Drei bedeutende österreichische Weinbaubundesländer, aber nur am Freitag offen. Mittwoch, 28. Mai geschlossen

Der Rudl nimmt es mit den – zugegebenermaßen nicht exzessiven – Öffnungszeiten sehr ernst. Mit Ausnahme von fünfzehn Minuten – und daran waren ununterdrückbare Kommunikationsbedürfnisse von kontrollneurotischen Leerkräften schuld – war immer offen, wenn offen sein sollte. Außer dass gerade eine Geburt dazwischen gekommen ist.

Aber diesen Mittwoch macht der Rudl eine Ausnahme. Da ist eine Geburtstagsfeier, eine besondere noch dazu. Und da fährt der Rudl hin und die Madame Rudl auch und der Fils Rudl auch. Und das Geschäft bleibt zu. Nix für ungut.
Am Freitag, den 30. Mai ist dann wieder offen.

Dann wird Monsieur Polifka drei bedeutenden österreichischen Weinbaubundesländern, drei Jahrzehnten und dem vom Hero zur Zero gefallenen Chardonnay die Reverenz erweisen.

Morillon Spätlese, halbtrocken, Siegfried Dreisiebner, 1997 – Steiermark

Chardonnay Muschelkalk, Kloster am Spitz, 2008 – Burgenland

Chardonnay Salzburger Hochthron, Reiterhaindl, 2011 – Salzburg

alle drei zertifiziert unteilstandardisiert, bifie- und bildungsexpertenfrei.

Das Ganze, aber selbstverständlich nicht ausschließlich das

am Freitag, den 30. Mai 2014 von 16 bis mindestens 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“

Reindorfgasse 22

Herr Rudolf wünscht einen passablen Maiausklang!

Drei Weine schauen aus drei Richtungen und drei europäischen Staaten hinauf zum höchsten Berg Europas

Petite Arvine, Les Crêtes, 2012, Aostatal: Autochthone Rebsort, um die zwischen der Schweiz und Italien ein Vaterschaftstreit geführt wird. Der Wein wächst zwischen 550 und 650 Metern Seehöhe und zeichnet sich durch Salzigkeit, Salbei, Akaziennoten und Zitrusfrucht aus. Was Salzigkeit oder Mineralität betrifft, möchte der Rudl hier bitte Folgendes festhalten: Der Rudl hat jetzt nicht direkt etwas gegen diese Begriffe, wobei es seines Wissens bis dato noch nicht gelungen ist, irgendwelche Rückstände von geologiespezifischen Gegebenheit im Wein nachzuweisen. Solange das Wort „mineralisch“ in kaum einer Weinbeschreibung fehlen darf – ein Wein für Experten hat mineralisch zu sein und darf auf gar keinen Fall allzu fruchtig schmecken -, wird Weinmeister Rudolf dieses Wort hier sparsamkeitshalber nur mehr dann verwenden, wenn ein Wein jeglicher Mineralität entbehrt. Wenn also nichts Diesbezügliches angeführt ist, können Sie den Wein ruhig als mineralischen Wein betrachten. 

Les Murettes, Fendant du Valais, Robert Grilliard, 2007, Wallis: Der Chasselas heißt im Wallis Fendant. Der schmeckt unter anderem nach weißen Blüten.

Clos de Pont, Cru Marin, Samuel Delalex, 2009, Hoch-Savoyen: Einer der Lieblingschasselas vom Rudl. Er wächst auf ton- und braunkohlehältigen, quartären Erosionsterrassen, 25 bis 100 Meter über dem Genfer See, zwischen Evian und Thonon-les-Bains. Die West- und Südwest-Lagen sind gegen Nordwinde geschützt. Man sagt, der Marin wetteifert mit dem Quellwasser von Evian, das keine zehn Kilometer weiter aus dem Berg sprudelt, hinsichtlich Klarheit. Der Clos de Pont kommt von einer Parzelle, die zum Ufer der Dranse hin ein bissl stärker abfällt. Der Boden ist besonders steinig – don’t mention the ***. Die Wein ist vielschichtiger als andere Marins, schmeckt nach Lebkuchen, Blumen und passt in seiner Frische ziemlich gut zu Reblochon, einem lokalen Käse – nur für den Fall, dass jemand gerade einen einstecken hat. Oder sich vorsorglich einen kauft. In diesem Zusammenhang möchte Herr Rudolf einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es nicht nur erlaubt, sondern sehr erwünscht ist, wenn jemand, der bei ihm Wein trinkt, sich etwas zum Essen selber mitnimmt. Gerade so wie im Bräustübel zu Salzburg-Mülln.

Diese drei Weine mögen dem Mont Blanc ein mildes Augenzwinkern über das närrische Treiben unter ihm entlocken. Drum kredenzt Monsieur Rudolf sie kommende Woche glasweise in den Niederungen Reindorfs.

Vielleicht wird manch dümmlicher Grinser auf dem einen oder anderen Wahlplakat dann erträglicher. Einige von denen könnte man für die Ankündigung eines Castings zu einer Nachstellung von Monty Python’s „Twit of the Year“ halten. Dazu passt auch ganz gut die bipolare Struktur der literarischen Kleinode, die mittlerweile wahrscheinlich wirklich alle von ein und derselben Edelfeder formuliert werden:

  • Österreich oder Europa
  • Menschen oder Banken
  • Menschen oder Lobbys – Wofür entscheidet man sich eigentlich bei Banken oder Lobbys?
  • Herz oder Kopf
  • Geschäfte oder Gurken, beziehungsweise krumme oder blöde,
  • sozial oder egal (Eine der Aufklärung verpflichtete Bildungseinrichtung wie die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ wird nie etwas Anstößiges an der „Egalité“ finden können. Und die eine Partei, die bis jetzt eher gegen Gleichmacherei polemisiert hat, fordert gar „Erasmus für alle“, eine interessante egalitäre Vorstellung, die auch dem Humanisten Erasmus gefallen würde)
  • abrechnen oder rechnen
  • umdenken oder denken. Denn zu viel Bumbum ist dumm.
  • Zorn verstehen, den man vorher verursacht
  • t.b.c. – das ist zumindest zu befürchten

In Anbetracht derartiger Geisteshöhen helfen wahrscheinlich nicht einmal mehr die drei Musketiere aus dem 2-Liter-Gebinde. Aber dass nicht die bipolare Zwei (sie steht eher in der heidnischen Gnosis hoch im Kurs), sondern Drei eine himmlische Zahl ist, das hat der Trainer Günter Brödl ja schon vor gut zwanzig Jahren in „1+1=3“ überzeugend dargelegt. Und dass Drei darüber hinaus auch dem Menschsein viel eher entspricht als die Schwarz-Weißmalerei detto: „A Schritt vire (zwa Schritt zruck)“ (1989). Ein paar talentlose Wahlkampfleiter werden daran ganz sicher nichts ändern.

Abgesehen davon wird der Rudl diese Woche eine Reihe starten, deren Ziel die Erforschung alternativer Weinflaschenverschlüsse ist. In unregelmäßigen Abständen werden ältere Weine, die mit Kronenkapsel, Presskork, synthetischem Stoppel, vielleicht aus Glas-, Drehverschluss oder anderem abgefüllt worden sind, ausgeschenkt. Vielleicht ergeben sich daraus Aufschlüsse für die Auswahl von Weinen, die man sich ein bissl länger aufhebt. Den Anfang wird diese Woche ein einundzwanzig Jahre alter Grüner Veltliner mit Presskork machen, von einem Biowein-Pionier aus Platt, Erwin Binder, der dem Vernehmen nach heute keinen Wein mehr produziert. Das machen in Platt jetzt dafür die Gebrüder Fidesser. Sie sind drei und sie machen den Wein auch bio und sehr gut. Bei der Verschlussstudienreihe wird Oberstudienrat Rudolf keine Studiengebühren einheben, die läuft außer Konkurrenz, quasi für außerordentliche Trinker aller Fakultäten.

Das alles diese Woche

Mittwoch, den 21. Mai und Freitag, den 23. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

In diesem Sinne: Liberté! Egalité! Fraternité! Aux Bouteilles, Citoyennes!

 

Dreizumquadrat Rebsorten in drei biodynamischen Rotweinen aus drei Ländern

Jacques Maillet: Chautagne Rouge – Mondeuse, Gamay, Pinot Noir – auf Sandstein

Sepp Muster: Rotwein – Blauer Wildbacher, Blaufränkisch, Zweigelt – auf Opok

Branko und Vasja Čotar: Terra Rossa – Teran, Merlot, Cabernet Sauvignon – auf eisenhältigem Karst

… alle drei Weine diese Woche glasweise und auch im Sortiment.

Quod erat demonstrandum, dass es auch kurz geht. Aber – sehr frei nach Professor Leopold Karasek – eigentlich geht’s ned kurz.

Eines vielleicht doch noch: Jetzt, wo Österreich musikmäßig wieder ganz vorne ist, möchte der Polifka-Rudl an den Trainer erinnern. Der war ja fast so etwas wie die personifizierte Absage an die faschistoide Castingshowfacebookerei. Dort ist es am wichtigsten, dass immer irgendwer als Hoppala-Depp oder als weniger Beliebter geopfert wird. Der Trainer hat die Menschen mögen. Die, die von der Gesellschaft schnell einmal geopfert werden, weil sie nicht so cool oder ein bissl patschert sind, vielleicht fast noch eine Spur mehr. Am 22. März wäre er 59 geworden.

Wenns jetzt eh schon wieder länger geworden ist: Chautagne gilt als die Provence Savoyens. Zikaden, Feigen- und Olivenbäume findet man in der nördlichen Verlängerung des Lac du Bourget, des größten natürlichen Sees, der vollständig in Frankreich liegt. Die Sommer sind heiß, die Winter mild, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 20°, windgeschützt, mit 1076 mm Niederschlag pro Jahr, der nur äußerst selten als Schnee fällt. Anders als in vielen anderen Teilen Savoyens bestimmen hier nicht Jacquère und Altesse die Weingärten, sondern Rotwein. Von den kräftigen Gamays sagt man, dass sie die Brust und nicht das Hirn erhitzen, darüber hinaus länger altern können als Beaujolais. In Jacques Maillets Chautagne Rouge fristet der Gamay kein Singledasein, sondern hat es im Terzett mit Pinot Noir und Mondeuse lustig. Alle wachsen sie auf grünem und ockerfarbenem Sandstein aus der gut zweihundert Millionen Jahre alten Trias, dem Beginn des geologischen Mittelalters, womit wir wieder bei den Castingshows wären.

Drei Rotweine, die jeweils aus drei Rebsorten bestehen, wie immer nicht ausschließlich

am Mittwoch, den 14. Mai und am Freitag, den 16. Mai
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Herr Rudolf grüßt ganz besonders den Grünen Veltliner Vogelsang 2002 vom Weingut Falk und alle Dorfclubs im Europa-Cöp!

Drei …

… undachtzig beginnt die Vertikale, die Herr Rudolf diese Woche glasweise ausschenken wird. Es wird sich dabei um den Grünen Veltliner Vogelsang des Weinguts Falk aus Bockfließ handeln. Dieses Weingut zeichnet sich durch einen ausgesprochen gepflegten Heurigen aus, vor einigen Jahrzehnten brachte man es noch in die Weinführer, worauf der Rudl nicht sehr viel gibt. Darum erspart er sich hier, darauf hinzuweisen, dass letzte Woche zum ersten Mal ein österreichischer Wein von Bertl Parker hundert Punkte erhalten hat. Es handelt sich dabei um den Riesling Vinothek 1995 von einem der ersten Lieblingsweingüter des Herrn Rudolf, dem Nikolaihof aus Mautern. Das könnte man erstaunlich finden. Der Rudl hat in den letzten Jahren nicht immer den Eindruck gehabt, dass diese Stilistik bei Parker so großen Anklang findet. Aber Geschmäcker ändern sich bekanntlich, manchmal. Und manchmal hängen Weinkritiker und Weinfreunde auch ihr Fähnlein ein bissl in den Wind.

Zurück zum Weingut Falk aus Bockfließ: In „Spitzenweingüter Östrerreichs“ von Mario Scheuermann aus dem Jahr 1991 wurde dem Weingut die gleiche Klassifizierung wie etwa Alphart, Schloss Gobelsburg, Hirtzberger, Knoll, Pitnauer oder Winkler-Hermaden zuteil. Damals wurde das Weingut als reines Weißweingut bezeichnet, das in Zukunft auch an die Auspflanzung von Cabernet Sauvignon denke. Wenn man das gemacht hat, ist er vermutlich in der Zwischenzeit schon wieder gerodet.

Auf alle Fälle schenkt Monsieur Polifka diese Woche folgende Jahrgänge des Grünen Veltliner Vogelsang von Falk aus und freut sich darauf schon wie ein kleines Kind, weil er sich Aufschlüsse über Wetter der einzelnen Jahrgänge und die Veränderungen in der Vinifizierung erwartet. Wer in den Weinen darüber hinaus Folgendes erschmeckt, kann um den Master of Wine einreichen und hat den Begriff „Terroir“ um ein paar nicht unbeträchtliche Facetten erweitert:

1983 beendet der seit ein paar Tagen gekrönte neue österreichische Fußballmeister die Meisterschaft in einer Sechzehner-Liga als Fünfter. Am 7. Mai besiegt der SC Alvorada Neusiedl am See eine Wiener Fußballmannschaft mit 2-1. Der UFC Purbach steigt aus der zweiten Division ab. Kein Verein der ersten beiden Sechzehner-Ligen wird aufgelöst. Für den 1. April plakatiert Günter Brödl ein Comback-Konzert von Ostbahn-Kurti in der Szene Wien, klebt dort dann „ausverkauft“ an die Tür, sperrt von innen zu und spielt über die Hausanlage die Platte „As it happens“ von Dr. Feelgood. In Bad Radkersburg kommt ein Schwager vom Herrn Rudolf auf die Welt. Letzterer überschreitet zum ersten Mal in seinem Leben die Demarkationslinie Enns. Eine Reise in das Burgenland wird für seine Zukunft nicht ganz ohne Folgen bleiben. Euphorisch hochgejubelter Weinjahrgang, heißer und trockener Sommer, oft hohe Alkoholwerte, aber wenig Säure. Vorletzte Ernte vor Publikwerden der Schönungsversuche mit Diethylenglykol.

1986 schafft der heute seit ein paar Tagen amtierende Meister durch einen zweiten Platz im Abstiegsplayoff den Klassenerhalt in der zweiten Division. Dem 1. Schwechater SC, dem FavAC und dem Villacher SV gelingt das nicht. Kein Verein der ersten beiden Ligen wird aufgelöst, nicht einmal Austria Salzburg, deren Vereinsführung beschlossen hat, sich dem SAK 1914 anzuschließen, was von diesem jedoch als nicht so gut Idee befunden wurde. Herr Rudolf unternimmt eine Studienreise nach Bergerac. In einem Jahr wird einer der größten und unterschätztesten Künstler des Landes, Otto Grünmandl, sein Programm „Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn ich mich aus“ vorstellen. Für viele politischen Akteure des Landes sollte dieses Kabarettprogramm auf Jahrzehnte hinaus zum politischen Programm werden, und ein fast synchroner Aufstieg von zwei Parteiobmännern, die einander angeblich nicht verputzen können, beginnt. Bedingt durch die extremen Fröste des Vorjahres und schlechtes Wetter während der Blüte wenig Wein, aufgrund des langen, warmen und trockenen Herbstes aber einer der besten Weinjahrgänge. Die Weine sind im Ausland nicht so gefragt, daher länger als gewöhnlich im Handel verfügbar. 

1993 verschustert der Meister in den letzten Runden einen großen Vorsprung und wird Zweiter in der ersten Division. LUV Graz steigt aus der zweiten Division ab. Daraufhin werden die Playoffs abgeschafft. Am Ende der Saison gründet sich die bestplatzierte Tiroler Mannschaft wieder einmal neu, was in Dornbach und Salzburg nicht unbeachtet bleiben sollte. Kulinarisch steht das Land im Zeichen der Erfindung der Kurti-Wurscht und der Entwicklung des Rezepts für die Kurti-Semmel. Die geringe Weinmenge 1993 wird gemeinhin auf Frostschäden im Februar zurückgeführt. Ein alternativer Erklärungsversuch, der die Gründung einer Wohngemeinschaft in der  Salzburger Alpenstraße kausal ins Spiel bringt, konnte sich nie durchsetzen, aber geben tut es ihn – anders als die WG – noch.

1997 wird derselbe Verein Meister der österreichischen Fußballbundesliga wie 2014. Mit dem Fav AC und dem VFB Mödling ziehen sich in einer Saison zwei Mannschaft aus dem Erfolgskonzept zweite Bundesliga zurück. Darüber hinaus fusionieren die beiden Linzer Vereine LASK und FC Linz, was zum ziemlich einzigartigen Namen LASK Linz führt. Ein Film, in dem Lukas Resetarits einen Wirt und Heribert Sasse den Trainer geben, kommt in die Kinos. Dass er, der Cineast schlechthin, in dem Film nicht vorkommt, nagt bis heute am Rudl – wahrscheinlich seine größte Chance, es einmal auf die Leinwand zu schaffen. Bei bis zu minus dreißig Grad knapp vor Jahresbeginn lässt es sich ein Oenologe nicht ausreden, mit defekter KFZ-Heizung von Salzburg nach Wien über das nordöstliche Weinviertel zu fahren. Doch auch er vermochte die Frostschäden in den Weingärten nicht zu unterbinden. Jahrhunderthochwasser im Juli, Trockenschäden in einer sehr warmer Leseperiode und eine Woche bis minus sieben Grad Frost in der dritten Oktoberwoche sorgen für einen abwechslungsreichen Weinjahrgang.

2000 Am 10. Oktober und lange Zeit danach want da Himmel Rotz und Wossa ohne End. Der vor wenigen Tagen gekürte Fußballmeister beendet die Saison als Sechster. Meister wird, wie in den Folgejahren, ein Verein, den es bald schon nicht mehr geben sollte. Im Erfolgsprojekt zweite Liga, das damals gerade „Erste Division“ heißt, werden mit dem FC Niederösterreich Sankt Pölten und dem SK Vorwärts Steyr zwei Mannschaften aufgelöst, ein anderes Erfolgskonzept mit dem Titel „Österreich neu regieren“ bedauerlicherweise noch nicht. Über die anhaltende Auseinandersetzung mit den Erfolgen dieser Regierung war hier im Februar dieses Jahres unter dem Titel „Du bist nicht allein (gelassen)“ einiges zu lesen. Ein fast idealer Weinjahrgang, mit einem heißen Sommer und einer äußerst frühen Ernte, den man in Anbetracht des Neuregiertwerdens auch dringend nötig gehabt hat. Aber Alkohol ist bekanntlich keine Lösung.

2002 Erneut wird der aktuelle Meister, der mittlerweile ja nicht mehr aus Lehen, sondern aus Siezenheim kommt, Sechster, erneut wurde die Tabelle vom FC Tirol Innsbruck angeführt, der dann allerdings liquidiert wird, in der zweiten Liga diese Saison der SV Braunau. Eine Parteiversammlung im steirischen Knittelfeld führt zu Neuwahlen, in Folge derer der jetzt kleinere Regierungspartner in einem noch affenartigeren Tempo Regierungsmitglieder austauscht, alle nur nicht den Schönsten, Besten und Erfolgreichsten. Der darf erfolgreich weiter wirken, wenn auch parteifrei. Auf eine meteorologisch unauffällige erste Jahreshälfte folgt am 2. Juli vor allem im Kremstal starker Hagel. Und dann beginnt es zu regnen. Weine mit einem guten Gleichgewicht an Frische und Frucht.

2003 Dritter Platz, in der zweiten Liga wird kein einziger Verein aufgelöst. Vielleicht weil es zu heiß war. Eine halbe Million Menschen beteiligt sich im Mai an den größten Streiks seit fünfzig Jahren. Ein Parteichef und ein Fastnichtmehrschonwiederdaparteichef entdecken ihre gemeinsame Vorliebe für Spargel und Wein, der in diesem Jahr aufgrund hoher Temperaturen in fast ganz Europa alkoholreicher als sonst ist. Wenn er zu spät gelesen worden ist, kann man ihn heute fast nicht mehr trinken. Massiver Einsatz von synthetischen Korkersatzstoppeln, die nicht nur etlichen Korkenziehern zum Verhängnis werden, nicht so am Weingut Falk, wo Naturkork verwendet wird. Und mit Jahresende geht auch noch Kurt Ostbahn in den wohlverdienten Ruhestand.

2004 Siebter Platz, Meister wird mit dem GAK ein Verein, dem das nicht viel besser bekommen sollte als dem FC Tirol Innsbruck kurz vorher. In der zweiten Liga wird der BSV Juniors Villach, Nachfolgeverein des SV Bad Bleiberg aufgelöst. Ein sogenannter „Rechtsintellektueller“ übersiedelt nach einem fulminanten Wahlerfolg von 6,31 Prozent nach Brüssel. Wahrscheinlich sollte dort herausgefunden werden, was das genau sein soll, ein „Rechtsintellektueller“. Bis dato erfolglos. Das Wetter ist im Großen und Ganzen eher kühler. In manchen Gebieten reifen die Trauben nicht ganz aus, im pannonischen Klima des südlichen Weinviertels schon. 

2007 Inzwischen wird der aktuelle Meister von Red Bull gesponsert und Meister. Die beiden Grazer Vereine beenden die Meisterschaft mit insgesamt 32 Punkten Abzug, aufgrund des Lizenzierungsverfahrens. Aus der Regionalliga Ost steigt der ASK Schwadorf in die zweite Liga auf. Dort bleibt er genau eine Saison, obwohl er weder auf- noch absteigt und nicht einmal zugesperrt wird. Inzwischen hat Österreich noch eine rechtspopulistsche Partei mehr. Die alte rechtspopulistische Partei ist ein Jahr zuvor von einem Wiener übernommen worden. Wenige politische Beobachter rechnen damit, dass es diese Gruppierung noch lange geben wird. Doch dann entdecken die Coverfotographen der investigativen Hochglanzmagazine den Wiener als Motiv. Bis August erinnert das Wetter an 2003, in manchen Gebieten mit massiven Hagelschäden. Ab September wird es dann feucht. Nicht alle trockenen Weine dürften frei von Botrytis sein.

2012 Auch damals gewinnt der gerade wieder frisch gekrönte Fußballmeister die Liga. Dem in der zweiten Liga spielenden Traditionsverein LASK Linz wird die Lizenz für die Bundesligen entzogen, den lustigen Namen darf er behalten. Rudolf Polifka tritt von seinem Ruhestand zurück und gründet ein Weingeschäft, Kurt Ostbahn nicht. Das Weinwetter ist in Österreich abwechslungsreich und bringt schlankere Weine hervor, in Savoyen klagt Jacques Maillet Anfang August über das meteorologisch schlimmste Jahr, das er als Winzer je erlebt hat. Erst eine Dienstreise Herrn Rudolfs durch Frankreich im August scheint das Wetter dort zur Raison zu bringen.

 

Diese zehn denkwürdigen, um nicht zu sagen, merkwürdigen Jahrgänge schenkt Rudolf Polifka diese Woche aus

am Mittwoch, den 7. Mai und am Freitag, den 9. Mai

von 16 bis 22 Uhr in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“,

Reindorfgasse 22,

 

wie gesagt „nicht ausschließlich“.

 

Herr Rudolf grüßt die Wetterfrösche und fast alle neuen Fußballmeister!