Rebsortenpopularitäten: Triest und der Rest der Welt. Dem Rudl gefällt das!

Hätten Rebsorten einen Account bei Facebook, wäre es einfach. Dann ließe sich ganz leicht feststellen, welche gerade die beliebteste ist, sofern man selber im Facebook wäre. Aber auch ohne den Sanctus der elektronischen Akklamation wagt Diplomampelziologe Rudolf Polifka die Prognose, dass es der Malvasier, in Österreich als Frühroter Veltliner bekannt, eher nicht unter die drei beliebtesten schafft, sofern man Triest und Umgebung nicht zu Österreich zählt. Umso mehr ein Grund, dieser Rebsorte einmal nahezutreten, reifegradtechnisch und terroireusement.

Etymologisches

Etymologisch bemerkenswerterweise hat die erste Silbe nichts mit „schlecht“ zu tun. Der Rebsortenname leitet sich von der griechischen Hafenstadt Monemvasia ab. Dort befand sich seinerzeit ein bedeutender Exporthafen für Wein. In anderen Sprachen klingt der Name ähnlich: Neben dem italienischen „Malvasia“ findet sich das slowenische wie kroatische „Malvazija“. In Frankreich heißt die Rebsorte „Malvoisie“, ohne dort eine nennenswerte Rolle zu spielen. In Portugal gibt es „Malvasía Preta“, „Malvasía Fina“ und „Malvasía Rei“. Keine ist mit dem mitteleuropäischen verwandt. Wenn Sprache und Wein zwei inkompatible Sphären sind, dann dürfte das in Portugal ganz besonders gelten, so benennt man dort manche Rebsorten mit Lautfolgen, die sich jeder Artikulation entziehen. Weils eh wurscht is.

Hinterfotzige graue Maus

Aber auch die hierzulande geläufige Bezeichnung als „Frühroter Veltiner“ ist hinterfotzig. Der Frührote ist weder mit dem Roten noch mit dem Grünen Veltliner verwandt. Und ohne jetzt irgendeiner Weinbaumeisterin oder einem Weinbaumeister nahe treten zu wollen, kennt der Rudl kaum ein österreichisches Weingut, in dem der Frührote über den Status des Jungweins oder Einstiegsweins hinaus kommt. Für Leo Uibel gilt das nicht. Sein Frühroter kommt von bis zu sechzig Jahre alten Reben, liegt vier Monate auf der Gärhefe und hat mit vordergründiger Zuckerlaromatik überhaupt nichts zu tun.

Wenn es heute um interessante Malvasiers geht, sind wir aber nicht in Österreich zuhause, zumindest nicht im Österreich nach Saint-Germain 1919. Interessant wird es da vor allem im Triestiner Karst und in Istrien. Und dort sind viele der besseren Malvasiers orangene. Von denen öffnet Malvasieur Polifka diese Woche ein paar, nämlich

Čotar, Malvazija 2006

Klinec, Malvazija 2007

Renčel, Malvazija 2007

Sancin, Malvasia 2009

Wein aus Triest von einem Winzer, der auch ein ziemlich guter Zitronenolivenölpresser ist.

Dazu natürlich den

Frühroten Veltliner 2013 von Leo Uibel

1991er Spätlese

Und dann fehlt da noch die diachrone Dimension. Möglicherweise war es ja nicht immer so, dass der Malvasier in Österreich nicht viel gegolten hat. Da hat der Rudl in seinem Keller beispielsweise eine 1991er Malvasier Spätlese von Johannes Zillinger gefunden, vor gar nicht so langer Zeit aufgemacht und war beeindruckt. Dabei hätte ja schon der Terminus „Spätlese“ auf einem Etikett der frühen Neunziger Jahren darauf hingedeutet, dass es sich bei diesem Wein nicht um den Einstieg in das Sortiment gehandelt hat. Darum wird auch der diese Woche glasweise zur Kredenzung gebracht.

Und weil es gerade um das Weingut Zillinger geht, möchte der Rudl ein Kleinod als Dialog, den er beim Orange-Wine-Festival vorletzten Montag in Wien am Stand von Johannes Zillinger aufgeschnappt hat, wiedergeben:

 

Ein sich gerade vorgedrängt habender Experte, der sich keine Sorgen um die Wartenden hinter ihm macht:

Herr Zillinger, erzählen Sie mir etwas über Ihre Weine. Sind Sie jetzt auch bio?“

Herr Zillinger:

Ja, seit 1984.“

 

Malvasiers, maischevergorene und andere, aber nicht ausschließlich:

am Donnerstag, den 27. November und am Freitag, den 28. November

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Rudolf Polifka grüßt die Bewohnerinnen und Bewohner von Monemvasia und die seiner näheren und weiteren Umgebung!

 

„Nos 500 meilleures Cuvées“

… titelte vor wenigen Tagen eine Sondernummer der „Revue du Vin de France“. Und darunter sind nicht, wie das österreichische Ohr vielleicht geneigt wäre anzunehmen, die fünfhundert besten Verschnittweine zu verstehen. Das französische „cuvée“ hat – anders als das österreichische „Cuvée“ – überhaupt nichts mit Verschnitt zu tun, eher fast im Gegenteil.

Diese 500 Weine kommende Woche beim Rudl

… zum Darüberlesen. Das Heftl wird im Geschäft aufliegen. Sollte Ihnen das Lesen über diese Weinderln zu wenig, zu trocken oder zu wasweißderrudlwas sein, bietet Ihnen Monsieur Rudolf vier von diesen fünfhundert Weinen glasweise an. Die finden sich nämlich im Sortiment von seinem Weingeschäft.
Das wäre quasi einmal ein materieller Überbau. Muss ja nicht immer die Idee oben drauf sein.

Anlassweinprogrammierung

Aus diesem Anlass schenkt Monsieur Rudolf diese Woche diese vier Weine aus. Auf dass Sie sich über dieselbigen und oder oder, oder und und oder die „Revue du Vin de France“ eine Meinung bilden. Und ganz uneitel ist man ja auch nicht. Wenn von seinem Sortiment, das 38 französische Weine umfasst, 4 unter die 500 besten Frankreichs gewählt werden, dann freut den Rudl das, für ihn selber und für die savoyardischen Winzer. Drum offeriert er diese Woche diese vier Weine glasweise, aber nicht ausschließlich.

Mont Blanc Brut Zéro 2010 von Dominique Belluard, Ayze (22 Euro)

Dem sollte eigentlich erst zu Silvester Einlass ins Rudl-Sortiment gewährt werden. Aber so lange ist es da eh nicht mehr hin. Die Gringet-Reben schauen auf den Mont Blanc hinauf. Und dem Rudl kommt vor, dass man das an der Energie dieses Schaumweins merkt, äußerst feine Perlage, florale Noten und drei Jahre „sur latte“, das heißt vor dem Degorgieren drei Jahre im Rüttelpult mit der Hefe gerüttelt, ohne Zuckerzugabe jedweder Art für die zweite Gärung. Die Zeitung schreibt, dass der 2020 auch noch gut ist. Nur kaufen muss man ihn vorher.

Altesse 2013 Frédéric et David Giachino, Chapareillan (14 Euro)

Eine facettenreiche Altesse mit einer ungewöhnlichen Frische. „Croquant“, sagt der Franzose, was so viel wie „knackig“ bedeutet. Aber dem Rudl gefällt „croquant“ besser. Lindenblüten haben Sie bei einer Altesse ja schnell einmal. Die von Giachino hat einen Zug von Salzigkeit drauf, Quitte, Mandel, Birnen und Zitrusfrüchte. Begleitet fast alles vom Fisch bis zum Dessert, aber auch sich selbst.
Der 2013er ist noch grün hinter den Ohren. Darum macht der Rudl den 2011er auf und verkauft den 2013er nur flascherlweise.

Quartz 2012 Domaine des Ardoisières, Cévins (58 Euro)

Dass Brice Omont Anfang der Neunziger Jahre gemeinsam mit dem Renaissancier Michel Grisard ein atemberaubendes verwaistes Schiefer-Terroir im Isère-Tal wieder mit Rebstöcken bepflanzt hat, das hat Herr Rudolf hier schon ein paar Mal erwähnt. Dass dort auf kargen Böden, wie der Rudl sie bis jetzt nur bei Dupasquier in Jongieux gefunden hat, die teuerste Altesse der Welt residiert, auf Terrassen residiert, das sei heute ergänzt. Spontan vergoren, zu 25 Percent in neuen und 75 in gebrauchten Barriques ausgebaut, kommen 2500 Flaschen im Jahr heraus, als IGP Vin d’Allobrogie. Mindestens fünfzehn Jahre lagerfähig, begleitet er besonders gut Schalengetier (sofern am Teller), Fisch (detto), und Käse (auch ohne Teller).

Irouléguy blanc 2012 Domaine Ilarria, Irouléguy (22 Euro)

60% Petit Courbu und 40% Petit Manseng auf Kalk – eine ungewöhnliche Kombination, weil sowohl im Juranςon als auch in Irouléguy meistens der Gros Manseng dominiert. Die „Revue du Vin de France“ betrachtet den Weißen von Ilarria als wilder im Vergleich zu denen von Arretxea, und beide Weingüter zusammen als Indiz dafür, dass im französischen Süd-Westen die tiefgründigsten Weißen in Irouléguy wachsen. Was der Rudl schon immer gesagt hat.
Zwölf Stunden Maischestand, spontan vergoren, Schwefel erst bei der Füllung. Mehr Kräuter und medizinische Noten als Frucht. Irgendwann wird es eine Vertikale geben.

Das und ein bissl mehr, glasweise

am Donnerstag, den 20. November und am Freitag, den 21. November
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort ist der dem Rudl seiner Meinung nach beste Frührote Veltliner des Landes, nämlich der von Leo Uibel, wieder verfügbar. Dazu sowieso bald einmal mehr.

Herr Rudolf wünscht eine formidable Woche!

When the year ends in 4 und der steirische Jean-Claude

Seit fünftem November gibt es ihn jetzt also, den steirischen Junker. Aus einem Jahr, über das man liest, dass es sich in etlichen Weinbaugebieten nahtlos, wenn nicht sogar noch schlimmer in die Serie der letzen Weinjahrgänge, die auf vier geendet haben, einreiht.

1964

… war nicht so schlecht. Da hat der Rudl vor gar nicht so wenigen Jahren einen Muskat Ottonel vom Propsteiweingut Krems zu sich genommen und auch einmal einen Zierfandler von Kuczera aus Gumpoldskirchen. Zwei sehr gepflegte Weine.

1974

An dieses Jahr kann sich der Rudl noch erinnern, wenn er das auch nicht sehr gerne tut. Als großer Weinjahrgang ist dieses Jahr in Österreich nicht in die Geschichte eingegangen und dass sich daran noch etwas ändert, unwahrscheinlich.

1984

… hat die angesagte Katastrophe nicht stattgefunden, fast im Gegenteil: Frankreich ist trotz des kreativsten Mittelfelds, das je einen grünen Rasen betreten hat, Fußball-Europameister geworden. Weinmäßig dürfte es aber schon ein bissl schwierig gewesen sein. Es ist – und das hat der Rudl jetzt nachgeprüft – der einzige Jahrgang nach 1968, aus dem sich kein Flascherl im Rudlkeller findet. Was er aus diesem Jahr getrunken hat, lässt den Rudl diesen Mangel verkraften.

1994

… gilt als nicht konkurrenzfähig mit 1992 und 1993. Und so gern er vor allem den 1992er hat, Millésimiste Rudolf hat aus dem Jahr 1994 etliche ausgesprochen gute Weine getrunken, auch in jüngerer Vergangenheit. Gar nicht so selten vom Weingut Hagen aus Krems Rehberg und gar nicht so selten bei Weinmeisterin und Weinmeister Reich.

2004

Was an diesem Jahrgang nicht gut sein soll, entzieht sich dem Polifka-Rudl. Im Muscadet gilt es sowieso als Jahrhundertjahrgang.

Und auch wenn die üblichen Phrasen vom Winzerjahrgang und dergleichen schon gedroschen sind, erscheint dem Rudl zum jetzigen Zeitpunkt Neugierde als die angebrachteste Perspektive auf den Weinjahrgang 2014. So viel zu den Weinjahrgängen, die auf vier enden.

In der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ gibt es auch 2014 wieder weder Junker noch Beaujolais primeur, dafür aber zehn und zwanzig Jahre alte Weine glasweise, selbstverständlich nicht ausschließlich:

89 Monate auf der Feinhefe

Den 2004er Muscadet, gewachsen auf den zwei Hektar, die Michel Brégeon auf dem vulkanischen Gabbro stehen hat. Der hat 89 Monate Zeit gehabt, seine Feinhefe genau kennen zu lernen, in unterirdischen Glastanks, wie sich das für einen Muscadet Sèvre-et-Maine Cru Gorgeois halt gehört. Dabei ist ein Wein herausgekommen, den nicht die Unversiertesten mit viel prestigeträchtigeren Weinbauregionen und Weinbauern in Verbindung bringen, vor allem mit Chablis.

http://www.youtube.com/watch?v=ut1eIhzRpP4

Schotten im Land der Katharer

Das schottische Ehepaar Nick und Clare Bradford hat sich im Roussillion, genauer in Albas, wo sich seinerzeit die Katharer versteckt hatten, niedergelassen und die „Domaine des Pensées sauvages“ gegründet. Versteckt haben sie sich dort nicht, sondern einen biologischen Corbières gekeltert, der sich sehen lassen kann. Mittlerweile sind die beiden in Pension, aber Rudolf Polifka hat noch ein Flascherl vom 1994er, das er diese Woche aufmachen wird. Syrah, Carignan, Grenache noir und Cinsault wachsen dort auf Schiefer, Kalk und rotem Sandstein.

Dem Rudl ist klar, dass es mit den letzten drei Wochenthemen Jura, orange und reif jetzt dreimal ein bissl unkonventionell hergegangen ist, beziehungsweise hergeht. Darum werden klassisch präzise jugendliche Weißweine von Roland Minkowitsch und ein ebensolcher Blaufränkisch von Rudolf Beilschmidt aus Rust die Weintariftafel an ihre Grenzen erinnern. Nur sind das halt auch 2012er und 2013er. Kein Junker und auch nix Ähnliches.

Ein und zwei, sowie zehn und zwanzig Jahre alte Weine, aber nicht ausschließlich

 

am Donnerstag, den 13. November und am Freitag, den 14. November

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“

Der Rudl nützt die Gelegenheit, Sie wieder einmal darauf hinzuweisen, dass der Verzehr von selbstmitgebrachten Speisen in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ausdrücklich erwünscht ist. Bei einem Muscadet denkt man da zuerst einmal an Austern. Aber jetzt nur rein „unter sich“: Wenn der Rudl Austern zu sich nehmerte, dann täterte er das nicht mit dem 2004er von Brégeon, sondern mit irgendeinem Allerweltsmuscadet, wenn Sie so wollen: mit einem muscadeischen Muscadet.

Und an und für sich kein Freund von sogenannten Remindern erinnert Sie der Rudl trotzdem an die Weinauktion zugunsten des Integrationshauses heute, am 12. November um 19 Uhr 30 am Badeschiff im Donaukanal.

http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?252

Rudolf Polifka grüßt die Junkerinnen und Junker, vor allem aber alle Menschen, die warten können. Alle anderen auch, aber die erst nachher.

Pomerantschen, nachmartinale Vorankündigungen und die Madseradsion

Am 3. November findet im Museumsquartier das dritte Wiener Orange-Wine-Festival statt. Da geht der Rudl hin und rekommandiert Selbiges auf das Allerheftigste. Maischevergoren ist dort alles vertreten, was man sich wünschen kann, zumindest istrianisch und österreichisch.

Neurotiker

Jetzt hat der Rudl aber ein bissl einen Hang zum Konsequenz- und Vollständigkeitsneurotiker. Da ist ihm natürlich aufgefallen, dass die orangen Savoyarden fehlen. Die orangen Franzosen auch, aber das wäre für den Rudl zu verkraften. Außerdem kann er sich sowieso nicht um alles kümmern. Auf alle Fälle reicht Rudolf Polifka am 6. und 7. November nach, was am Orange-Wine-Festival gefehlt haben wird.

Josko Gravner

Da ist einmal der Anforenpionier Josko Gravner. Immer wieder liest man, er sei in Mitteleuropa der Erste gewesen, der georgische Anforen eingegraben habe. Der Rudl hält es fast für wahrscheinlicher, dass die Georgier sich vor tausenden Jahren die Anforen von Monsieur Gravner kommen lassen haben, so gut schmecken ihm dem sein Breg und sein Ribolla, in orangener Hinsicht circa das, was der Silex in der Hinsicht mit den grünen und gelben Reflexen ist. Geschmacklich könnte der Rudl gar nicht sagen, ob ihm Breg oder Ribolla besser schmeckt. Und so oft trinkt man die auch nicht, vor allem nicht parallel, dass man da jetzt gleich mit einem Vergleich beim Gaumen wäre. Ehrlich gesagt hat sie der Rudl überhaupt noch nie nebeneinander verkostet.
Rein sprachwissenschaftlich gibt der Breg mehr her. Diese slowenische Bezeichnung für Berg, respektive die deutsche Bezeichnung „Berg“ für slowenisch Breg, nennt man in der Linguistik Metathese, was soviel heißt wie: Zwei aufeinanderfolgende Laute, oft ein Konsonant und ein Vokal, tauschen den Platz. Und diese Metathese muss schon ziemlich alt sein. Das legt zumindest der Vergleich des altkirchenslawischen „brěgŭ“ mit dem zugegebenermaßen rekonstruiert germanischen „*berga“ nahe. Dasselbe Phänomen können dialektbeschlagene Sprachbenutzer beim Vergleich zwischen dem standardsprachlichen „Wespe“ und dem dialektalen „Wepsn“ beobachten. Oder Anglophile bei englisch „hors“ und deutsch „Ross“. Oder für Altphilologen: lateinisch „corcodilus“ vs. griechisch „krokodilos“. Sinn des Ganzen ist fast immer, die Artikulation zu erleichtern.
Aber zurück zum Breg: Dass jetzt auch ein namhafter steirischer Winzer einen Wein Irgendwas-Breg nennt, macht dem seinen Wein nicht besser und den Breg von Josko Gravner nicht schlechter. Den Breg 2005 von Gravner wird der Rudl glasweise ausschenken, an sich und, respektive oder an Gäste.

Savoyarden

Die Gebrüder Giachino machen in Chapareillan am Fuß des Mont Granier im Gebirge von Bruno dem Karthäuser aus der Jacquère-Rebe alles außer Rotwein, unter anderem den maischevergorenen Marius & Simone, benannt nach ihren Großeltern, von denen er, Marius, ganz gerne ein Glaserl konsumiert, und sie, die Simone, das recht wortreich und problematisierend kommentiert haben soll. „Marius & Simone“ 2013 ist trocken und hat zehn Prozent Alkohol. Dass Jacquère sowieso spät reift, ist nur bedingt ein Motive dafür. Dem Rudl gefällt es – ein Orangewine mit zehn Percent Alkohol.

Jean-Yves Peron wohnt in Chevaline. Das zwischen dem Lac d’Annecy und Albertville. In Albertville hat es vor 22 Jahren olympische Winterspiele und für Patrick Ortlieb, der später nicht Bildungsminister geworden ist, zumindest bis jetzt nicht, im Herrenabfahrtslauf eine Goldmedaille gegeben. Noch früher hat man rund um Albertville Wein angebaut. Richtung Val d’Isère, in Cevins beispielsweise, wo Brice Omont von der Domaine des Ardoisières wirklich auf Schieferplatten seit den Neunziger Jahren wieder Weine wachsen lässt, die immer mehr Oenologinnen und Oenologen nicht wurscht sind (Revue du Vin de France N° 585).
Und nicht so viel später hat Monsieur Peron nicht so weit weg von Cevins die wenigen verbliebenen Weingärten hinter der Kirchturmspitze von Albertville gepachtet, Schiefer, Altesse . Wenns passt, bleibt der auf der Maische, wenn nicht, nicht. 2012 hat es gepasst. Das Ergebnis nennt sich „La grande Journée“ und das stimmt.

Österreicher und Sizilianerinnen

Jetzt sind wir aber in Österreichhuminumm und da gibt es nicht mehr nur die Steiermark, wenn es um Orange geht. Wobei der Rudl ja bei Orange zuerst einmal an Nino Croupi in der Kleinen Margarethenstraße denkt. Wenn irgendeine Sprach- oder Appellationsbehörde seinem Geschäft die Orangen und Mandarinen von den Abhängen des Ätna Wind entdeckt, dann haben die ganzen Kaufhausketten und Märkte, was sind, ein Problem, weil dann dürfen die ihr entsprechendes Obst maximal noch „Orangoiden“ nennen.

Jetzt hat der Rudl wieder einmal den Faden verloren. Das gehört sich für einen, der „der Frau Gerti ihrn Stricksalon“ (© Trainer) übernommen hat, an und für sich nicht. Egal. Auf alle Fälle gibt es Orange-Wine auch im Wäuviadl, zum Beispiel in Hohenruppersdorf. Drum diese Woche auch eine Bouteille Sol von Michael Gindl glasweise.

Und dann ist da natürlich „Erde“ von Maria und Sepp Muster. Nicht mehr aus der Amphore, aber maischevergoren. Den muss man weder beschreiben, noch müsste man ihn wahrscheinlich „nachreichen“. Sepp Muster wird beim Orange- Wine-Festival ja anwesend sein. Aber ein Orange-Wine-Wochenthema ohne „Erde“ von Muster, das wäre ein bissl wie alkoholfreier Wein: theoretisch schon möglich, praktisch aber nicht. Oder leise Rockmusik. Da hat Sir Karasek aus Stockerau seinerzeit auch darauf hingewiesen, dass das schon ginge, aber eigentlich nicht.

Und weil das immer wieder in einem Atemzug genannt wird, gibt’s auch einen Wein aus dem Jura. Ist eigentlich eine ganz andere Geschichte, wird aber trotzdem ganz gerne verglichen.

Maischevergorenes aus Savoyen und dem Rest der Welt von

den Gebrüdern Giachino,
Michael Gindl,
Josko Gravner
Maria und Sepp Muster und
Jean-Yves Peron,

am Donnerstag, den 6. November und am Freitag, den 7. November
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort sind Rotwein 2008 von Maria und Sepp Muster in Bouteillen und Halbflaschen, sowie Sauvignon vom Opok aus demselben Hause jetzt durchgängig als Vertikale von 2009 bis 2012 im Sortiment der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ verfügbar.

Anstand und Anstandsverweigerer

Am Mittwoch, den 12. November geht es im Badeschiff an der „scha-a-rägn Wiesn am Donaukanal“ (© Prof. Heinz Conrads) in erster Linie darum, Weine zu ersteigern und Menschen zu helfen, denen es nicht ganz so gut geht wie denen, die wie der Rudl das Glück haben, sich mit Wein beschäftigen zu können. Vorletzteren wird ja ganz gerne unterstellt, dass sie sich ein feines Leben machen. Uns Letzteren, die wir manchmal die Frage, welcher Wein zu welchem Papperl passt, für ein Problem halten, wird das nicht so oft unterstellt. Der Bund, viel zu viele Kommunen und Bundesländer verweigern Vorletzteren deshalb ganz gerne das, was denen zur Verfügung zu stellen, der Anstand gebietet. Die „So…-…exclusiv&Jetzt reicht’s aber wirklich!-Presse“ mit den vielen Rufzeichen aber nicht. Genau darum wiederum verweigern der Staat, viel zu viele Kommunen und Bundesländer das denen ja. Zum Glück gibt es Madame Bock, Caritas, Diakonie, das Wiener Integrationshaus und ein paar andere, die dafür sorgen, dass man sich als Bewohner dieses Landes nicht ganz so schäbig vorkommen muss.
Und am 12. November, dem Tag nach dem Tag vom heiligen Martin, der seinerzeit seinen Mantel geteilt hat, gibt es eine Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses, beziehungsweise der Menschen, die dort drinnen wohnen. Dabei geht es ziemlich nebenbei und ziemlich sicher auch dieses Mal wieder darum, wessen Weinspende hinter der von Josef Lentsch vom Gasthaus zur Dankbarkeit den zweithöchsten Erlös erzielt. Schauen Sie sich das an!

http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?252

Der Rudl gratuliert allen Goldmedaillengewinnerinnen und Goldmedaillengewinnern der Olympischen Winterspiele von Albertville und wünscht eine artikulationserleichterte Woche!