Les Pétavins – acht Biowinzer aus den französischen Alpen

Früher ist in den Weingärten ein rankenartiges Kraut mit Dornen gewachsen. Das hat die Arbeit nicht erleichtert. Die Segnungen der chemischen Unkrautbekämpfung haben bald einmal dazu geführt, dass diese Ranken in den meisten Weingärten nicht mehr gewachsen sind. In ein paar aber schon noch. Es soll ja Weinbauern geben, die Ranken, Dornen und Wurzeln den Herbiziden von irgendwelchen Pharmavertretern aus den hohen rechteckigen Betonhäusern vorziehen, weil sie nicht immer den einfachsten oder am breitesten ausgetretenen Weg gehen.

 

Acht solche haben sich in Savoyen zusammengeschlossen. Und weil in ihren Weingärten der Pétavin wächst, haben sie sich gleich nach ihm benannt. „Les Pétavins“ sind acht savoyardische Winzer, die biologisch oder biodynamisch arbeiten, und das weder aus Zufall noch weil es gerade cool ist und auch nicht auf hundert Hektar oder so.

 

Einer von ihnen ist Jacques Maillets. Seine Weingärten stehen in der Chautagne. Das ist die Verlängerung des Lac du Bourget nach Norden. Wenn die Rhône in den Lac du Bourget fließen würde und dabei den direkten Weg – wenn Sie so wollen – die Luftlinie, was aber bei einem Bach schon komisch klingt, wählen würde, dann würde sie direkt durch die Chautagne fließen. Aber das tut sie nicht, weil sie überhaupt nicht in den Lac du Bourget fließt, sondern vorher sowieso nach Westen abzweigt. Aber egal. Chautagne ist neben dem westlichen Combe de Savoie von Arbin bis Frétrive die Rotweingegend in Savoyen. Gamay, Pinot Noir und Mondeuse sind dort die Platzhirschen. Nicht nur deshalb gibt es seit kurzem neben dem Pinot Noir auch die Mondeuse von Jacques Maillet im Sortiment der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ zu erstehen. Die Kombination aus roten Früchten, schwarzem Pfeffer und sehr dezentem Pferdestall, gefällt dem Rudl ziemlich gut. Bemerkenswert ist auch, dass Jacques Maillet auf dem pickelharten Sandsteinterroir der Chautagne drei Weißweine wachsen lässt, an denen Sommeliers gesternter Häuser nicht so einfach vorbei können. Und da der reinsortige Altesse und die Altesse-Jacquère-Kombination „Le p’tit canon“ beim Reindorfgassenfest glasweise ausgeschenkt worden sind, wird der Rudl diese Woche den Jacquère aufmachen. Von ihm wird in manchen Jahren behauptet, „ce vin sauvignonne“, was in österreichischen Ohren zugegebenermaßen vielleicht fast ein bissl bedrohlich klingt. Aber wenn Sie den Wein einmal neben einem Sauvignon der Domaine Didier Dagueneau oder einem Sauvignon von Maria und Sepp Muster trinken, dann ist das gar kein so schlechtes Erlebnis.

 

Ein, beziehungsweise zwei Pétavins sind die Brüder Giachino, die man – da hat sich der Rudl jetzt definitiv erkundigt – [giakino] ausspricht. Sie sind in Chapareillan, in der Nähe von Apremont zuhause. Ihre Weine wachsen auf Kalksteingeröllhalden, die Folgen eines Felssturzes vom Mont Granier im Jahr 1248 sind. Der Mont Granier ist schon Teil des Chartreuse-Gebirges, in dem seinerzeit die Karthäuser einen ganz bekannten Kräuterlikör erfunden haben. Apremont und Abymes sind die beiden namhaftesten Crus der savoyardischen Leitweißweinrebsorte Jacquère. Eine Leitweißweinrebsorte deutet nicht immer nur auf die allerhöchsten Qualitäten hin. Davon kann man sich bei jedem Bezirkswinzerfest überzeugen. So gilt auch der Jacquère als Massenwein Savoyens, für die Skistationen im Winter, mit der Maschine gelesen, auf Teufel komm raus vergoren und möglichst schnell verkauft und getrunken.

 

Die Giachinos machen das alles nicht. Sie versuchen, alles aus der Rebsorte Jacquère herauszuholen, vom früh gelesenen Wein mit neuen Prozent Alkohol, dem Primitf, über die lagenspezifisch abgefüllten Apremont und Monfarina, einem Schaumwein nach der méthode rurale, bei der die Kohlensäure gleich bei der ersten Gärung in der Flasche entsteht, einem Schaumwein nach der méthode traditionnelle, wie vom alten Pérignon angewendet, bis hin zu einem maischevergorenen Jacquère, dem Marius et Simone, nach den Großeltern mütterlicherseits benannt, von denen der Opa ganz gerne dem Weinglas und die Oma deswegen ganz gerne dem Opa zugesprochen haben soll. Marius et Simone ist seit Beginn des Wintersemesters in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ wieder verfügbar. Vom Apremont wird es irgendwann einmal eine Vertikale geben. Die Schaumweine haben zu Silvester ihren Auftritt. Und der Primitif spätestens bei der Wiener Gemeinderatswahl. Darum gibt’s diese Woche glasweise den Altesse, eine Gourmandise, die Quitten- und exotische Aromen gleichgewichtig mit Honig, Wiesenblumen, Grapefruitlebendigkeit und Salzigkeit kombiniert.

 

Das sind die beiden Pétavins, deren Weine der Rudl im Sortiment hat. Abgesehen von denen gibt es noch sechs andere. Und jeder von ihnen wird diese Woche durch einen offenen Wein repräsentiert:

 

Den Chignin Bergeron Grand Zeph von Adrien Berlioz aus Chignin hat es bei Monsieur Rudolf schon glasweise gegeben. Diese Woche wird es der Jacquère von Adrien Berlioz mit jenem von Jacques Maillet aufnehmen.

 

Dafür wird der Onkel von Adrien, Gilles Berlioz mit seinem Parade Chignin Bergeron Les Filles antreten. Der ist nicht nur wegen seines ausgesprochen schönen, Jahr für Jahr wechselnden Etikettes berühmt.

 

Der Biodynamie Pionier Michel Grisard, Mitbegründer der Renaissance des Appellations, ist mit seiner Mondeuse Tradition 2009 vertreten.

 

Die Domaine Etienne et Raphael Saint Germain liegt an der Route du col de frêne, auf der die Tour de France ganz gerne hinauf oder hinunter fährt. Seine Mondeuse 2010 wird sich nicht nur mit der von Michel Grisard, …

 

… sondern auch mit La Brova 2005 von Louis Magnin, dem momentan ziemlich sicher einzigen savoyardischen Wein, den man in Wien außerhalb des Volksfürstentums Reindorf erstehen kann, messen. Rotwein von Louis Magnin hat La Cave am Bacherplatz im Sortiment.

 

Marie-Eliane und Olivier Lelievre von der Domaine de Soleyane gehören streng appellationstechnisch nicht mehr nach Savoyen, sondern nach Bugey. Aber sie können auf die westlichsten Weinreben Savoyens vermutlich noch einen Stein über die Rhône hinüber schmeißen. Darum sind auch sie bei den Pétavins und diese Woche mit einem Chardonnay in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ dabei.

 

Darüber hinaus möchte Caviste Polifka auf noch eine Neuerung aufmerksam machen: Ab sofort spielt Herr Rudolf Flaschenpost. Innerhalb von Wien, ab einer Bestellmenge von sechs Flaschen und mit dem Carbon Footprint eines Zwerges, weil mit U-Bahn und Kinderwagen – sofern nicht palettenweise geordert wird – stellt Ihr Kompetenzzentrum für Wein und Logistik ab jetzt nach Maßgabe der zeitlichen Reserven gebührenfrei zu. Dabei müssen natürlich nicht sechs Flaschen desselben Weines bestellt werden.

 

Im Herbst, der Jahreszeit, wo bei uns die vielen guten Sachen reif werden, ist es dem Rudl wieder einmal ein Anliegen, Sie auf die Möglichkeit, sich eine Jause mitzubringen, hinzuweisen. Der Rudl selber kann Ihnen essensmäßig lediglich luftgetrocknete Mangalitza-Würschtl und ein Semmerl offerieren. Aber wer sich zum Beispiel eine Trüffel kauft oder einen Mont d’Or, den es seit dieser Woche endlich wieder in den Käsegeschäften Wiens gibt, der kann davon ausgehen, dass der Herr Rudolf einen passenden Wein dazu offen hat.

 

Acht Weine von acht dornigen Unkrautranken, aber nicht ausschließlich

 

diese Woche am Donnerstag, den 25. und am Freitag, den 26. September

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“

Reindorfgasse 22

 

Und wenn Sie eine genauere Übersetzung des Wortes „Pétavin“, sei es ins Deutsche, sei es ins Lateinische daher bringen, dann ladet Sie der Rudl auf das erste Achtel ein.

 

Aux Pétavins les citoyEns! Monsieur Rudolf

 

Salzfässer und andere Gebinde

Behältnisse für das Lagern von Wein im Speziellen und Lebensmitteln im Allgemeinen gibt es gar nicht so wenige. Sie brauchen ja nur einmal einen Blick in einen Mistkübel zu werfen. Mit einem Großteil dessen, was da hinein geschmissen wird, hätte man vor fünfzig Jahren noch ein Kinderzimmer eingerichtet und wäre sich damit ziemlich weit vorne vorgekommen. Aber die Menschheit entwickelt sich weiter. In Österreich erkennt man das unter anderem daran, dass jede noch so homöopathische Dosis eines Getränks in ein separates Plastikflascherl oder Blechdoserl gefüllt wird. Es gibt auch Länder, in denen das anders ist. Aber im Ökovorzeige- und Feinkostladenland Österreich kriecht halt immer irgendein Lobbyist aus einem Loch, wenn es gilt, ein sinnvolles Verbot oder wenigstens ein empfindliches Pfand auf diesen Dreck zu verhindern. Und keine Lobby kann hierzulande so schwachsinnig sein, dass sie nicht bei Entscheidungsträgern Gehör zu finden, vor allem dann, wenn sie vorher fleißig in den „So …- und …- exklusiv“-Qualitätsblättern inseriert hat.

Irgendwie hängt ja auch alles zusammen. In einer Zeit, in der mobile Endgeräte wieder größer werden, ist im Tascherl und im Handerl eInes wohl vernetzten, informierten Aufrechtgehrs ja auch immer weniger Platz für ein Getränk. Und ganz dehydrieren will man sein Hirnderl dann auch nicht lassen. Wobei … Lassen wir das. Auf alle Fälle schrumpft das Fassungsvermögen der Flascherl und Doserl umgekehrt proportional zum Größerwerden der Tabelets, Smartphones und dergleichen. Muss es auch. Denn so ein Pratzerl wird ja nicht von heute auf morgen größer, nur weil ständig irgendwer meint, die Menschheit durch eine Burenwurst- oder Hundstrümmerl- App vorwärts bringen zu müssen. Und die Evolution kann das so schnell auch nicht ausgleichen. Es wird noch dauern, bis die das menschliche Handerl an das Handy im Jausenbrettlformat angepasst hat. Aber wer weiß, wie dann das Gigamegakilophone ausschauen wird? Wir leben ja in einer schnelllebigen Zeit.

Es gibt natürlich auch altehrwürdige Gebinde für Lebensmittel. Gebinde, die ein großes Fassungsvermögen haben, ökologisch abbaubar, vielseitig verwendbar und schön zum Anschauen sind, vielleicht noch dazu gut riechen. Sie brauchen nur einmal hinunter zu steigen, in so einen Keller mit Weinfässern. Und wenn Sie dem Rudl seinen Lieblingsweinbaumeistern in Frankreich den Namen vom österreichischen Fassbinder Stockinger nennen, dann kriegen die glänzende Augen.

Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch andere Weinlagerbehältnisse gibt, vom handlichen Tetrapak bis zur Tonamphore, vom Kunststofftank bis zum Betonei und vom Tierdarm bis zum verfliesten Tank, in dem zum Beispiel der Muscadet von Michel Brégeon bis zu sieben rekordverdächtige Jahre auf der Feinhefe unter der Erde liegt, bevor er in die Flasche kommt.

Aber ein Holzfass ist halt doch ein Holzfass. Und es gibt einen Heiligen, der mit einem Fass abgebildet wird, nicht mit einem Weinfass, sondern mit einem Salzfass, weil er 711 oder 712, so genau weiß man das heute nicht mehr, von Herzog Theodo zwanzig Salzpfannen in Reichenhall in der Nähe von Maxglan bekommen hat.

Das ist der heilige Rupert, der Landespatron von Salzburg. Und weil der jedes Jahr am 24. September seinen Tag hat, gibt es vorher in Salzburg den Ruperti-Kirtag. Und weil letztendlich ja sogar die Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien ihre Grenzen kennt, gibt es im Wiener Prater auf der Kaiserwiese jetzt keinen Wiener Ruperti-Kirtag, sondern eine Wiener Wiesn.

Dort kann man jede Menge boarisches Bier trinken, Obatzdn und Radi essen, schunkeln, trachteln und zimpftig sein. Einen Wein aus Salzburg, vom einzigen Salzburger Weingut, das auch in Salzburg, gar nicht weit weg von Reichenhall, vinifiziert, werden Sie dort nicht kriegen. Dazu müssten Sie sich schon in die Reindorfgasse begeben. Dort öffnet der Rudolf zu Ehren seines Fast-Namensvettern Rupert den Chardonnay und den Rosé vom Reiterhaindl-Hof in Großgmain, die Monsieur Polifka ja schon fast seit Eröffnung seines Geschäfts im Sortiment führt.

Weingesetzlich betrachtet stammen die Weine vom Weingut Reiterhaindl in Großgmain aus der Weinregion Bergland. Diese umfasst zwar fünf Bundesländer (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich und Kärnten), hält sich aber mit 21 Hektar Rebfläche quantitativ in Grenzen. Das war nicht immer so. Zwar gibt es Weinorte mit längerer Tradition als Salzburg. Im burgenländischen Zagersdorf etwa soll man schon im siebten Jahrhundert vor Christus gewusst haben, dass man Weintrauben nicht nur essen kann. Aber im 16. Jahrhundert nach Christus spielte der Weinbau auch in Salzburg eine nicht unwesentliche Rolle. Der Mönchsberg war mit Weinreben bepflanzt und später, 1757, kam auch Erzbischof Schrattenbach auf die Idee, neben Häusern und Köpfen auch Schokolade, Kaffee, Tee, Zucker, Spielkarten, das Tanzen, Schnupf- und Rauchtabak gerade so wie Wein und Bier zu besteuern. Verglichen mit manchem, was jetzt besteuert wird, könnte man das heute glatt als Ansage einer zukunftsweisenden Steuerreform lesen. Wie auch immer: Die Reiterhaindl-Weine wachsen auf Kalk-Lehm-Böden. Der Wasserabzug ist gut, in Salzburg nicht ganz unwesentlich. Die Weine sind keine Weltmeister in puncto Alkoholgehalt. Der Chardonnay fällt durch eine unaufdringlich frische Zitrusaromatik auf, der Rosé ist beerig, genauer gesagt rotbeerig.

Diese Weine

am Donnerstag, den 18.9. und am Freitag, den 19.9. von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“,
Reindorfgasse 22, Fünfhaus

… selbstverständlich nicht ausschließlich, denn exklusiv sind nur die So- Zeitungen mit den vielen Rufzeichen.

Der Herr Rudolf wünscht Ihnen eine agreable Woche.

Warten auf Opok

Auf manche Dinge im Leben muss man warten, manchmal lange warten. Die Sauvignon Opok-Vertikale von Maria und Sepp Muster hat Monsieur Polifka im Juli 2013 für Anfang September 2013 angekündigt. Aufgemacht er sie bis jetzt nicht. Höchste Zeit!

Der Sauvignon Opok ist, wenn es nach den telefonischen Anfragen beim Rudl seinem Kaufmannsladen geht, nicht der bekannteste Wein von Maria und Sepp Muster, trotzdem aber sein Lieblingswein von ihnen.

Erstens weil er ein Sauvignon ist. Und der Sauvignon blanc ist eine recht bemerkenswerte Rebsorte. Geben tut es ihn fast auf der ganzen Welt. Sogar innerhalb der möglicherweise berühmtesten Weinbauregion Burgund, wo denen so schnell kein neumoderner Rebsortenparvenue hinein kommt, gibt es in der Nähe von Chablis die kleine Appellation Saint Bris, für die nur Sauvignon blanc und Sauvignon gris zugelassen sind. In der sogenannten neuen Welt ist er genauso zuhause wie in Sulztal, nur dass er dort früher Muskat Sylvaner geheißen hat. Vor wenigen Jahren hat es einen ziemlichen Zirkus rund um den Sauvignon gegeben, aber der ist auch schon wieder vorbei. Der weltweit berühmteste Sauvignon ist möglicherweise der Pouilly Fumé aus Zentralfrankreich. Legendär im zeitlichen Sinn ist der aber auch nicht. Ursprünglich hat die Gegend um Pouilly-sur-Loire den Großraum Paris mit Tafeltrauben der Rebsorte Chasselas versorgt. Dann wurde auch in Italien und Spanien die Exportförderung eingeführt und danach getrachtet, dass der Landweg nicht aufgrund von Nichtinanspruchnahme wieder zuwächst. Die Pariserinnen und Pariser haben Weintrauben aus Italien und Spanien gegessen und in Pouilly ist jede Menge Land für die Auspflanzung von Sauvignon blanc- Reben frei geworden. Ob die Pouilly fumés und Sancerres wirklich alle so gut sind, das müssen Sie, gewogene Oenologin und geneigter Bacchant selber herausfinden. Der Silex von Didier Dagueneau schmeckt dem Rudl schon wahnsinnig gut, wenn er nicht zu früh getrunken und aus einem guten Jahr – beispielsweise 1999 – ist. Der teuerste Sauvignon blanc kommt vermutlich auch aus Pouilly und auch von der Domaine Didier Dagueneau: Asteroide heißt er und wächst in einem Weingarten mit wurzelechten Sauvignon-Rebstöcken. Aber den hat der Rudl noch nicht gekostet.

Der Vollständigkeit halber möchte Monsieur Polifka schon auch dazu sagen, dass die grausligsten Weine, die er bis jetzt getrunken hat, wahrscheinlich auch Sauvignons waren. Wenn das Reinzuchtheferl allzu eifrig seinen Dienst tut und die Rebsortencharakteristik doppelt- und dreifach unterstreicht, dann möchte man bei manchen Sauvignons meinen, man sei in ein Sackerl mit diesen bunten Gummizuckerln gefallen. Das braucht Herr Rudolf in seinem Alter nicht mehr.

Der Sauvignon Opok von Maria und Sepp Muster ist das natürlich nicht, womit wir bei zweitens sind. Ganz im Gegenteil: Opok ist die versteinerte Form von kalkhaltigem Mergel und lehmigen Schluffen. Und egal ob grau, blau oder braun, er schaut schon ziemlich vielschichtig aus. Die kesselartig angeordneten Weingärten vom Weingut Muster weisen bis zu 70 Prozent Neigung auf. Heiße Tage und kühle Nächte sorgen für frische, lebendige Weine. Die werden schonend verarbeitet, ohne Reinzuchthefen vergoren und lange im Fass gelagert. Ihr Aroma ändert sich im Lauf ihres Lebens immer wieder, vorausgesetzt man trinkt sie nicht zu früh. Aber wie gesagt: Manchmal muss man warten. Und darum gibt es die Sauvignon Opok Vertikal erst diese Woche

am Donnerstag und am Freitag, von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22.

Der jüngste Wein der Vertikale wird übrigens der 2011er sein. Die ältesten sind 2007er. Davon gibt es einen in der konventionellen Glasflasche und einen in einer Tonflasche, an der man sonst die „Erde“ von Maria und Sepp Muster erkennt. Auf den Vergleich ist der Rudl selber schon neugierig. Insgesamt also sechs Sauvignon Opok aus fünf Jahrgängen, freilich nicht ausschließlich.

Den 2009er und 2010er Sauvignon Opok gibt es darüber hinaus auch im Flaschensortiment zu erstehen. Da könnte man sich theoretisch zuhause dann, quasi zur Festigung des Lerninhalts, selber eine ganz kleine Vertikale aufmachen und die gewonnenen Erkenntnisse verifizieren, beziehungsweise ergänzen. Morillon und Rosé von Karl Schnabel sind übrigens auch wieder verfügbar.

Der Rudl erlaubt sich, Sie an die geänderten Öffnungszeiten (Donnerstag und Freitag) und an das Selbermitbringen von im Geschäft zu verzehrenden Speisen zu erinnern, vorausgesetzt natürlich, Sie haben einen Hunger.

Opokt is!
Monsieur Rudolf

Carambar und eine Änderung der Öffnungszeiten

Es gibt Süßigkeiten, die gibt es überall auf der ganzen Welt, einen Milka-Tschoglad oder einen Wrigley’s Kaugummi, den finden Sie vermutlich überall, beim Nah und Frisch in Wulkaprodersdorf genauso wie in Kathmandu und auf der Lünebruger Heide, nur dass dort der Nah und Frisch nicht „Nah und Frisch“ heißt. Wie der Nah und Frisch dort heißt, das weiß der Rudl nicht, weil der Rudl noch nie in Kathmandu war und auf der Lüneburger Heide auch nicht.

 

Und dann gibt es Naschereien, die gibt es nicht überall oder nicht mehr überall. Carambar, zum Beispiel. Das Karamelstangerl mit der Konsistenz eines Stollwerks und einem Energiewert von 32 Kilokalorien, was zwei Prozent des Tagesbedarfs eines Erwachsenen entspricht, kennt der Rudl vom Schilift. Dort war es seinerzeit die billigste Nascherei, 50 Groschen hat eines gekostet. Irgendwann hat es das Carambar dann angeblich auch in den Supermärkten gegeben und dann bald gar nicht mehr in Österreich. Anders in Frankreich. Dort findet man das Carambar nach wie vor in jedem gut sortierten Supermarkt. Ob das mit der französischen Familienpolitik zusammen hängt oder mit der französischen Küche, ist schwer zu sagen. Auf alle Fälle wird das französische Kleinkind nach wie vor mit Carambar verwöhnt, wohingegen das österreichische dem entraten muss.

 

Der Rudl ist nicht so naiv zu glauben, dass er so einen kulinarischen und nährstoffmäßigen Mangel ausgleichen kann, aber ganz unversucht will er es auch nicht lassen. Und darum gibt es für die ersten Vierzig, die bei Monsieur Rodolphe vorbeischauen, ein Carambar. Ob Sie damit dann Ihren eigenen Kilokalorienmangel bekämpfen oder das Stangerl Ihrem Kind mit nachhause nehmen, das überlässt der Rudl ganz Ihnen. An der Tatsache, dass der Verzehr selbst mitgebrachter Speisen in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ausdrücklich erwünscht ist, ändert das nix.

 

Aber der Rudl war natürlich nicht nur zum Carambarkaufen in Frankreich. Es hat sich fast nicht vermeiden lassen, das eine oder andere Weinflascherl zu erwerben. Und darum umfasst der französische Teil des Sortiments der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ jetzt vierzehn Weine mehr, drei Weine aus dem Jura, einen aus dem Mont Blanc Massiv, den vermutlich teuersten Weißwein aus Savoyen, einen Wein, der nach einem Oberkellner aus dem sechzehnten Jahrhundert benannt ist, … drei ausverkaufte sind auch wieder verfügbar. Und von einigen bisher schon verfügbaren gibt es neue Jahrgänge. Das stellt den Rudl vor ein innenarchitektonisches Problem, weil diese ganzen neuen Flaschen auf gar keine Fall mehr auf dem Brettl mit den angebotenen Weinen Platz haben. Da war ja bisher schon eine Mordsdrängerei. Und darum sollte Handwerker Rudolf jetzt eigentlich aufhören, Ihnen zu schreiben, was er alles gekauft hat, sondern die Holzabteilung von seinem Projektpartner aufsuchen, sich ein Brettl kaufen und das dann an die Mauer in seinem Geschäft dübeln, damit die neuen Weine, von denen dieser Newsletter eigentlich handeln hätte sollen, auch einen Platz finden.

 

Was die glasweise dargebotenen Weine betrifft, gibt es zum Auftakt einmal kein Thema. Von allem ein bissl was. Die Preisspanne der Sechzehnteln wird so groß sein wie selten zuvor, von einem Landwein bis zu einem Coulée de Serrant 2008 von Nicolas Joly, ein Pinot Noir 1975 von Leth, Weine von Jacques Maillet, Leo Uibel und die wieder verfügbare Mondeuse der Domaine Dupasquier.

 

Aber jetzt doch noch schnell eines: Der Rudl ist ja ein gelernter Lehrer, sein Arbeitsplatz die Schule. Durch die Schule geistert momentan ein ganzer Haufen Ideen, die auf alle Fälle originell sind. Nicht alle davon sind gelernten Lehrerinnen oder Lehrern eingefallen. Und nicht alle davon machen die Schülerinnen und Schüler gscheiter, aber sie erhöhen den Sprechausstoß, informell und auch formell. Den formellen Sprechausstoß heißt man in der Privatwirtschaft bekanntlich „Meeting“, in der Schule „Konferenz“. Bei so einer Konferenz hebt dann gelegentlich ein großes Gequatsche, Geschnattere und oft auch Lamentieren an, nicht selten garniert mit ein paar von jeglichem Inhalt gesäuberten Motivationsleerphrasen. Und am Ende weiß man immerhin, dass man die Zeit auch so totschlagen kann. Aus irgendeinem Grund finden solche Konferenzen verdammt oft an Mittwochabenden statt und manchmal dauern sie verdammt lang. Darum hat der Rudl ein Problem. Und weil da ja auch noch der Fils ist, der gerade alles Mögliche, aber nicht immer nur Mögliches ausprobiert, zum Beispiel das Testen der Beschaffenheit von Fußböden durch Konfrontation mit Glasflaschen oder Vergleiche der Rutschfestigkeit von Vinyl und CD, hat der Rudl gleich ein zweites Problem. Denn wenn der Fils forscht, sollte er dabei nicht ganz allein sein. Das heißt, der Rudl müsste am Mittwoch oft die Weinhandlung oder den Fils oder gleich alle beide fremdbetreuen lassen. Das will er aber nicht. Drum muss er Ihnen geänderte Öffnungszeiten zumuten. Nicht leichtfertig, das können Sie ihm glauben, aber es geht nicht anders. Die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ wird im kommenden Schuljahr

 

am DONNERSTAG und am Freitag

von 16 bis 22 Uhr geöffnet sein.

 

Nicht vergessen möchte der Rudl, Sie zum diesjährigen Reindorfgassen Fest einzuladen. Es findet diese Woche am Freitag und am Samstag statt.

 

http://www.einkaufsstrassen.at/einkaufsgebiete/15-rudolfsheim-fuenfhaus/reindorfgasse/strassenfestival-2014/

 

Drum gibt’s in der ersten Schulwoche gleich drei Öffnungstage hintereinander:

 

Donnerstag, Freitag und Samstag,

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“

Reindorfgasse 22, Sechshaus

 

A bientôt donc und d’Ehre! Monsieur Rudl