muscadet, Loire

Einer der Lieblingsweingüternamen vom Rudl, erstens weil er Quitten mag und zweitens weil der Name gar nicht vom französischen Coing für Quitten kommt. Die Weingärten des Chateau du Coing liegen genau an der Mündung von Sèvre und Maine. Das ist naturgemäß ein Eck und hat den Namen Château du Coin (coin ist das französische Wort für „Eck“) nahe gelegt. Blöderweise sagt man jetzt zu dem, was Bruno Kreisky seinerzeit am Opernball als „Häsl“ bezeichnet hat, in Frankreich auch „Coin“. Und weil das irgendwie schlecht zu einem „Château“ passt, hat man ein g dran gehängt. Einen direkten Einfluss auf den Wein hat das nicht gehabt. Das war auch nicht notwendig. Die Weine vom Château du Coing waren immer schon Weine, die bei Blindverkostungen ganz andere Ursprünge vermuten lassen haben.

  • Muscadet Sèvre et Maine sur Lie 2007, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie Loire
  • Muscadet Expression de Granite 2008, Domaine de l’Ecu, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie, Loire
  • Muscadet Sèvre et Maine sur Lie 2009, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie Loire
  • Muscadet Le Fief du Breil 2010, Domaine London, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie 2010, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie Loire
  • Muscadet Sèvre et Maine sur Lie 2010, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie Loire

Diese zehn Muscadets, aber nicht ausschließlich diese gibt es glasweise

am Mittwoch, den 16. November und am Freitag, den 18. November

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Auf den guten Ruf der, respektive und die Gutmenschen!

Irouléguy Blanc & Bio & die Weinversteigerung zugunsten des Integrationshauses

Streuungen und Kulturorte

Nach fast einem viertel Jahrhundert des Studiums biologischer Weine ergibt sich dem Rudl, was die Verteilung biologisch arbeitender Weinbaubetriebe betrifft, folgendes Bild: Bioweinbauern scheinen sehr unregelmäßig über die oenologischen Landkarten dieser Welt verteilt zu sein. Und das dürfte gar nicht primär auf klimatische Gegebenheiten, die Bioweinbau dort schwieriger und da einfacher erscheinen lassen, zurückzuführen sein. Vielmehr scheint es Orte zu geben, wo engagierte Biowinzer schon sehr früh ihre Betriebe umgestellt und immer mehr Nachahmer gefunden haben, Pamhagen zum Beispiel, oder Leutschach, Sancerre ist auch einer. Der urbane Mensch mit Transzendenzdifizit nennt solche Ort schnell einmal „Kraftorte“. Dem Rudl sind sie Orte der Courage und der Kultur.

Dann scheint es Flecken auf der Landkarte zu geben, wo diesbezüglich nichts bis gar nix weitergeht. Nicht selten scheint das bei traditionsreichen Weinbauorten der Fall zu sein. Dort muss man sich um den Absatz der Weine schon länger keine Sorgen machen. Caviste Rudolf findet das bedauerlich, interessant und irgendwie auch ausgleichend gerecht. Es erinnert ihn auch an einen wunderbaren Text vom Trainer. Der hat vor über zwanzig Jahren schon darauf hingewiesen, dass die einen bei wichtigen Besprechungen mit „Gold und Silber“ an ihr Ziel zu kommen versuchen und die anderen mit einem „guadn Schmäh“. Letzteres erscheint dem Rudl nicht nur lustiger, sondern auch zielführender, zumal man auf diese Tour ja ziemlich schnell bemerkt, ob das Ziel den Weg wert ist. Damit sind wir bei der Appellation Irouléguy.

Ein Haus hat vier Himmelsrichtungen

Das von Thérèse und Michel Riouspeyrous, dem begnadeten Weinbauernehepaar aus Irouléguy, hat auch in alle vier Himmelsrichtungen zumindest ein Fenster. Und Monsieur Michel hat dem Rudl einmal nicht ohne Stolz erzählt, dass er auf jeder Seite seines Hause aus einem Fenster und dabei auf zumindest einen biologisch bewirtschafteten Weingarten schauen kann. Auf zwei Seiten sieht er seine eigenen Rebstöcke, auf einer die von Nachbarn Peio Espil (Domaine Ilarria) und auf der vierten Seite stehen Reben von einem Kollegen, der seine biologischen Trauben an die Genossenschaft liefert.

Auf den Umstand, dass es sich bei der Appellation Irouléguy nicht gerade um eine megagigateramäßige Angelegenheit handelt, hat der Rudl das eine und andere Mal hingewiesen, darauf dass die geologische Vielfalt der zweihundert Hektar ein veritabler Fleckerlteppich ist, hat wiederum der Geologe Yves Hérody hingewiesen und dass das in ganz besonderem Maß für die anteilsmäßig immer noch spärlichen Weißweingärten zutrifft, darf jetzt wieder der Rudl anmerken.

Tradition

Tradition war dem Rudl die längste Zeit seines Lebens etwas eher Suspektes. Dass sie momentan dermaßen hoch im Kurs zu stehen scheint, ist ihm noch viel suspekter. Und wer sich für Fußball, Religion oder Volksmusik interessiert, der weiß, dass sich gar nicht so selten Folklore, Überheblichkeit und Primitivität hinter Tradition verstecken.

Irouléguy war die längste Zeit eine traditionelle Rotweinappellation. Von seinerzeit neun Winzern hat jeder zumindest einen Rotwein gekeltert, die meisten mehrere, acht darüber hinaus einen Rosé. Fünf Weinbauern und die Genossenschaft schenkten den weißen Rebsorten Gros Manseng, Petit Manseng und Petit Courbu Aufmerksamkeit. Von der Domaine Arretxea hat es beim ersten Besuch vom Rudl in Irouléguy mengenmäßig streng limitiert den Hégoxuri gegeben, immer noch der Lieblingswein vom Rudl. Den weißen Zweitausendsiebener von Ilarria hat ein synthetischer Stoppel vergeblich versucht, am Oxydieren zu hindern. Drum hat der Rudl bei seinem ersten Besuch dort damals auch gar keinen gekauft. Und Weißweinflaschen von der Domaine Ameztia waren selbst für einen hartnäckigen Zeitgenossen wie Monsieur Rudolf bis 2012 nicht in der Mehrzahl zu derglengen.

Heute

gibt es fast jedes Jahr ein neues Weingut in der Appellation. Geologische Cuvées von Michel Riouspeyrous gehören in Frankreich zu den Weißweinen, die man am schwierigsten bekommt. Biologischer Weinbau in einer der niederschlagsreichsten Weinbauregionen des Landes. Wirklich gefragte Weißweine in einer traditionellen Rotweingegend. „Kulturwein at its best“, nennt der Rudl so etwas.

Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Nicht alles, aber schon ziemlich viel hat Monsieur Rudolf darüber geschrieben.

Hégoxuri 2010, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Gleicher Wein, anderer Jahrgang. Ziemlich sicher einer der besten in den letzten Jahren. Beginnt jetzt zu verraten, warum er so besonders ist.

Eisenhaltiger Sandstein, vulkanischer Ophite und Schiefer.

48 % Gros Manseng, 50 % Petit Manseng und 2 % Petit Courbu.

Selektive Handlese, in den steilen, teilweise terrassierten Weingärten gar nicht anders möglich. Knapp zwei Drittel werden direkt gepresst, ein gutes Drittel mazeriert 18 Stunden. 40 % dürfen dann in großem Holz aus Österreich und in Sechshundertliterfässern gären und reposieren, der Rest im Stahltank, zehn Monate lang, mitsamt der Feinhefe. Leichte Filtrierung, keine wie auch immer geartete Behandlung, chemisch nicht und temperaturmäßig auch nicht.

Strohgelbe Farbe; in der Nase Quitten, Akazien, Ananas und Zitrusfrüchte; am Gaumen lang und lebendig.

Man sagt, die Trüffelaromen des Petit Manseng beginnen etwa nach fünf bis sechs Jahren, sich zu entfalten. Das müsste gerade anheben.

Für die empfohlene Speisenbegleitung in Gestalt von Fisch, Meerestieren, weißem Fleisch, Käse oder Foie gras – dem Rudl käme ausschließlich eine solche von nicht-gestopften Gänsen ins Haus – müsste Sie gegebenenfalls selber sorgen. Oder Sie trinken den Hégoxuri halt solitaire.

Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Obwohl Nachbarn und obwohl beide bio unterscheiden sich die Weißen von Ilarria und Arretxea in mehrerlei Hinicht:

Der von Ilarria wächst auf Kalk und besteht vor allem aus Petit Manseng und Petit Courbu.

Eztia 2011, Domaine Ameztia, Saint Etienne de Baigorry, Vin de France

Jean-Louis Costera ist 2001 aus der Genossenschaft der Appellation ausgetreten und hat in den folgenden Jahren seine Weingartenfläche von vier auf sieben Hektar ausgeweitet. Trotzdem ist er nach wie vor Schäfer. Sein Ossau-Iraty, der gereifte Schafkäse der Region, allein ist einen Abstecher zur Domaine Ameztia wert. Den kann man dort, anders als den Eztia, sogar käuflich erwerben. Letzterer ist so schnell ausverkauft, beziehungsweise in so geringen Mengen verfügbar, dass man sein Glück im gut sortierten Fachhandel versuchen muss. Auf diesem Weg dankt der Rudl der Frau R und dem Herrn C für Beschaffung und Transport.

Gros und Petit Manseng, biologisch bewirtschaftet und spontan vergoren, aber nicht zertifiziert. Wenn Jahrgang und Hefen es so wünschen, bleibt dem Wein etwas Restzucker. Dann verliert er die Appellation und wird zum Vin de France. Die an gelbe Früchte erinnernden Aromen und eine extraordinaire Lebendigkeit lässt sich der Eztia aber nicht einmal von der französischen Weinadministration nehmen.

Irouléguy Blanc 2014, Maison Bordaxuria, Ispoure, Sud Ouest

Erster Jahrgang eines neuen Weingutes in der Appellation. Fortsetzung des problematischen Witterungsverlaufs von 2013. Kalt und viel Niederschlag, Hangrutsch, wenig Ertrag. Wettermäßig kein Einstand nach Maß für ein neues Weingut. Was an gesunden Trauben übrig ist, wird von einem trockenen und warmen September und Oktober verwöhnt, vor allem aber geföhnt.

60% Gros Manseng, 40% Petit Manseng. Beim Ausbau scheint man sich am Förderer Michel Riouspeyrous zu orientieren, nur kleinere und neuere Fässer verwendet man.

Folgende Bioweißweine aus Irouléguy , nicht jedoch ausschließlich diese

  • Irouléguy Blanc 2014, Maison Bordaxuria, Ispoure, Sud Ouest (4/6)
  • Eztia 2011, Domaine Ameztia, Saint Etienne de Baigorry, Vin de France (5/8)
  • Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Hégoxuri 2010, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

gibt es diese Woche glasweise

am Mittwoch, den 9. November und am Freitag, den 11. November

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Neuigkeiten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort ist der Grüne Veltliner Vollmondlese 2015 von Leo Uibel aus Ziersdorf wieder verfügbar.

Als Neuzugänge im Sortiment begrüßt Caviste Rudolf

  • Bianco Breg 2008
  • Rosso Breg 2004, sowie
  • Pinot Grigio 2006 von Josko Gravner.

Hinweis in wichtiger Sache

Am Martinitag, den 11. November (Freitag) findet im Schwarzberg am Schwarzenbergplatz 10 die zwanzigste Weinauktion zugunsten des Integrationshauses statt.

http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?291

Das ist jedes Jahr eine der Lieblingsweinveranstaltungen vom Rudl. Blöderweise fällt sie dieses Jahr auf einen Geschäftstag. Darum wird der Rudl am Martinitag noch pünktlicher die Sperrstunde einhalten, schon vorher die Marie einkassieren und abrechnen. Um Punkt zehne wird er am Freitag, den 11. November den Schlüssel im Schloss von seinem Weinkaufgeschäft umdrehen und ein davor bestelltes Taxi wird hoffentlich pünktlich da stehen. Sollten sich knapp vor 22 Uhr noch zwei oder drei Menschen im Geschäft vom Rudl befinden, wird es dem Herrn Rudolf eine Ehre sein, diese auf eine Taxifahrt wie der Pfitschipfeil zum Schwarzberg einzuladen.

Herr Rudolf grüßt Martins und Martinas, sowie alle Teilenden und alles
Teilbare.